Rask
,
Rasmus Christian, berühmter dän. Sprachforscher, geb. zu Brändekilde bei Odense [* 3] auf der Insel Fünen, widmete sich früh dem Studium der isländischen Sprache [* 4] sowie andrer verwandter, besonders germanischen Sprachen. Die ersten Früchte seiner Studien waren eine Anleitung zur isländischen oder altnordischen Sprache (Kopenh. 1811) und die Ausgabe von Björn Haldorsens isländischem Wörterbuch (das. 1814). 1812 machte er mit N. Nyerup eine Reise durch Schweden [* 5] und Norwegen, 1813 nach Island, [* 6] wo er das epochemachende Werk »Undersögelse om det gamle Nordiske eller Islandske Sprogs Oprindelse« (Kopenh. 1818) vollendete, in dem er durch eine eingehende und methodische Untersuchung der altnordischen Sprache nach Lautlehre und grammatischem Bau den bestimmten Nachweis ihrer nahen Verwandtschaft mit den südgermanischen und ihrer entferntern Verwandtschaft mit den slawischen und lettischen Sprachen sowie mit dem Griechischen und Lateinischen lieferte.
Nächst Bopps und Grimms ersten Arbeiten hat dieses Buch am meisten dazu beigetragen, der vergleichenden Sprachforschung Bahn zu brechen. Um auch die entferntern Verwandten der »thrakischen« Sprachen aufzusuchen, trat er 1816 mit königlicher und andrer Unterstützung eine Reise nach Indien an. Zunächst hielt er sich bis Ende Februar 1818 in Stockholm [* 7] auf, wo er die beiden Eddas, seine angelsächsische Grammatik und eine schwedische Bearbeitung der isländischen herausgab, ging dann durch Finnland nach Petersburg, [* 8] wo er ebenfalls ein Jahr blieb, und reiste im Januar 1819 über Moskau, [* 9] Astrachan und Tiflis durch Persien [* 10] nach Indien, das er 1820 erreichte und in den beiden folgenden Jahren durchreiste. Er verweilte namentlich in Bombay [* 11] unter den Feueranbetern und auf Ceylon, [* 12] wo er die reichen Schätze von altiranischen und buddhistischen Handschriften erwarb, die jetzt in den dänischen Bibliotheken aufbewahrt werden.
Anfang Mai 1823 kam er mit reicher Ausbeute nach Kopenhagen [* 13] zurück, wo er bald darauf zum außerordentlichen Professor der Litteraturgeschichte ernannt wurde und 1831 die Professur der morgenländischen Sprachen erhielt, aber bereits starb. hat noch eine Menge von Abhandlungen und größern Werken herausgegeben, in denen er teils seine Forschungen über die asiatischen Sprachen niederlegte, teils europäische Sprachen behandelte. Bahnbrechend wirkte seine Abhandlung über die Echtheit der Zendsprache (deutsch von v. d. Hagen [* 14] 1826), in der er die besonders in England erhobenen Zweifel an der Authentizität der durch Anquetil bekannt gemachten Überreste der heiligen Schriften der Parsen oder Feueranbeter siegreich widerlegte und die nahe Verwandtschaft der Sprache des Zendavesta mit dem Sanskrit nachwies.
Hervorzuheben sind auch seine »Frisisk Sprogläre« (1825),
sein scharfsinnige
Versuch, eine wissenschaftliche
Orthographie
für das
Dänische zu begründen (»Dansk Retskrivningsläre«, 1826), und seine
verschiedenen Untersuchungen über die uralaltaischen und die kaukasischen
Sprachen. Seine sämtlichen hinterlassenen Sammlungen
und
Entwürfe wurden von seinem
Bruder den
Kopenhagener
Bibliotheken geschenkt und ein Teil derselben in
die von letzterm herausgegebene Sammlung seiner zum Teil ungedruckten Abhandlungen (1834-1838, 3 Bde.)
aufgenommen. Eine warm geschriebene
Biographie Rasks
von seinem
Freund N. M.
Petersen findet sich in des letztern »Samlede Afhandlinger«
(1. Bd., Kopenh. 1870).
Vgl. auch Rönning, Rasmus Kristian Rask
(Jubiläumsschrift, Kopenh.
1887).