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Rasitt, Stenka (d. i. Stephan), Timosejewitsäv Fübrer eines Kosaken- und Volksausstandes 1667 -70 in Rußland, stammte aus dem Wojßko der Donischen Kosaken und wurde in Tsckerkassk ge- boren. Infolge der bedrängten Lage des Volks im Moskauer Reich und in der Ukraine zur Zeit des Zaren Alexej kamen viele flüchtige besitzlose Leute und Kosaken am Don zusammen.
Sie wäblten Raskolniken
, einen Mann von ungewöhnlicher Tbattraft und Verwegenheit, zum
Ataman, der mit ihnen «gegen die
Bojaren» zog.
Der.Hauptschauplatz seiner Thä- tigkeit war längs der Wolga und auf dem Kaspi- schen Meere;
bier hatte er einen Kampf mit
der pers. Flotte zu bestehen. Am schlimmsten war sein Auftreten in
Astrachan, wo er den Woiwoden
Pro- sorowskij,
alle Adligen und rcicben Leute, später der Nachfolger
R.s auch den Metropoliten
Joseph ermorden lieh und die
Kirchen, Staatskassen
u. a. plünderte, überall in den eingenommenen Orten wurde die Kosakenverfassung eingeführt,
und das
Volk fah in Raskolniken
feinen Retter und Befreier.
Gegen ihn gesandte
Truppen gingen meist naob Ermor-
dung ihrer Befehlshaber zu Raskolniken
über;
erst als er Zaryzin, Saratow, Samara erobert und vor Sim- birsk stand, wurde er im Okt. 1670 vom
Fürsten Barjatynskij geschlagen. Raskolniken
zog sich an den
Don zurück, wurde hier jedoch von den sehhaften
Kosaken gefangen genommen und an
Moskau
[* 3] ausgeliefert.
Nach grausamen Folterungen erfolgte daselbst 16. (6.) Juni 1671 seine Hinrichtung, wobei ibm zuerst ein Arm, dann ein Bein und zuletzt der Kopf ab- gehauen wurde.
Das Andenken an seinen Tod und seine Person hat sich in zahlreichen Liedern und Sagen des großruss.
Volks erhalten. -
Vgl. Kosto- marow, Iwnt 8t6nka.
I^xina. (Der Aufstand R.s, Petersb. 1859, und in dessen «iLtoricLLki^ HIono- Fraüi», Bd. 2).
Rask, Rasmus Kristian, dän. Sprachforscher, geb. zu Broendckilde bei Odense [* 4] auf Fünen, begründete seinen Ruhm durch die dänisch geschriebene, 1818 schwedisch umgearbeitete «An- leitung zur Kenntnis der island. oder altnord. Sprache» [* 5] (Kopenh. 1811);
eine kürzere dän. Fassung («Kortfattet Vejleoning» u. s. w.) erschien 1832 (4. Aufl. 1861).
1807-12 entwarf Raskolniken
Systeme der meisten german., slaw. und roman.
Sprachen;
auch brachte er die ind.
Sprachfamilien in eine
ver- gleichende Übersicht. 1813 ging er nach
Island,
[* 6] wo
er eine Sammlung der intereffantesten ^agen an- legte. Sein 1814 vollendetes .Hauptwerk für kom- parative Sprachenkuude,
die «Untersuchungen über den Ursprung der altnord. oder isländ.
Sprache», wuroe 1817 gedruckt. In dieser
Arbeit stellte Raskolniken
zuerst
die Gesetze der german. Lautverschiebung auf. 1816 trat er eine
Reise nach
Asien
[* 7] an. In
Stock- holm, wo
er sich zuerst über ein Jahr aufbielt, gab er die «Edden» (1818) heraus
und vollen- dete seine «Angelsächs.
Sprachlehre» (Kopcnh. 1817).
Dann hielt er sich längere Zeit in Peters- burg auf, ging hierauf über Tiflis nach Persien [* 8] und Indien, wo ihn neben dem Hindustaniscken und Sanskrit auch die alte Perscrsprache beschäf- tigte.
Als Frucht diefcr Studien erschien die Ab- handlung «Über das Alter und die Echtheit der Zcnd- sprache und des Zcndavesta» (deutsch von Hagen, [* 9] Verl. 1826).
1823 nach Kopenbagen zurückgekehrt, schrieb eine «Span. Sprachlehre» und eine «Fries. Sprachlehre» (1824-25),
gab seinen «Versuch einer wissenschaftlichen dän. Rechtschreibungslehre» (1826) Brockhaus' Konversations-Lcxilon. 14. Aufl. XIII. und eine dän. Grammatik in cngl.
Sprache (1830 u. 1846) und eine «Engl. Formenlehre» (1832) heraus und arbeitete zugleich an einem Werke über den malabarischen Sprachstamm. [* 10]
Außerdem beschäf- tigte er sich mit einem got. Wörterbuch sowie mit einer Untersuchung der Verwandtschaft zwischen den lappischen und den nordasiat.
Sprachen. Seine Thä- tigkeit als Vorstand der von ibm 1816 gegründeten Isländischen Litteraturgesellschaft und der 1825 ge- stifteten königl. Gesellschaft für nordische Altertums- kunde, an deren Ausgaben altnord.
Texte er sich be- teiligte, war umfassend. Er starb als Professor der orient.
Sprachen in Kopenhagen. [* 11]
Nach seinem Tode ersckien die Sammlung seiner Abbandlungen (3 Bde., Kopenh. 1834-38). -
Vgl. L. Wimmer, Rasmus Kristian Raskolniken
(Kopenh. 1887).
Nasköl (russ.), das
Schisma, s. Raskolniken.
Naskölniken (russ. r^koiniki), soviel wie Sckismatiker, Ketzer.
Die ältesten Abweichungen von der Kirche in Rußland bezogen sich auf dogmati- sche Lehren. [* 12]
Dabin gehören die Strigolniken, im 14. Iabrh. von Karp Strigolnik gegründet (sie verwarfen jede Kierarckie u. a.).
Über die neuern Abweichungen solcker Art von der Kirche in Ruß- land s. Russische Sekten. [* 13]
Der eigentliche Raskol hat eine andere Bedeutung. Schon um die Wende des 15. und 16. Jahrh, wurde in der russ. Kirche die Frage erwogen, ob die alten Texte der Kirchenbücher nicht im Laufe der Zeit von den Abschreibern stark entstellt seien. Zar Wassilij Iwanowitsch berief den Mönch Mari- mus vom Atboskloster, diese Frage zu entscheiden.
Marimus wies in den überlieferten Bibeltexten und Kirchenbüchern eine Menge Fehlernach, wo- für er auf Betreiben der entrüsteten russ. Geistlich- keit) 525 in ein Kloster gefperrt wurde.
Doch wurde noch 1551 auf einem Konzil zu Moskau dieselbe Frage verhandelt.
Michael Romanow beauftragte den Archimandriten Dionysius 1617 mit der Revi- sion der Texte, konnte ihn aber selbst nicht vor dem Gefängnis schützen. Es blieb alles beim alten. Der wirkliche Raskol beginnt erst im 17. Jahrh, mit der Verbesserung der liturgischen Bücher durch den Patriarchen Nikon (s. d.) und hat neben der kirch- lichen auch eine polit. und sociale Bedeutung.
Auf einem
Konzil zu
Moskau 1666 wurden die von Nikon eingeführten
Verbesserungen von vielen nicht anerkannt, und die Raskolniken
hielten sich auch ferner an die
alten Bücker und Gebräuche, weshalb sie sich auch Altrituale (Staroobrjadzy) oder Altgläu- bige (Starowj erzy) nannten,
während man unter Rechtgläubigen oder Orthodoxen (Prawo- slawnyje) die
Anhänger der Staatskirche versteht. Zugleich verwarfen
sie aber auch die polit.
Cen- tralisation, ja oft fogar die Gewalt des
Zaren felbft, die
Bureaukratie,
die Rekrutenaushebungcn u. a., insbesondere die
Reformen
Peters d. Gr. An den
Aufständen von Rasin und Pugatschew waren die
Raskolniken
stark beteiligt.
Sie hatten daher heftige Ver- folgungen von der Regierung und der Kirche zu erdulden, breiteten sich aber gleichwohl über alle Pro- vinzen Rußlands, wie auch in Polen und Sibirien aus.
Vudilowitfch (in «8tati^ti(-63i(^H
tadlic^», Petersb. ^l875)berecknet sie auf3074000, doch sollen sie in der That 8, nach andern sogar 14 Mill. zählen.
Schon Ende des 17. Jahrh, spalteten sich die Raskolniken
in zwei Hauptzweige, die noch bestehen: in solche, welche
ihre Priester von den
Bischöfen der Staatskirche weihen lassen (Popowzy, Popowschtschina) 40
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