Ueber die Bewegung der Bevölkerung im Laufe des 19. Jahrhunderts lassen sich nur fur Oestlich und Westlich Raron zusammen
vergleichende Angaben machen, da frühere Zählungen zwischen den beiden Bezirken nicht immer unterschieden haben. Sie zählten:
1816
1850
1870
1888
1900
3880
4739
5457
5912
6609
Ew.
Ueber die geschichtliche Entwickelung vergl. die Art. Raron (Gem. und Dorf), Lœtschenthal und Mœrel (mit
Grengiols), welche drei Siedelungsgruppen früher mehr oder minder selbständige Gemeinwesen bildeten.
(Westlich). Bezirk des Kantons Wallis,
umfasst zusammen mit dem benachbarten Bezirk Oestlich Raron 33080 ha Fläche.
Grenzt im W. an den Bez. Leuk, und zwar folgt die Grenze nördl. der Rhone bis oberhalb Goppenstein der
Lonza und geht dann über den Gipfel des Niven, um beim Lötschenpass die Kantonsgrenze gegen Bern
zu erreichen, und zieht sich südl.
der Rhone von Gampel bis zum Gipfel des Ergischhorns und von da zum Dreizehnenhorn (3056 m), dem hinten über
dem Mühlebachthal und zwischen dem Nikolaithal und dem Turtmanthal sich erhebenden südlichsten Punkt des Bezirkes. Im O. grenzt
er längs dem untern Abschnitt des Visperthales südl. und längs den Gemeinden Baltschieder und Gründen nördl. der Rhone an
den Bezirk Visp, von da längs dem Baltschiederbach bis zum Bietschhorn (3953 m) und Nesthorn an den Bezirk
Brig
und endlich vom Nesthorn über Schienhorn, Lötschenlücke und Anengrat bis zum Mittaghorn an den Bezirk Oestlich Raron. Im
N. endlich trennt ihn der lange Eiskamm des Petersgrates (mittlere Höhe 3220 m) vom Kanton Bern.
Westlich Raron umfasst folgende 12 Gemeinden:
Raron (Hauptort), Niedergestelen und Steg im Rhonethal, Bürchen, Eischoll und Unterbäch, links der Rhone,
Ausserberg und Hothen auf den Höhen rechts der Rhone und endlich Ferden, Kippel, Wiler und Blatten im Lötschenthal. 7 kathol. Kirchgemeinden:
Raron, Steg, Bürchen, Eischoll, Unterbäch, Ausserberg und Kippel, und zwei Rektorate (Filialen): Niedergestelen und St. German. 692 Häuser
und 860 Haushaltungen. 4071 Ew., wovon 4058 Katholiken und 13 Reformierte (Angestellte in den Minen von
Goppenstein und am Elektrizitätswerk an der Lonza); 4009 Ew. sprechen deutsch, 17 französisch und 48 italienisch.
Die den Bezirk vom Fuss der Terrasse von Ausserberg bis zur Mündung der Lonza von O. nach W. durchfliessende
Rhone hat auf dieser 8 km langen Strecke ein Gefälle von blos 9 m (645-636 m). Die übrigen Wasseradern des Bezirkes
sind: n. der Rhone die das Lötschenthal durchfliessende Lonza, der das einsame Bietschthal entwässernde, bei Raron auf die
Rhoneebene ausmündende und von da an kanalisierte Bietschbach, und der bei Niedergestelen das Ijollithal
verlassende Ijollibach;
s. der Rhone der Mühlebach und der Laubbach, die beide kaum 1 km voneinander entfernt bei
mehr
Turtig in die Rhone münden. Der Bezirk ist nach Bodengestaltung und Bodenbenutzung vorwiegend Bergland. Die von der Rhone nach
N. aufsteigenden Gehänge sind steil, felsig und an manchen Stellen nur schwer zugänglich und bieten nur einigen vereinzelten
kleinen Terrassen Raum, die nur mit vieler Mühe durch künstliche Bewässerung dem Anbau nutzbar gemacht
werden können. Die Viehstatistik hat folgende Resultate ergeben:
1886
1896
1901
Rindvieh
3394
3208
3532
Pferde
136
118
149
Schweine
382
597
458
Maultiere
22
36
49
Schafe
4588
4638
4394
Ziegen
1182
1710
1223
Bienenstöcke
227
365
368
Mit Ausnahme einiger Rebparzellen unter der Terrasse von St. German und von etwas Obstbau beschränkt
sich die landwirtschaftliche Tätigkeit der Bevölkerung auf den Anbau von Roggen und auf Alpwirtschaft mit Viehzucht. Daneben
besitzen die kleinen Gemeinden links der Rhone, besonders Eischoll, auch noch einige schöne Waldungen, aus denen sie Bauholz
ausführen. Die Industrie ist blos durch den nach Unterbruch von verschiedenen Jahren 1892 wieder aufgenommenen
Abbau der Bleierze von Goppenstein oder Rotenberg und die noch wenig zur Blüte gelangte Fremdenindustrie vertreten (kleine
Fremdenstationen sind Ried im Lötschenthal und Turtig).
Das an Naturschönheiten reiche Lötschenthal macht nur geringe Anstrengungen zur Hebung des Fremdenverkehres und verlegt
sich hauptsächlich auf Alpwirtschaft und Viehhandel mit den den nämlichen Viehschlag züchtenden Bauern
des Val d'Illiez. Die Berge um Eischoll enthalten Silbererze, die im 16. und zu Beginn des 17. Jahrhunderts abgebaut worden
sind. 1873 hat man auf dem sog. Heidnischen Bühl ä. der Kirche St. German 22 Keltengräber mit Schmucksachen und Gegenständen
aus Bronze aufgedeckt.
Erratische Blöcke. Den Bezirk durchziehen parallel zur Rhone und links vom Fluss die Simplonbahn und die grosse Thalstrasse.
Bahnstationen Raron und Gampel (Steg). Andere Fahrstrassen sind mit Ausnahme des auf eine Länge von 6 km bis Goppenstein fahrbaren
Weges ins Lötschenthal keine vorhanden. Zu nennen ist noch der von Turtig ausgehende und gegenüber Raron
die Wandfluh erklimmende Fussweg, der über Unterbäch und Bärchen ins Nikolaithal führt.