Ratramnus
,
auch Bertramus, Theolog des Mittelalters, Benediktinermönch im Kloster Corbie, geb. Anfang des 9. Jahrh., gest. nach 868. Sein Hauptwerk ist seine berühmte, im Auftrage Karls des Kahlen abgefaßte Schrift über das Abendmahl: «De corpore et sanguine Domini», worin er seinem Zeitgenossen Paschasius Radbertus (s. d.) und der von ihm verfochtenen Transsubstantiationslehre scharf entgegentrat und die Ansicht aufstellte, daß Leib und Blut Christi nur mystisch und figürlich im Abendmahl vorhanden seien.
Die
Schrift, im Mittelalter lange Zeit unbekannt, rief nach der
Reformation, als sich besonders die
Reformierten
für ihre Abendmahl
sanschauung darauf beriefen, eine ganze Litteratur hervor. Nicht minder berühmt sind des Ratramnus
vier
Bücher «Contra Graecorum opposita» worin er gegen
Photius, den
Patriarchen von
Konstantinopel,
[* 2] die
Abweichungen der abendländ.
Kirche von der morgenländischen in
Lehre
[* 3] und
Kultus rechtfertigte. Im Prädestinationsstreite stellte er
sich freimütig auf die Seite Gottschalks (s. d.). Eine Gesamtausgabe seiner
Werke befindet sich in Mignes
«Patrologie» (Bd. 121). –
Vgl. Martin, Ratramnus
, une conception de la cène
au Ⅸe siècle
(Toulouse
[* 4] 1891).
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