Ratibor - Rätien
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ehemals reichsunmittelbares
Fürstentum in Oberschlesien, zählte auf 991 qkm (18 QM.) 32,000
Einw ., stand
von 1288 bis 1532 unter eignen
Herzögen , kam dann an
Österreich ,
[* 3 ] durch den
Frieden von
Breslau
[* 4 ] 1742 an die
Krone
Preußen
[* 5 ] und
wurde 1821 als Mediatfürstentum dem
Landgrafen
Viktor Amadeus von
Hessen-Rotenburg als
Entschädigung für
seine 1815 an
Preußen abgetretenen Besitzungen in der niedern
Grafschaft
Katzenelnbogen gegeben. Nach dem Erlöschen der
Linie
Hessen-Rotenburg 1834 fiel es durch
Testament dem
Prinzen
Viktor von
Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst zu, der indes erst
nach einem
Prozeß mit der kurhessischen
Regierung zum
Besitz desselben gelangte. Das jetzige Mediatherzogtum Ratibor
[* 6 ] liegt
zerstreut in den
Kreisen Ratibor ,
Rybnik und
Leobschütz
[* 7 ] des Regierungsbezirks
¶
mehr
Oppeln ,
[* 9 ] ist 1821 aus der Herrschaft Ratibor und mehreren ehemaligen geistlichen Besitzungen zusammengesetzt und
hat meist polnisch redende Bewohner.
[* 6 ] Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Oppeln , am linken Ufer der hier schiffbar werdenden Oder, Knotenpunkt
der Linien Kosel-Oderberg und Ratibor-Leobschütz der Preußischen Staatsbahn, 190 m ü. M., hat eine evangelische
und 2 kath. Kirchen , eine Synagoge , ein öffentliches Schlachthaus, ein Wasserhebewerk und (1885) mit der
Garnison (2 Eskadrons Ulanen Nr. 2 und 2 Infanteriebataillone Nr. 62)
19,524 Einw., darunter 3075 Evangelische , 15,131 Katholiken und 1317 Juden .
Krankenhaus zu Stettin
* 11
Krankenhaus .
Die Stadt besitzt große Eisengießereien und Maschinenbauanstalten, eine Eisenbahnnebenwerkstätte, eine große Schmiede -
und Schlosserwerkstätte, bedeutende Zigarren - u. Tabaks -, Schuh- u . Hufnägel-, Schuhwaren-, Schokoladen -,
Papier - und Pappe -, Korbwaren - und Glasfabrikation,
[* 10 ] eine Zuckerfabrik, Möbelfabriken, Konservenfabriken, lithographische Anstalten,
Dampfsäge-, -Mahl- und -Ölmühlen , Brennereien etc. Der Handel , unterstützt durch eine Reichsbanknebenstelle, durch die Oberschlesische
Fürstentums-Landschaft und durch den Oberschlesischen Kreditverein , ist besonders bedeutend in Landesprodukten. ist Sitz eines
Landgerichts , eines Hauptsteueramtes , eines Bergreviers, hat ein Gymnasium , ein Realprogymnasium , eine Taubstummenanstalt ,
ein Krankenhaus ,
[* 11 ] eine Strafanstalt etc. -
Ratibor erhielt 1217 deutsches Stadtrecht . Unmittelbar bei der Stadt liegen die Dörfer Bosatz mit 907 Einw. und dem Schloß des Herzogs
von Ratibor , Ostrog mit 2491, Altendorf mit 3582, Plania mit 2589 Einw. Zum Landgerichtsbezirk Ratibor gehören
die neun Amtsgerichte zu Bauerwitz , Hultschin , Katscher , Kosel ,
[* 12 ] Leobschütz , Loslau , Ratibor , Rybnik und Sohrau .
Vgl. Weltzel, Geschichte
der Stadt und Herrschaft Ratibor (2. Aufl., Ratib. 1882).
Vereinigte Staaten von
* 17
Vereinigten .
[* 6 ] Viktor Moritz Karl , Herzog von Ratibor , Fürst von Korvei , Prinz zu Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst , geb. 10. Febr. 1818 zu
Rotenburg a. d . Fulda ,
[* 13 ] studierte in Göttingen ,
[* 14 ] Bonn
[* 15 ] und Heidelberg ,
[* 16 ] machte öftere weite Reisen , überließ
durch Vertrag vom 15. Okt. 1845 seinem jüngern Bruder , Chlodwig (s. Hohenlohe 6), die Herrschaft Schillingsfürst und übernahm
die Verwaltung der 1834 vom Landgrafen von Hessen-Rheinfels-Rotenburg ererbten Besitzungen Ratibor und Korvei , welche 1840 zu
einem Herzog -, bez. Fürstentum erhoben worden waren. 1847 war er Mitglied der Herrenkurie des Vereinigten
[* 17 ] Landtags , 1849 der preußischen Zweiten Kammer , 1850 des Erfurter Parlaments , wurde dann erbliches Mitglied des Herrenhauses ,
dessen erster Präsident er seit 1877 ist. Seit 1867 ist er Mitglied des norddeutschen, seit 1871 des deutschen Reichstags ,
in dem er sich der deutschen Reichspartei anschloß.