Raphael
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Raphael,
(eigentlich Raffael Santi, irrtümlich Sanzio), der größte Meister der neuern Malerei, geb. zu Urbino als Sohn des Malers und Dichters Giovanni Santi, welcher ihn bis zu seinem Tod (1494) in der Kunst unterrichtete (vgl. Schmarsow, Giov. Santi, der Vater Raphaels, Berl. 1887). Dann scheint sich Raffael bei Timoteo Viti, der 1495 nach Urbino kam, weitergebildet zu haben, war hierauf um 1500 Schüler und Gehilfe des Pietro Perugino, an dessen Kunstweise er sich eine Zeitlang anschloß, und bei welchem er mehrere Jahre arbeitete.
Vorübergehend war er auch in Città di Castello und in Siena thätig. Sodann ging er 1504 nach Florenz. [* 3] Die Werke des Leonardo, Michelangelo und Fra Bartolommeo sowie Florenz selbst, damals der Sitz alles Schönen und Trefflichen, übten einen bedeutenden Einfluß auf seine künstlerische Entwickelung aus. Nachdem er den Winter von 1504 unter Studien und der Ausführung einiger Bilder in Florenz zugebracht hatte, kehrte er 1505 nach Perugia zurück, wo er ein Fresko ausführte. 1506 ging er wieder nach Florenz, wo er seine Studien nach den ältern Meistern eifrig fortsetzte.
Insbesondere von Fra Bartolommeo lernte er den schönen Aufbau der Gruppen, jene Bewegtheit bei aller strengen Symmetrie, die in seinen Bildern aus jener Zeit zuerst sich zeigt. Vorübergehend besuchte er von Florenz aus Bologna und Urbino, wo der Hof [* 4] des Herzogs Guidobaldo der Sammelplatz der schönen Geister des Landes war. Aus Bramantes Veranlassung ward er 1508 vom Papst Julius II. nach Rom [* 5] berufen, um an der Ausmalung von einigen Zimmern, den sogen. Stanzen, des vatikanischen Palastes teilzunehmen. In Rom, wo bald die ausgezeichnetsten und vornehmsten Männer, unter ihnen namentlich der Graf Castiglione und Pietro Bembo, mit ihm in vertraute Verbindung traten und die Päpste Julius II. und Leo X. ihn mit Aufträgen überhäuften, eröffnete sich ihm ein großartiger Wirkungskreis, und die zahlreichen Werke, die seinem fruchtbaren Geist entströmten und durch Markantons Grabstichel vervielfältigt wurden, verkündeten seinen Ruhm in ganz Italien [* 6] und zogen zahlreiche Schüler herbei. Zu Michelangelo stand Raffael stets in einem ziemlich scharfen Gegensatz; die beiden Meister waren ihrer ganzen Richtung nach voneinander verschieden.
In den spätern Jahren kann man allerdings ein Anlehnen Raffaels an Michelangelo konstatieren. Die äußere Stellung Raffaels war eine außerordentlich glänzende. Am ernannte ihn Papst Leo X. zum obersten Leiter des Baues der Peterskirche und zum Aufseher über die Ausgrabungen antiker Kunstdenkmäler in Rom. Seine Werke wurden sehr geschätzt und hoch bezahlt, sein Name war in Italien im Mund aller und auch im Ausland weitberühmt. Franz I. von Frankreich bestellte Gemälde bei Raffael und wollte ihn zu seinem Hofmaler machen. Albrecht Dürer schenkte ¶
ihm für einige Handzeichnungen ein Exemplar seines ganzen »Werkes«. Raffaels Auftreten war, wie Vasari berichtet, mehr das eines Fürsten als eines Malers; er kleidete sich prächtig, bewohnte ein schön eingerichtetes Haus im Borgo nuovo etc. Er war nicht vermählt, doch mit Maria da Bibbiena, der Nichte des gleichnamigen Kardinals, verlobt. Nach Vasari hat er bis zu seinem Tod eine Geliebte besessen, die bei ihm wohnte. Sie soll unter dem Namen Fornarina bekannt und die Tochter eines Bäckers gewesen sein.
Ihre Züge scheinen der Sixtinischen Madonna zu Grunde zu liegen. Die unter dem Namen Fornarina gehenden Bildnisse rühren teils nicht von Raffael her, teils stellen sie andre Personen dar. Raffael starb an einem hitzigen Fieber am Karfreitag in Rom. Das Gerücht, sein unsittlicher Lebenswandel sei die Ursache seines frühen Todes gewesen, ist erst später aufgekommen und völlig unbegründet. Die Zeitgenossen sprechen mit hoher Achtung von seinem sittlichen Charakter, so daß es wahrscheinlich ist, daß seine rastlose Thätigkeit seinen zarten Körper im Übermaß angestrengt und zuletzt aufgegeben hat. Der Leichnam Raffaels ward im Pantheon beigesetzt. Die Marmorstatue der heiligen Jungfrau auf dem Altar [* 8] über dem Grabgewölbe, deren Ausführung Raffael selbst dem Lorenzetto anvertraut hatte, wird vom Volk unter dem Namen Madonna del Sasso als wunderthätig verehrt. 1833 wurde die durch Raffaels Brustbild und eine Inschrift bezeichnete Gruft geöffnet und sein Skelett [* 9] noch ziemlich wohlerhalten gefunden. Raffaels Gesichtsbildung war regelmäßig und einnehmend. Seine Haare [* 10] waren braun und seine Augen von sanftem, bescheidenem Ausdruck. Seine Gestalt war von schlankem Wuchs und mäßiger Größe.
Seiner ersten Periode, während welcher er sich zur umbrischen Schule, namentlich der des Perugino, hielt, gehören unter andern folgende Werke an: Christus am Kreuz, [* 11] umgeben von Maria, Johannes, Magdalena und St. Hieronymus, beim Lord Dudley in London; [* 12]
die sogen. Madonna Solly und die heilige Jungfrau, das Christuskind im Schoß auf einem Kissen haltend, zu beiden Seiten St. Hieronymus und St. Franziskus, im Museum zu Berlin; [* 13]
die Krönung der heiligen Jungfrau, ganz in der herkömmlichen Weise der umbrischen Schule, doch schon mit Raffaelscher Individualität, in der Galerie des Vatikans;
das kleine Bild eines unter einem Lorbeerbäumchen schlafenden jungen Ritters, dem im Traum die allegorischen Gestalten der Mühen und Freuden des Lebens erscheinen, in der Nationalgalerie zu London;
die drei Grazien (nach einer antiken Gruppe), bei Lord Dudley in London;
die Madonna aus dem Haus Connestabile, in der Eremitage zu Petersburg; [* 14]
die Vermählung Mariä (Sposalizio), in der Brera zu Mailand, [* 15] durch Longhis und Stangs Stiche bekannt, ebenfalls noch ganz in Peruginos Weise gehalten, wiewohl Ausdruck und Bewegung bereits lebendiger als bei diesem sind und überhaupt Raffaels Eigentümlichkeit schon überall durchleuchtet (von 1504).
Von den Bildern, die Raffael für den Herzog Guidobaldo in Urbino malte, ist vor allen Christus auf dem Ölberg zu nennen, ein Bild von äußerst sorgfältiger Ausführung, sowie ein St. Michael und St. Georg, beide jetzt im Louvre.
Mit Raffaels erstem Aufenthalt in Florenz beginnt seine zweite Künstlerperiode, in welcher er sich durch das Studium Fra Bartolommeos und Leonardos allmählich von der Weise Peruginos entfernte. Als die frühsten Bilder, die er in Florenz ausführte, gelten die schöne Madonna del Granduca (Palast Pitti in Florenz), die, obwohl noch an die Schule Peruginos erinnernd, doch schon eine großartigem, einfachere Haltung zeigt, und die Madonna Terranuova (Berliner [* 16] Museum).
Seine ersten Porträte [* 17] waren die Bildnisse des Angelo und der Maddalena Doni im Palast Pitti, denen später das Selbstbildnis (in den Uffizien) folgte. Dieser ersten Zeit gehört auch das bereits erwähnte Fresko in einer Kapelle der Kirche San Severo in Perugia an: Gott Vater, ein Buch haltend, schwebt mit dem Heiligen Geist über dem Heiland;
zwei halberwachsene Engel stehen anbetend zunächst dem Heiland, welcher zum Segnen die Arme erhebt;
rechts und links auf Wolken sitzen sechs Kamaldulenser.
In der Haltung des Ganzen erscheint hier Raffael großartiger und in der Behandlung breiter als je zuvor. Der untere Teil des Gemäldes (ebenfalls sechs Kamaldulenser) ist von Pietro Perugino nach dessen eigner Erfindung ausgeführt worden. Während seines zweiten Aufenthalts in Florenz malte Raffael für Lorenzo Nasi das unter dem Namen der Madonna mit dem Stieglitz (del cardellino) bekannte Madonnenbild, ein Bild voll lieblicher Einfalt und himmlischer Grazie, jetzt in den Uffizien zu Florenz.
Auch das unter dem Namen der heiligen Jungfrau im Grünen bekannte Bild in der Wiener Galerie stammt aus dieser Zeit. In Florenz entstand auch die heilige Familie unter der Fächerpalme, jetzt bei Lord Ellesmere in London, welche schon entschieden Raffaels Eigentümlichkeit zeigt. Während seines dritten Aufenthalts in Urbino malte er für den Herzog unter andern ein Bild des heil. Georg, jetzt in der Eremitage zu Petersburg. Dieser florentinischen Periode gehören ferner an: die heilige Familie aus dem Haus Canigiani, in der Münchener Pinakothek;
eine Grablegung Christi (1507) für Atalante Baglioni, ein ausgezeichnetes Gemälde, zu dem der Künstler besonders ernste Studien machte, jetzt in der Galerie Borghese zu Rom;
die Predella in der vatikanischen Galerie (gestochen von Amsler);
die Madonna des Hauses Orléans [* 18] in Chantilly bei Paris; [* 19]
die Madonna aus dem Haus Niccolini und die Madonna auf der Steinbank (gestochen von Mandel), beide bei Lord Cowper in Panshanger;
die heilige Familie mit dem Lamm, in Madrid; [* 20]
die Madonna aus Sant' Antonio in Padua [* 21] und die Madonna Ansidei (beide in der Nationalgalerie zu London).
Von großer Lieblichkeit im Ausdruck ist das Madonnenbild aus dem Haus Tempi, in der Münchener Pinakothek (gestochen von Raab); [* 22] eine überaus graziöse Darstellung der Madonna aber jene aus dem Palast Colonna, jetzt im Museum zu Berlin (gestochen von Mandel). Unvollendet, wie das vorige, ließ auch das unter dem Namen La belle jardinière bekannte Madonnenbild im Museum des Louvre, eins der schönsten Raffaels. Ein andres Bild aus derselben Zeit stellt die Madonna dar, wie sie von dem schlafenden Kinde den Schleier aufhebt, um es dem kleinen Johannes zu zeigen, der knieend und lebhaft bewegt auf dasselbe hindeutet.
Diese Komposition, als Madonna mit dem Schleier (au linge) bekannt, ist jedoch nicht mehr im Original, sondern nur noch in Kopien erhalten. Unter den letzten Werken, welche in Florenz begann, ist das unter dem Namen der Madonna del Baldachino bekannte Gemälde, welches er für den Altar der Familie Dei in San Spirito zu malen übernahm, das bedeutendste (jetzt im Palast Pitti in Florenz). Raffael ahmte darin die Art und Weise des Fra Bartolommeo vollkommen nach, aber der Ausdruck der Köpfe atmet Raffaelschen Geist. Dieses Bild ist jedoch von fremder Hand [* 23] vollendet worden. ¶
Raffaels großartige künstlerische Thätigkeit fällt in seinen Aufenthalt in Rom, welcher die dritte Periode seines Künstlerlebens umfaßt. Seine Thätigkeit als Freskomaler beginnt im Zimmer della Segnatura des Vatikans, welches er (1508-11) mit den allegorisch-symbolischen Darstellungen der Theologie, Philosophie, Poesie und Jurisprudenz schmückte. Auf dem Bilde der Theologie, gewöhnlich die Disputa (gestochen von Keller) genannt, sitzt die allegorische Gestalt der Theologie auf Wolken.
Als Einleitung zu dem großen Wandgemälde, welches die durch die Erlösung erfolgte Wiedervereinigung des gefallenen Menschengeschlechts mit Gott zum Vorwurf hat, ist an der Decke [* 25] der Sündenfall dargestellt. Oben im Himmel [* 26] des Hauptbildes erscheint Gott-Vater, umgeben von den Scharen der Engel, und unter ihm thront der Heiland, welcher den Heiligen Geist herabsendet zur Erleuchtung der von ihm gestifteten Kirche. Zu der Rechten Christi sitzt die heilige Jungfrau und zur andern Seite der Täufer Johannes.
Etwas tiefer im weitern Halbkreis sitzen ebenfalls auf Wolken Patriarchen, Propheten und Märtyrer. In der untern Abteilung erscheint die Eucharistie in der Monstranz auf dem Altar, und zu den Seiten desselben sitzen die vier Kirchenlehrer Hieronymus, Ambrosius, Augustin und Papst Gregor d. Gr. Den Hintergrund füllen die Figuren andrer Kirchenlehrer des Mittelalters, darunter auch Dante und Savonarola sowie allgemeine Repräsentanten christlicher Gemeinden.
Den Übergang vom Bilde der Theologie zu jenem der Poesie bildet an der Decke die Darstellung der von Apollon [* 27] über Marsyas [* 28] verhängten Strafe, und als Überschrift zu dem unter dem Namen des Parnassos bekannten Hauptbild dient die allegorische [* 24] Figur der Poesie. Das darunter befindliche große Wandgemälde zeigt uns die auf dem Parnaß versammelten großen alten und neuern Dichter. Das dritte Gemälde ist der Philosophie gewidmet und unter dem Namen der Schule von Athen (gestochen von Jacoby) bekannt.
Oben thront die allegorische Gestalt der Philosophie, während das Gemälde selbst eine Versammlung alter, vornehmlich griechischer, Philosophen darstellt, die eine Übersicht der Entwickelung der griechischen Philosophie, nach Schulen geordnet, geben. Die Charaktere sind von der größten Mannigfaltigkeit. Als Übergangsbild zur Darstellung der Jurisprudenz dient das Urteil des Salomo. Die Lünette [* 29] enthält drei allegorische Figuren: die Stärke, [* 30] die Vorsicht und die Mäßigung, welche mit der darüber befindlichen Gerechtigkeit die Kardinaltugenden versinnlichen.
In dem Bild zur Linken sitzt der Kaiser Justinian, dem vor ihm knieenden Tribonian die Pandekten und den Kodex übergebend. In dem Bild gegenüber übergibt Papst Gregor VII. einem Advokaten die Dekretalen. Nach Vollendung dieser Arbeiten führte Raffael noch ein Fresko, den Propheten Jesaias in Sant' Agostino zu Rom, aus, ein Bild, in dem Michelangelos Einfluß nicht zu verkennen ist. Später folgten die Propheten und Sibyllen in Santa Maria della Pace, von denen namentlich die letztern zu den großartigsten Werken des Meisters gerechnet werden, während die erstern nur nach flüchtigen Entwürfen von ihm ausgeführt worden sind.
Die Ausschmückung des zweiten Zimmers im Vatikan, [* 31] der Stanza d'Eliodoro, wurde 1512 begonnen und 1514 vollendet. Auf dem ersten der Deckenbilder schwebt Jehovah, von zwei Engeln umgeben, einher, und der Erzvater Abraham liegt in Anbetung vor ihm auf den Knieen, eins der schönsten Bilder des Meisters. Weniger ansprechend ist das zweite Deckenbild: das Opfer Abrahams. Das dritte stellt Jakob vor, wie er im Traum aus der Himmelsleiter Engel auf- und niedersteigen sieht.
Von außerordentlicher Kraft [* 32] und Energie ist die vierte Darstellung an der Decke, wie Gott-Vater dem Moses im feurigen Busch erscheint. Das erste der großen Wandbilder stellt den Heliodor dar, wie er, im Begriff, den Schatz des Tempels zu Jerusalem [* 33] zu rauben, durch die Erscheinung eines Ritters in goldener Rüstung [* 34] niedergeschmettert wird. Das zweite Wandbild schildert eine wunderbare Begebenheit (ein an der Transsubstantiation zweifelnder Priester sieht aus der von ihm geweihten Hostie Blut fließen), die sich 1263 in der Kirche der heil. Christina zu Bolsena während der Messe zugetragen haben soll und Veranlassung zur Stiftung des Fronleichnamsfestes gegeben hat.
Das dritte Wandgemälde stellt die Befreiung des Apostels Petrus aus dem Gefängnis dar; das vierte zeigt den Hunnenkönig Attila, wie er, im Begriff, gegen Rom anzurücken, durch die Erscheinung der Apostelfürsten Petrus und Paulus bewogen wird, der Mahnung des Papstes Leo I., Italien zu verlassen, Gehör [* 35] zu geben, eins der vorzüglichsten Bilder Raffaels. Um dieselbe Zeit, zu Anfang des Jahrs 1514, führte Raffael im Haus des Agostino Chigi (der Villa Farnesina) den Triumph der Galatea in Fresko aus.
Das dritte Zimmer im Vatikan, die Stanza dell' Incendio, ward 1514-17 von Raffael ausgeschmückt; doch mußte er sich dabei mehr als früher der Mithilfe seiner Schüler bedienen. Das erste Wandbild stellt dar, wie Papst Leo III. in Gegenwart Karls d. Gr. durch einen Schwur auf das Evangelium die Beschuldigungen der Neffen des verstorbenen Papstes Hadrian I. von sich abweist. Das zweite schildert die Kaiserkrönung Karls d. Gr. durch Leo III. Das dritte Bild zeigt den Hafen von Ostia, wo die Sarazenen auf das Flehen des Papstes Leo IV. durch Gottes Hilfe, der einen heftigen Sturm sendet, besiegt werden.
Das ausgezeichnetste Gemälde dieses Zimmers ist der Burgbrand, der nach Anastasius dem Bibliothekar 847 in der Vorstadt Borgo nuovo ausbrach und durch alle menschlichen Bemühungen nicht gelöscht werden konnte. Diese Darstellung nebst einer Ansicht der alten Fassade der Peterskirche bildet den Hintergrund, während den Vordergrund von den verschiedenartigsten Motiven belebte Gruppen ausfüllen. An dramatischem Interesse, an Schönheit der Komposition, an Meisterschaft in der Ausführung steht dieses Bild unter den vatikanischen Fresken in erster Reihe.
Doch hat Raffael keins dieser Gemälde mehr eigenhändig durchgeführt. Nicht minder reich wurde der nach einer Seite offene Gang [* 36] (Loggien), welcher im zweiten Stock von der Stiege nach dem Saal des Konstantin und den Stanzen führt, ausgeschmückt. Er besteht aus 13 kleinen kuppelartigen Abteilungen mit 48 Darstellungen aus dem Alten und 4 aus dem Neuen Testament, gewöhnlich Raffaels Bibel [* 37] genannt. Zu allen diesen Bildern und Ornamenten (Grotesken, s. d.) lieferte Raffael aber nur die Entwürfe, die seine Schüler ausführten.
In das Jahr 1516 fällt die Ausschmückung des Badezimmers im dritten Stockwerk des Vatikans für den Kardinal Bibbiena. Es enthält auf dunkel rotbraunem Grund sieben Hauptfelder mit mythologischen Darstellungen, welche sich auf die Macht der Liebe und Schönheit beziehen. Auch zu der Ausschmückung der Loggiendecke der Farnesina lieferte er nur die Kartons, die Ausführung seinen Schülern überlassend. Hier gab die Fabel von Amor und Psyche den Stoff zu einer Reihe von Gemälden. Die letzte bedeutende Arbeit, welche ¶