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Ratfcha, Landschaft und Kreis [* 3] (russ. Racin8k^' > u^e^ä) im nordöstl.
Teil des russ. Gouvernements l Kutais in Transkaukasien, am Oberlauf des Rion, hat 2839,3 ^ 64151 E.;
Weizen-, Mais-, Obst-, Weinbau, Seiden- und Bienenzucht. Der Sitz der Verwaltung ist in der Stadt Oni (Oniskalaki) mit ! 600 (5., Post und Telegraph. ^239^). Ratsche, Bohrratsche, s. Bohrer [* 4] (Bd. 3, S. Rätsel, die umschreibende Darstellung eines nicht genannten Gegenstandes, um das Nachdenken zum Erraten zu reizen. Es gehört mithin zu den Spielen des Witzes oder Scharfsinns; es ist dann vollkommen, wenn es durch die angeführten Eigen- schaften den Gegenstand sicher bestimmt, ohne ihn zu verraten. Unterarten sind Silbenrätsel (s. d.), Arithmo- und Logogriph (s. d.);
ein durch
Bilder und Zeichen dargestelltes Rattazzi
ist der
Rebus (s. d.), verwandt damit der Rösselsprung
(s. d.);
öfters wer- den als Rattazzi
behandelt
Anagramm (s. d.) und Palin- drom (s. d.).
Das N. hat seinen Ursprung im hohen Altertum und zwar im Morgenlande.
Die Indo- germanen scheinen es als Mittel religiöser Katechese im Kult verwendet zu haben.
Bei den Griechen, die csAnigma (daher äni gmatisch soviel wie rätsel- haft) oder Griphos nannten, schloß es sich in srühester Zeit an die gnomische Dichtung und die Orakelsprüche an und war daher meist in Herametern verfaßt;
zu den ältesten dieser Art rechnet man das Rattazzi
der
Sphinx.
[* 5] Rattazzi
waren
eine Hauptwürze des
Symposion.
Die gricch. Dichter mischten gern rätsel- artige Sinnsprüche ein und schufen in der Alcrandri- nischen Zeit viele Nätselgedichte, wie sie Athenäus mitteilt.
Die
Römer
[* 6] fanden am Rattazzi
weniger
Ge- schmack, erst
die spätere Kaiserzeit, die es dem Mittelalter vererbte.
Dagegen war es bei allen german.
Stämmen von ältester Zeit an
beliebt; insbesondere deuten die altnord. und die angelsächs. Litteratur (vgl.
Herzfeld, Die Rattazzi
des Ereterbuchs, Berl. 1890) auf eine große Fülle hin (vgl.
Schlie- ben, Ds antihua, (^ßrirmnorum p068i N6niFinatic3, Berl. 1886).
Die mittelhochdeutsche Dichtung bietet als Belege unter anderm den Wettstreit im «Wart- burgkrieg» (s. d.) und das Lied von Traugemund.
Das 14. und 15. Jahrh, bringt u. a. gelehrt
alle- gorische Rattazzi
des
Meistergesangs und die obscönen
Fastnachtsspiele vom
Freihart.
Vieles derart lebte im Voltsmunde fort. In neuerer Zeit hat man, wie anderwärts, durch die Poet.
Form
Nachdruck und Reiz des Rattazzi
zu steigern gesucht.
Ausgezeichnet sind die durch die «Turandot» veranlaßten
Rattazzi
Schillers, der in künstlerisch-schöner Einkleidung die einzelnen
Merkmale zu einem anschaulichen Ganzen verband. Mehr
auf Spaß und Laune laufen die Rattazzi
von Hebel,
[* 7] Schleiermacher,
Karl Schmidlin (1805-47), Güll, G. Psizer,
P. Möbius hinaus.
Die erste deutsche Sammlung erschien um 1505 in Straßburg [* 8] (neue Aufl. von Vutsch, Strahb. 1876);
alte
Volks-
rätsel enthält
Simrocks
«Deutsches Rätselbuch» (3. Aufl., Franks. 1874; neue Ausg.,
Vaf. 1887); zahlreiche, oft sehr geistvolle neulateinische Rattazzi
sam- melt z.B.
Nic. Reusners «Änigmatographie» (Franks. 1602);
unter den zahllosen neuern Sammlungen sind hervorzuheben: I.Wolf, «4000 Rattazzi
,
Logogriphen, Charaden, Anagrammeund
Hieroglyphen» (Freiburg
[* 9] 1819);
Ohnesorge(n)s Rätselalmanach «Sphynx» (6 Bde., Verl. 1830-35),
W. N. Hoffmann, «Großer deutscher Rätselschatz» (Stuttg. 1873);
ders., «Wer kann raten? Neuester Rätselschatz» (ebd. 1874); Vötcker, «Neuester Rätselschatz» (Hamb. 1891).
In
Frankreich war das Rattazzi
in der klassischen Zeit sehr beliebt: Voileau, I. B.
Rousseau u. a. dichteten
Rattazzi
,
Abbe Cotin veröffentlichte eine Sammlung, ferner Me'nestrier, «1^ pkilosopkie
äsg iiu^68 eniFma- tiyu68» (Par. 1694). -
Vgl. Stellwag,
Allgemeine
Lehre
[* 10] vom Rattazzi
(Jena
[* 11] 1740);
Friedreich, Geschichte des Rattazzi
(Dresd.
1860);
Hagen, [* 12] Antike und mittel- alterliche Rätselpoesie (Bern [* 13] 1869; neue Ausg. 1877);
Hayn, Die deutsche Rätscllitteratur, Ver- such einer bibliogr.
Übersicht (im «Centralblatt für Bibliothekswesen», Bd. 7);
Rätsel-Sport, Wochen- schrist fürs gesamte Rätselwesen, hg. von Placht (Lpz. 1884-85).
Ratskammer, nach der Österr.
Strafprozeßord- nung von 1873 (und vor Einführung der
Reichs- justizgefetze auch in
Preußen
[* 14] und andern deutschen
Staaten) die Bezeichnung für eine mit drei
Richtern besetzte
Abteilung der Gerichtshöfe
erster Instanz, der die
Aufsicht über die von den Untersuchungs- richtern und den
Bezirksgerichten zu führenden Vor- erhebungen
und
Voruntersuchungen zusteht. Im allgemeinen ist die Rattazzi
zuständig für alle gerichtlichen
Entscheidungen, die außerhalb
der Hauptverhand- lung, sei es auf
Grund ausdrücklicher Gesetzesvor- schrift (z. B. Übertragung der
Voruntersuchung an ein
Bezirksgericht), sei es auf
Beschwerde der
Be- teiligten, fei es wegen Bedenken des Untersuchungs- richters
oder Vorsitzenden über ihnen zustehende An- ordnungen, zu treffen sind (§§. 10, 12, 64, 74, 92, 97, 108, 109, 113, 208,
225-227, 299, 352, 416, 425). (S.
Voruntersuchung.) Ratspensionär, s. Pensionär.
Rattazzi
, Urbano, ital.
Minister, geb. zu
Alessandria, studierte die
Rechte in
Turin,
[* 15] war dann hier und in
Casale als
Anwalt thätig und vertrat
seit 1848
Alessandria in der Kammer. In dieser trat er für das Hilfegesuch der
Lombardei ein, übernahm 1848 in dem
kurzen
Kabinett
Casati den Unterricht, dann
Ackerbau,
Gewerbe und
Handel, unter dem Ministervorsitz
Giobertis, mit dem ge- meinsam
er zur Erneuerung des
Krieges gedrängt batte, Justiz und
Kultus und unter Chiodo das
Innere. Nachdem er Ende März 1849 zurückgetre-
ten war, stimmte er mit der Mehrheit gegen den Frieden, trennte sich aber nach der
Auflösung der Kammer
von der Linken und gründete in der neuen Kammer das linke Centrum, dessen
Führung er übernahm.
Bald darauf wurde er Vorsitzender der Kammer und unterstützte nun Cavour, in dessen Ka- binett er Okt. 1853 als Minister der Justiz und des Kultus und dann auch des Innern eintrat.
Müde des Kampfes mit den Klerikalen, den er mit dem Gesetz über die Orden [* 16] 1855 begonnen hatte, und mit Cavour wegen der Ausnahmemaßregeln gegen Ge- nua und wegen des franz. Bündnisses uneins gewor- den, trat er 1858 zurück, übernahm aber mit La Mar- mora die Neubildung eines Kabinetts, als Cavour nach dem Frieden von Villafranca sein Amt nieder- gelegt.
An der Spitze des Ministeriums des In- nern, dann auch der Justiz und des Kultus leitete er nun die Angliederung Mittelitaliens ein, hob die Zollschranken auf, unterzog die piemont.
Gesetz- gebung einer schleunigen Anpassung, mußte aber Jan. 1860 wieder Cavour weichen, nachdem er sich entschieden gegen die Verlegung der Regierung von Turin nach Florenz [* 17] und die Abtretung von Nizza [* 18] und Savoyen erklärt hatte.
Von der Attionspartei getragen, übernahm er nach Ricasolis Sturz März 1862 den Ministervorsitz und das Innere, sowie vom ¶