Rapp
,
Wilhelm, deutsch-amerikan. Journalist und Politiker, geb. zu Lindau [* 2] in Bayern [* 3] als Sohn eines Pfarrers, studierte in Tübingen [* 4] Theologie, nahm an der freiheitlichen Bewegung von 1848/49 in Schrift und That lebhaften Anteil, wurde nach dem Scheitern der badischen Revolution auf der Flucht nach der Schweiz [* 5] an der Grenze ergriffen, saß ein Jahr auf dem Asberg, ging nach seiner Freilassung in die Schweiz, wo er zu Ilanz im Kanton Graubünden [* 6] als Lehrer wirkte, siedelte 1851 nach Amerika [* 7] über und widmete sich dort dem Zeitungsfach.
Von 1853 bis 1856 redigierte er die »Turnzeitung« in
Philadelphia
[* 8] und
Cincinnati
und übernahm 1857 die Leitung des Baltimorer
»Wecker«, die er in so entschieden republikanischem
Sinne führte, daß der
Pöbel der rebellenfreundlichen Stadt das Geschäftslokal
der
Zeitung stürmte, wobei Rapp
mit knapper
Not den
Händen der wütenden
Rotte entrann. Nach fünfjähriger
redaktioneller Thätigkeit an der »Illinois-Staatszeitung« kehrte er 1866 an den
»Wecker« zurück, wirkte 1870 durch
Reden in zahlreichen Versammlungen mit großem Erfolg für den
Fonds, der für die deutschen
Verwundeten in
Amerika zusammengebracht wurde, und trat 1872 von neuem in die Redaktion der »Illinois-Staatszeitung«
ein, in welcher er noch heute hervorragend thätig ist, stets eifrig für Aufrechterhaltung der deutschen
Sprache
[* 9] und
Sitte eintretend. Hauptsächlich seiner kräftigen Leitung verdanken die
Deutschen in
Illinois und
Wisconsin ihren 1890 errungenen
Sieg für ihre
Sprache und
Schule. Seine größern
Reden und seine Reisebriefe aus
Deutschland
[* 10] sind unter dem
Titel:
»Erinnerungen
eines
Deutsch-Amerikaners an das deutsche Vaterland«
(Chicago 1890) erschienen.