unzugänglich ist und keine ständigen Siedelungen hat. Die Leute von Raron pflegen im Frühjahr ihre Schafe und Ziegen hier
hinaufzutreiben und sie dann im Herbst durch einige Männer wieder herunter holen zu lassen. Am Fuss der Terrasse von
Ausserberg
stehen das Dorf
St. German mit einer Kirche (Filiale der Pfarrei Raron) und die Häusergruppe
Z'Kummen,
neben der sich ein in dieser rauhern Gegend des
Rhonethales vereinzelter
Rebberg befindet. 800 m n. vom Dorf Raron liegt rechts
über dem
Bietschbach der
WeilerRarnerkumme und gegenüber dem Dorf am linken Ufer der
Rhone und am N.-Fuss der Terrasse von
Unterbäch der
WeilerTurtig mit der Station Raron der Simplonbahn. 1046 bildete Raron ein Allod, das von
Egeloff von Opelingen zugleich mit
Brienz dem Kloster
Frienisberg geschenkt wurde und später an den
Bischof von
Sitten kam.
Vitztum (bischöflicher
Statthalter) von Raron und
Leuk war 1210 ein Heinrich von Raron, dessen eigentliche Herkunft
unbekannt ist, der aber der Ueberlieferung nach aus
Brienz gekommen sein soll. Ihm folgte in seinen Aemtern 1243 einer seiner
Söhne als Heinrich 1. von Raron, während die vier andern Söhne Amadeus,
Ulrich, Rudolf und Johann Stifter verschiedener
Zweige der Familie wurden. 1276 war ein Rudolf von Raron bereits Vitztum über eine Reihe von
Herrschaften.
Von dieser Zeit datiert der Aufschwung und die Machtfülle des Gechlechtes, das dann besonders im Laufe des 14. Jahrhunderts
sowohl auf die Erweiterung des politischen Einflusses als auch auf die Besetzung des Bischofsstuhles zu
Sitten durch seine
eigenen Glieder hinarbeitete. Und in der Tat gab es dem Lande fünf
Bischöfe und mehrere Hauptleute.
Der berühmteste derer von Raron war Witschard oder Guichard, dem Margaretha von Räzüns eine reiche Mitgift in die Ehe
mitgebracht hatte und der sich durch seine Bündnisse mit landesfremden
Herren und seine Verteidigung von zahlreichen ausländischen
Interessen im
Walliser Volk viele Feinde schuf.
Als er sich endlich auch noch mit den
Grafen von Savoyen, den geschworenen Feinden der Unterwalliser, verständigte, war sein
Mass voll. Es wurde ihm die sog. Mazze, eine Art von Keule, vor's
Haus getragen und ihm damit bedeutet, dass er nun vom Volke
geächtet sei und dass ihm dieses den Krieg ansage. Seine Burgen Raron,
Leuk und
Beauregard wurden genommen
und angezündet und er selbst sowie Wilhelm V. von Raron,
Bischof von
Sitten, des Landes verwiesen. Der neue
Bischof, Andreas
de Gualdo, setzte den Witschard von Raron dann 1420 wieder in den Besitz seiner früheren
Güter ein, wurde aber
vom vertriebenen
Bischof Wilhelm beständig befeindet, sodass er schliesslich mit Hilfe des erbitterten Volkes mit den Raron
und ihren Parteigängern reinen
Tisch machte und sie ihrer Macht für immer zu entsetzen vermochte.
Damit war das einst so stolze und harte Geschlecht endgiltig gebrochen. 1146 und 1276: Raron; 1210, 1302 und 1306:
Raronia, Rarognia; 1398: Rarognya. Schalenstein auf dem ö. der Pfarrkirche sich erhebenden Hügel
«Heidnisch Bühl», an dessen
Fuss 1873 22 Gräber mit Schmucksachen aus Bronze aufgedeckt worden sind. Bei
St. German Funde von Beilen aus Jadeit. In den
Reben von
St. German hat man schon zu wiederholten Malen Funde von Münzen, Medaillen und Gräbern aus
der Römerzeit zu Tage gebracht.
(Œstlich).Bezirk des Kantons Wallis,
umfasst zusammen mit dem benachbarten Bezirk Westlich Raron 33080 ha Fläche.
Besteht aus den ehemaligen
HerrschaftenMörel
und
Grengiols und umfasst in der Hauptsache den unteren Abschnitt des
Goms, d. h.
des oberstenRhonethales. Der Bezirk grenzt im O. an den Bezirk
Goms, von dem ihn südlich der
Rhone die
Ausläufer des
Cherbadung und die
Binna und n. vom Fluss der Deischberg, der
Laxgraben, der
Kamm des
Eggishorns und die östl.
Grenze des
Eis- und Firngebietes von Aletsch bis zum
Gross Fiescherhorn trennen.
Hier ist als einziger Uebergang von Bedeutung der
Ritterpass (2692 m) zu erwähnen, der aus dem
Längthal
ins
Val di Vedro und ins Antigoriothal führt. Der Bezirk wird in der Richtung NNO.-SSW. von der Mündung der
Binna (900 m)
bis zu derjenigen der
Massa (695 m) auf eine Länge von 10 km von der
Rhone durchflossen. Von andern Wasseradern sind einzig
nennenswert der in die
Binna mündende
Längthalbach; der
Mühlebach, aus dessen Thal in der Nacht vom 18. auf
den jene Lawine auf
Grengiols niederging, die 8
Häuser zerstörte und 13 Personen tötete; der aus dem schönen
Bettmersee kommende
Bettmerbach und der das Dorf
Mörel durchfliessende
Dorfgraben.
Hauptbeschäftigung der Bewohner sind Alpwirtschaft und Viehzucht.
Mörel verdankt seiner günstigen und geschützten Lage
noch einige Rebspaliere, sowie Kastanien-, Nuss- und andere Obstbäume. Handel mit Vieh, Fettkäse und Butter, die bis nach
Sitten hinunter guten Absatz finden. Der im Aufblühen begriffenen Fremdenindustrie dienen zwei Gasthöfe
in
Mörel und die unvergleichliche Höhenstation auf der
Riederalp.
Grengiols hatte im 16. Jahrhundert eine Silbererzmine, die
aber ihres zu geringen Ertrages wegen einging und nicht wieder abgebaut worden ist. Im
Längthal mit seinen Verzweigungen
finden sich wie im
Binnenthal zahlreiche, seltene Mineralien. Die Viehstatistik hat folgende Resultate
ergeben:
Ueber die Bewegung der Bevölkerung im Laufe des 19. Jahrhunderts lassen sich nur fur Oestlich und Westlich Raron zusammen
vergleichende Angaben machen, da frühere Zählungen zwischen den beiden Bezirken nicht immer unterschieden haben. Sie zählten:
1816
1850
1870
1888
1900
3880
4739
5457
5912
6609
Ew.
Ueber die geschichtliche Entwickelung vergl. die Art. Raron (Gem. und Dorf), Lœtschenthal und Mœrel (mit
Grengiols), welche drei Siedelungsgruppen früher mehr oder minder selbständige Gemeinwesen bildeten.
Die den Bezirk vom Fuss der Terrasse von Ausserberg bis zur Mündung der Lonza von O. nach W. durchfliessende
Rhone hat auf dieser 8 km langen Strecke ein Gefälle von blos 9 m (645-636 m). Die übrigen Wasseradern des Bezirkes
sind: n. der Rhone die das Lötschenthal durchfliessende Lonza, der das einsame Bietschthal entwässernde, bei Raron auf die
Rhoneebene ausmündende und von da an kanalisierte Bietschbach, und der bei Niedergestelen das Ijollithal
verlassende Ijollibach;
s. der Rhone der Mühlebach und der Laubbach, die beide kaum 1 km voneinander entfernt bei
¶
mehr
Turtig in die Rhone münden. Der Bezirk ist nach Bodengestaltung und Bodenbenutzung vorwiegend Bergland. Die von der Rhone nach
N. aufsteigenden Gehänge sind steil, felsig und an manchen Stellen nur schwer zugänglich und bieten nur einigen vereinzelten
kleinen Terrassen Raum, die nur mit vieler Mühe durch künstliche Bewässerung dem Anbau nutzbar gemacht
werden können. Die Viehstatistik hat folgende Resultate ergeben:
1886
1896
1901
Rindvieh
3394
3208
3532
Pferde
136
118
149
Schweine
382
597
458
Maultiere
22
36
49
Schafe
4588
4638
4394
Ziegen
1182
1710
1223
Bienenstöcke
227
365
368
Mit Ausnahme einiger Rebparzellen unter der Terrasse von St. German und von etwas Obstbau beschränkt
sich die landwirtschaftliche Tätigkeit der Bevölkerung auf den Anbau von Roggen und auf Alpwirtschaft mit Viehzucht. Daneben
besitzen die kleinen Gemeinden links der Rhone, besonders Eischoll, auch noch einige schöne Waldungen, aus denen sie Bauholz
ausführen. Die Industrie ist blos durch den nach Unterbruch von verschiedenen Jahren 1892 wieder aufgenommenen
Abbau der Bleierze von Goppenstein oder Rotenberg und die noch wenig zur Blüte gelangte Fremdenindustrie vertreten (kleine
Fremdenstationen sind Ried imLötschenthal und Turtig).
Das an Naturschönheiten reiche Lötschenthal macht nur geringe Anstrengungen zur Hebung des Fremdenverkehres und verlegt
sich hauptsächlich auf Alpwirtschaft und Viehhandel mit den den nämlichen Viehschlag züchtenden Bauern
des Val d'Illiez. Die Berge um Eischoll enthalten Silbererze, die im 16. und zu Beginn des 17. Jahrhunderts abgebaut worden
sind. 1873 hat man auf dem sog. Heidnischen Bühl ä. der Kirche St. German 22 Keltengräber mit Schmucksachen und Gegenständen
aus Bronze aufgedeckt.
Erratische Blöcke. Den Bezirk durchziehen parallel zur Rhone und links vom Fluss die Simplonbahn und die grosse Thalstrasse.
Bahnstationen Raron und Gampel (Steg). Andere Fahrstrassen sind mit Ausnahme des auf eine Länge von 6 km bis Goppenstein fahrbaren
Weges ins Lötschenthal keine vorhanden. Zu nennen ist noch der von Turtig ausgehende und gegenüber Raron
die Wandfluh erklimmende Fussweg, der über Unterbäch und Bärchen ins Nikolaithal führt.