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zum obern Irawadi;
Eisenbahnen führen bis über Prome und Maudale hinaus.
Deutschland
[* 3] ist iu Ranke
durch einen Konsul vertreten.
Ranke
wurde 1753 Hauptstadt von Pegu. Am wurde sie unter
Campbell und uuter
God- win und
Admiral Anstin erobert.
Nangungummi, s.
Kautschuk. Nangunöl^ s. Petroleum. R.2.nia2.V, s. Frösche.
[* 4] Nanieri,
Antonio, ital. Schriftsteller,
geb. zu Neapel,
[* 5] studierte daselbst und in
Bologna die
Rechte, später in
Berlin
[* 6]
Philosophie nnd Geschichte.
Nach Italien [* 7] zurückgekehrt, aber wegen seiner liberalen polit.
Gesinnung aus dem Königreich Neapel verbannt, wohnte er in
Florenz
[* 8] mit
Leopardi zusammen, den Ranke
, als er nach Neapel zurückkehrte, mit sich nabm und mit seiner Schwester
Panline sieben Jahre pflegte.
Nach Leopardis
Tode errichtete ihm Ranke
ein
Denkmal in Piedigrotta bei Neapel, besorgte eine Gesamtausgabe
von dessen Schriften und schrieb eine
Biographie des Dichters, die er später durch «8ott6 anui äi Loäalixio con
(^i^como I^oparäi» (Neap. 1880) ergänzte.
Nach der Einigung
Italiens
[* 9] ward Ranke
Professor der
Ge- schichte
in Neapel. Er starb in Por- tici. Von seinen Schriften sind noch zu nennen der sociale Noman " (^in6vi-H, 0 1'0i'l^n^
cleiig, Xun- öiÄta» (Capolago 1839),
der großes Aufsehen machte und Ranke
Verfolgungen von feiten des
Klerus und Haft zuzog, und «I primi ciiiHUL äscoli ä^II^ stoi-ia li'Italia äci
^60ä08i0 a ^ln-IoiNÄFiw» (Brüss. 1841), deren Zweck war, die Entstehung der päpstl.
Theo- kratie aufzudecken.
Eine Gesamtausgabe seiner Schriften ist zu Mailand [* 10] erschienen (3 Bde., 1862 -64); dazu «8ci-it,ti vai-ii» (Neap. 1891). Nämgandsch (engl. Raneegunge, Rani- ganj), Stadt in der Division Bardwan der brit.- ind. Lieutenantsgouverneurschaft Vengalen, mit (1891) 13 772 E., Station der Eisenbahn Haura (Kalkutta)-Patna, ist Mittelpunkt bedeutender Steinkohlenlager.
NaniiiI., s. Froschkrabbe. [* 11]
Nanis (Rahnis), Stadt im
Kreis
[* 12] Ziegenrück des preuß. Reg.-Bez.
Erfurt,
[* 13] an der Linie Gera- Probstzella
(Station
Krölpa-Ranke
2 km entfernt) der ! Preuh. Staatsbahnen,
[* 14] Sitz des Landratsamtcs des Kreises Ziegenrück und
eines Amtsgerichts (Land- gericht Rudolstadt),
[* 15] hat (1890) 1888 E., darunter 31 Katholiken, Post,
Telegraph,
[* 16] evang. und kath.
Kirche, Kreiskranke
nhaus.
Auf einem Felfen die alte Burg N. und in der Nähe die kleine Burg Branden stein.
Nank heißt ein Schiff, [* 17] dessen Schwerpunkt [* 18] hoch l liegt, dessen Stabilität also klein ist. i Nank, Klein-Gemeinde und Badeort im Stuhl- ! bezirk Kaschau des ungar. Komitats Abauj-Torna, ^ nordöstlich von Kaschau, am Westfuhe des Eperies- ! Tokajcr Trachytzugcs, hat (1890) 307 slowak. E., ^ fünf eisenbaltige Quellen, darunter die vom In- ! genieur Zsigmondy 1875 erbohrte Springquellc ! (404 in tief, 15 - 23° 0.), einen alkalisch-muriati- ! schen Säuerling, die alle sechs Stunden einen 18 m, hohen Wasserstrahl herauswirft.
Nank, Joseph, Schriftsteller, geb. zu Friedrichsthal im Böhmerwald, studierte iu Wien [* 19] Philosophie und Rechtswissenschaft, wandte sich aber bald ausschließlich der litterar.
Laufbahn zu. 1848 war Ranke
kurze
Zeit Mitglied der Deutscheu National- versammlung, wo er sich zur gemäßigten
Demokratie bekannte, später lebte Ranke
eiue
Zeit lang in
Stutt- gart, seit 1851 in Franksnrt a. M., seit 1854 in
Weimar
[* 20] und
seit 1859 in
Nürnberg,
[* 21] wo er den
«Nürnberger
Kurier» redigierte. 1861 siedelte er nach
Wien über, wurde 1862 Direktionssckretär des
k. k. Hosthcaters, 1876 Generalsekretär
am
Wiener Stadttheater und später Direktionssckretär der
Hof- oper, 1882 trat er auch in die Redaktion der Zeit- schrift
«Die
Heimat» ein.
Schon sein erstes Werk: «Aus dem Vöhmerwalde» (Lpz. 1843),
ward beifällig aufgenommen.
Mehr künstlerische Durchbildung be- kundeten spätere Arbeiten, wie «Neue Geschichten aus dem Vöhmerwalde» (Wien 1847),
«Eine Mut- ter vom Lande» (Lpz. 1848),
«Florian» (2 Vde^ ebd. 1853), «Geschichten armer Leute» (Stuttg. 1853), der Volksroman «Achtspünnig» (2 Bde., Lpz. 1856), das Charakterbild «Ein Dorsbrutus» (2 Bde., Glog. 1861),
die beiden Sammlungen «Von Haus zu Haus» (Lpz. 1855) und «Aus Dorf und Stadt» (2 Bde., Glog. 1860),
die Romane «Im Klosterhof» (Stuttg. 1875),
«Der Seelenfänger» (ebd. 1876) uud «Der Hauskobold» (Berl. 1885).
Seine Volks- erzählungen, die zu den besten Dorfgeschickten ge- hören, faßte er wieder u. d. T. «Aus dem Vöhmer- walde» (3 Bde., Lpz. 1851) zusammen (mcdrere er- schienen auch in Reclams «Nniversalbibliothek»). -
Vgl. Pröll,
Joseph Ranke
(Prag
[* 22] 1892).
Nanke (^ii'i'liuä), in der
Botanik ein stengelarti- ges, verzweigtes oder unverzweigtes Gebilde, das den meisten lletternden
Pflanzen zur Befestigung an irgend einem als Stütze passenden Gegenstand dient. Ihrer morpholog. Natur nach kann die Ranke
sowohl
ein metamorphosiertes
Stammorgan als auch ein
Blatt
[* 23] oder ein
Teil desselben sein. übrigens ist es sür
die Funktion der Ranke
als Befestigungsmittel völlig gleichgültig, welcher morpholog.
Kategorie dieselbe angehört;
denn die
blattbürtigen N. der Papilionaceen leisten genau dasselbe, wie die als Stengelorgane zu betrachteuden N. vom
Wein- stock
u. a. Die äußere Form der Ranke
ist bei den ein- zelnen Kletterpflanzen
insofern verschieden, als die einen, z. V. die
Passionsblume (s. d.), unverzweigte, andere dagegen, wie die Cucurbitaceen,
[* 24] verzweigte besitzen.
Doch ist diese Verschiedenheit für ihre Funktion ebenfalls ziemlich belanglos.
Die wich- tigste Eigenschaft
sämtlicher Ranke
ist eine mehr oder minder stark ausgebildete Reizbarkeit, die sich da- durch
zu erkennen giebt, daß bei andauernder
Be- rührung, Druck oder
Stoß Veränderungen im Wachstum hervorgerufen werden.
Bei den
meisten Ranke
tritt infolge des Reizes eine Verzögerung im Wackstum der berührten Seite ein und es kommt dabei eine
bogenförmige oder schraubenlinige
Krüm- mung zu stände, mittels deren ein Anheften an den Stützen
ermöglicht wird.' Da diese
Krümmungen sick nicht bloß auf die direkt gereizte Partie, son- dern allmählich aus die ganze
Ranke
erstrecken, so wird zugleich ein Heranziehen des kletternden
Stengels an die Stütze herbeigeführt.
Bei sehr empfind-
lichen Ranke
, wie bei vielen Passiflorcn, genügt schon ein Druck von wenigen Milligramm, um eine
Krümmung zu erzielen, bei andern dagegen muß eine länger andauernde Berührung, verbunden mit ftärkerm Druck einwirken,
ehe jenes ungleiche
Wachs- tum zweier gegenüber liegenden Seiten der Ranke ein- tritt. Die Ilrsache dieses verschiedenen Wachstums
ist nicht bekannt.
Eine weitere wichtige Eigenschaft der Ranke ist ihre Fähigkeit, fog.
Nutationsbewegun- gen (s. Nutation) auszuführen und so gewissermaßen ¶
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in dem Umkreis ihrer Bewegungen eine passende Stütze zu suchen.
Tritt eine solche hindernd für die Nutation auf, so wird dadurch ein Drnck auf die Ranke erzeugt und somit auch ein Reiz ausgeübt.
Die nunmehr entstehende Krümmung kann dann leicht ein Umschlingen der Stütze ermöglichen.
Vei einigen Pflanzen, die an Mauern, Wänden, dicken Baum- stämmen u. dgl. in die Höhe klettern, wird die Be- festigung der Ranke auf etwas andere Weise erreicht;
bei derartigen Stützen würde ein Umschlingen mittels Krümmungen nicht möglich sein, es kommt deshalb bei solchen Pflanzen, wie z. B. beim wilden Wein, infolge des Reizes zur Bildung eigentümlicher Ge- webepolster an den Enden der einzelnen Ranken- zweige, die sich fest an die Unterlage andrücken.
Zu- gleich tritt, wahrscheinlich durch Ausscheiden eines Sekrets, eine Vcrkittung dieser Polster mit der Stütze ein und wird dadurch gleichfalls eine wirksame Be- festigung der kletternden Stengel [* 26] erreicht. Da auch in diesen Fällen außerdem noch in den zurückliegen- den Partien der Ranke meist schraubenlinige Krümmun- gen auftreten, so wird ebenso wie bei den andern Kletterpstanzen der Stengel an die Stütze herange- zogen.
Ganz ähnlich wie die echten Ranke wirken bei einigen Kletterpflanzen die Blattstiele;
doch kommt in diesen Füllen nur ein Befestigen mittels Krüm- mungen zu stände.
Derartige Blattstiele besitzen z. V. viele Arten der Gattung (^Iemlrti8; sie sind auf allen Seiten gleich reizbar, während die meisten Ranke nur auf einer Seite Reizbarkeit besitzen. - Als N. bezeichnet man im gewöhnlichen Leben häufig auch die Ausläufer mancher Pflanzen, wie z. V. der Erd- beerstöcke; doch haben derartige Organe mit den eigentlichen Ranke gar nichts zu thun. Ranke, Friedr. Heinr., prot. Kanzclredner, Bruder von Leopold von N., geb. zu Wiehe in Thüringen, war zuerst Prediger in Rückersdorf bei Nürnberg, dann bayr. Dekan und gräflich GiechscherKonsiftorialrat zuThurnau, wurde 1840 ord. Professor der Dogmatik zu Erlangen, [* 27] 1841 Konsistorialrat bei dem prot. Konsistorium zu Bay- reuth, 1842 in Ansbach [* 28] und 1866 Oberkonsisio- rialrat in München, [* 29] wo er starb. Ranke schrieb «Untersuchungen über den Pentateuch» (2 Bde., Erlangen 1834-40);
aus seinem Nachlast erschienen «Iugenderinnerungen» (Stuttg. 1876; 2. Aufl. 1886). Karl Ferdinand Ranke, ein dritter Bruder, geb. war zuerst Lehrer, später Direktor des Gymnasiums zu Quedlinburg, [* 30] ging 1837 in gleicher Eigenschaft nach Göttingen [* 31] und 1842 an das Friedrich-Wilhelms-Gymnasium nach Berlin, wo er starb.
Vorübergehend war er in Göttingen auch Direktor eines pädagogischen Seminars und Professor der alten Litteratur an der Universität.
Friedrich Wilhelm Ranke, ein vierter Bruder, geb. 1804, war Negierungsrat in Vreslau und starb auf seiner Besitzung Silbersee bei Teupitz. Er veröffentlichte: «T)ie Verirrungen der christl. Kunst» und «Verirrungen der christl. Welt» (Lpz. 1857). Ernst Ranke, ein fünfter Bruder, prot.
Theolog, geb. zu Wiehe in Thüringen, studierte in Leipzig, [* 32] Berlin und Bonn, [* 33] wurde 1840 Pfarrer zu Vuchau in Franken, 1850 Professor in Marburg, [* 34] wo er, 1858 zum Konsistorialrat ernannt, starb. Er hat sich durch Herausgabe wichtiger Fragmente der «Iwia» (2 Bde., Marb. 1856-58), durch lat. Gedichte, besonders aber durch seine kri- tisch-liturgischen Werke bekannt gemacht.
Hierher gehören «Das kirchliche Perikopensystem» (Berl. 1847),
«Kritische Zusammenstellung der neuen Perikopcnkreise» (ebd. 1850),
«Der Fortbestand des herkömmlichen Perikopenkreiscs» (Gotha [* 35] 1859), «Das Marburger Gesangbuch von 1549» (Marb. 1862);
ferner veröffentlichte er: «3p6cim6n cocU- ci8 ^ovi I68taui6nti ^ulä0ii8i8» (edd. 1860) und «00ä6x.^u1ä»n8i8» (ebd. 1868).
Zum 600. Jahres- tage der Einweihung der Elisabcthtnche zu Mar- burg gab er heraus «Chorgcsänge zum Preis der heil. Elisabeth aus mittelalterlichen Antiphonarim» (2 Hefte, Lpz. 1883 - 84).
Als Dichter trat er auf mit «Zuruf an das deutsche Volk» (Erlangen 1819), " (^i-mina acaäßinica,» (Marb. 1866),
«Lieder aus großer Zeit» (ebd. 1872; 2. Aufl. 1875),
«IIoi^s I^i-icaß» (Wien 1874),
«Die Schlacht im Tcuto- burger Wald» (Marb. 1875; 2. Aufl. 1876),
«1Ui)t- mica» (Wien 1881).
Als Festgabe zum 90. Ge- burtstag seines Bruders Leopold schrieb er: «Zur Beurteilung Wielands. Ein kritischer Versuch» (Marb. 1885). Ranke, Johs., Physiolog und Anthropolog, Sohn von Friedrich Heinrich Ranke, geb. zu Thurnau in Bayern, [* 36] studierte in München, Ber- lin und Paris, [* 37] habilitierte sich 1861 in München für Physiologie und wurde 1869 außeroro. und 1886 ord.
Professor der Anthropologie daselbst und damit der erste ord.
Professor der Anthropologie in Deutschland.
Seine Hauptwerke sind: «Tetanus» (Lpz. 1865; Bd. 2,1871),
«Grundzüge der Phy- siologie» (ebd. 1868; 4. Aufl. 1881),
«Die Vlut- verteilung und der Thätigkeitswechsel der Organe» (ebd. 1871),
«Die Ernährung des Menschen» (Münch. 1876),
«Das Blut» (ebd. 1878),
«Beiträge zur physischen Anthropologie der Bayern» (Bd. 1 u. 2, ebd. 1883 -92),
«Der Mensch» (2. Aufl., 2 Bde., Lpz. 1894).
Auch ist N. Redacteur des «Archiv für Anthropologie», der «Beiträge zur Anthropologie und Urgeschichte Bayerns» und als Generalsekretär der Deutschen Anthropologischen Gesellschaft des «Korrespondcnzblattes» der letztcrn. Seit 1889 ist er Konservator und Direktor der von ihm durch Schenkung seiner Privatsammlung be- gründeten Prähistorischen Sammlung des Bay- rischen Staates in München. Nanke, Leopold von, Geschichtschreiber, geb. zu Wiehe in Thüringen als Sohn eines Rechtsanwalts, erhielt seine Erziehung zu Donndorf und Schulpforta und studierte dann seit 1814 zu Leipzig neben Theologie besonders Philologie.
Nachdem er in Berlin die Prüsung be- standen hatte, wirkte er seit 1818 am Gymnasium zu Franksurt a. O., bis er infolge seiner ersten Schrif- ten 1825 eine außcrord.
Professur der Geschichte an der Universität zu Berlin erhielt.
Nach einer grö- ßern Studienreise (1827-31) nahm er seine akade- mische Thätigkeit wieder auf, die, nur zeitweilig durch wissenschaftliche Reisen unterbrochen, von seltenen Erfolgen begleitet war.
Die von ihm seit 1833 geleiteten histor.
Übungen bilden den Aus- gangspunkt derNankeschen Schule (s. Geschichte, Bd. 7, S. 893 d), der ein großer Teil der jüngern deutschen Historiker angehört. Nach Gründung der Münchener Historischen Kommission (1858) ernannte ihn König Max von Bayern M deren Vorsitzendem. 1834 wurde Ranke ord.
Professor an der Berliner [* 38] Uni- versität und 1841 Historiograph des preust. ¶
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Staa-617
tes;
erhob ihn der König von Preu- ßen in den erblichen Adelstand.
Seine akademische Thätigkeit schloß er im Herbst 1871, arbeitete aber noch im hohen Greisenalter mit ungeschwächter Kraft [* 40] an der «Weltgeschichte», die er 1880 begann. Am wurde er zum Kanzler des Ordens poul Is n^i'ito, am Tage des 50jäbrigen Jubi- läums seiner Mitgliedschaft der Akademie der Wissenschaften zum Wirkl.
Geheim- rat ernannt. Er starb in Berlin. Tbucydides und Nicbuhr einerseits, die Sckrif- ten Lutbers andererseits hatten seinen durch gründ- liche klassische Studien schon befruchteten Geist zuerst auf geschichtliche Gegenstände gelenkt.
Sein erstes, sofort Aufsehen erregendes Werk, die «Ge- schichte der roman. und german. Volker von 1494 bis 1535» Md. 1, Verl. 1824;
3. Aufl., Lpz.
1885) war im Stil von fremden Vorbildern, namentlich Joh. von Müller, noch stark beeinflußt, zeigt aber schon überraschend den originalen Kern R.s. Er wollte nicht richten und lehren, sondern bloß zeigen, «wie es eigentlich gewesen», und das auf Grund einer strengen Prüfung des Quellenmaterials nach seiner Zuverlässigkeit und Originalität, ein Ver- fahren, dessen Grundsätze er in dem Anbang «Zur Kritik neuerer Geschichtschreiber» praktisch durch die Kritik mehrerer, namentlich ital. Geschichtschreiber (Guicciardini u. s. w.) darlegte.
Diese Quellenkritik war ihm aber nur das Mittel zu einer möglichst leben- digen und bis auf die letzten wirksamen Kräfte zurück- gebenden Auffassung des Gewordenen.
Ein balb philosophisches, halb ästhetisches Interesse leitete ihn dabei;
in seinen frühern Werken überwog das letztere, die Freude an den farbenreichen Begeben- heiten und Persönlichkeiten, die er mit glänzender, oft geradezu dichterischer Kunst wiedergab.
Daneben aber hatte er schon früh (1826) die Absicht, «die Mär der Weltgeschichte aufzufinden», in der univer- salen Verknüpfung der bestimmenden Ereignisse zu- gleich ihren wesentlichen Kern zu ermitteln.
Eine gewisse Verwandtschaft mit der Hegelscken Pbilo- sophie, welche in der Weltgeschichte die Entwicklung des göttlichen Geistes nachweisen wollte, liegt vor, aber von ihrer deduktiven und konstruierenden Art aufs stärkste abgestoßen, vertrat N. immer den in- duktiven Charakter der modernen Wissenschaft, in- dem er stets von dem Besondern ausging, zugleich es aber in seinen allgemeinen Zusammenhängen erfaßte.
Die leitenden Tendenzen der verschiedenen Jahrhunderte, die Ideen, wie er sie gern, fich mit Wilh. von Humboldt berührend, nannte, gewannen dabei in seiner Betrachtung eine immer steigende Bedeutung, so daß in seinen spätern Werken das freie handeln der Persönlichkeit etwas zurücktritt.
Seine vielgerühmte, zuweilen auch als angebliche Gesinnungslosigkeit getadelte Objektivität in der Beurteilung der polit. und kirchlichen Bewegungen der Neuheit, durch die er sich von der gern nach sitt- lichen Maßstäben urteilenden Richtung Schlossers unterschied, hängt damit zusammen.
Jede Epoche, meinte er, habe ihren Wert, ihren eigentümlichen Genius für fich, «vor Gott erscheinen alle Genera- tionen der Menschheit als gleichberechtigt, und so muß auch der Historiker die Sache ansehen» (1854). Darum leugnete er auch einen Fortschritt der Mensch- heit in intellektueller und moralischer Hinsicht.
Mit seiner ästhetischen Freude an der konkreten Persön- lichkeit und Handlung hing es auch zusammen, daß er die poUt.-diplomat.
Geschichte bevorzugte, die Zustände der breitern Volksmassen nur streifte und die Wirtschaftsgeschichte vernachlässigte. Am meisten Kulturgeschichte enthielt wohl sein zweites größeres Werk, die «Fürsten und Völker von Südeuropa im 16. und 17. Jahrh.» (Bd. 1, Verl. 1827; 4. Aufl., Lpz. 1877, u. d. T. «Die Osmanen und die span. Monarchie im 16. und 17. Jahrh.»), zu dem ihm die von ihm zuerst ausgiebig verwerte- ten Relationen der venet.
Gesandten den Stoff ga- ben. Daneben schrieb er auf Grund serb. Volks- lieder und -Überlieferung das packende und plastische Buch über «Die serb. Revolution» (Hamb. 1829; u. d. T. «Serbien [* 41] und die Türkei [* 42] im 19. Jahrh.» völlig umgearbeitet, Lpz. 1879).
Weitere Früchte seines Aufentbalts in Italien (1827-31) waren: «Die Verschwörung gegen Venedig [* 43] 1618» (Berl. 1831; u. d. T. «Zur venet. Geschichte», Lpz. 1878) und «Zur Geschichte der ital. Poesie» (Vorlesungen, Verl. 1837). Nach seiner Rückkehr unternahm Ranke mit Savigny und andern Gleichgesinnten eine «Histor.-polit. Zeit- schrift» (1832-36), in der er gegen den polit.
Libe- ralismus der Iulirevolution Front machte, ohne deswegen in die ertrem feudale Staatsauffassung der Reaktion zu verfallen.
Zugleich begann er jetzt die Reihe seiner eigentlichen Hauptwerke mit «Die rö'm. Päpste, ihre Kirche und ihr Staat im 16. und 17. Jahrh.» (3 Bde., Verl. 1834-37; 9. Aufl. u. d. T. «Die röm. Päpste in den letzten vier Jahr- hunderten», Lpz. 1889), ein Werk, welches in der ganzen Kulturwelt wegen der Unbefangenheit in der Würdigung der welthistor.
Bedeutung des Papsttums und wegen der klaren Scheidung der mannigfach ineinander wirkenden polit. und reli- giösen Momente das allgemeinste Auffehen erregte. Dieselben Vorzüge zeigt fast in noch höherm Grade die «Deutsche [* 44] Geschichte im Zeitalter der Reforma- tion» (6 Bde., Berl. 1839-47; 6. Aufl., Lpz. 1880 -81). Dann folgte das weniger günstig aufgenom- mene, aber auch an neuen Auffassungen reiche Werk «Neun Bücher preuß. Geschichte» (3 Bde., Verl. 1847-48; neue, durch eine große Einleitung über die Genesis des prcuß. Staates vermehrte Aufl. u. d. T. «Zwölf Bücher preuß. Geschichte», 5 Bde., Lpz. 1874; vcrmebrt 1878-79).
Sodann wandte er sich wieder, von feinem Lieblingsgedanken, der Ein- heit der roman.-german. Kulturentwicklung geleitet, feinem frühern Studiengebiete zu mit der «Franz. Geschichte, vornehmlich im 16. und 17. Jahrh.» (5 Bde., Etuttg. 1852 - 61; 4. Aufl., 6 Bde., Lpz. 1876-77),
der sich die «Engl. Geschichte im 16. und 17. Jahrh.» (Bd. 1-6, Verl. und Lpz. 1859 -67; 3. Aufl., 9 Bde., Lpz. 1877-79) anschloß. Diese wie die folgenden Werke, durchweg meister- haft durch den weiten Blick, die Kunst der Darstel- lung und die Behendigkeit und Sicherheit der kriti- schen Forschung, haben gegenüber den frühern einen etwas kühlern und abstraktcrn Charakter. zu den lebendigsten gehören noch: «Zur deutschen Geschichte. Vom Rcligionsfrieden bis zum Dreißigjährigen Kriege» (Lpz. 1868; 3. Aufl. 1888) u^ die durch geniale Intuition hervorragende «Geschichte Wal- lensteins» (ebd. 1869; 4. Aufl. 1880).
Weitere Werke R.s sind: «Der Ursprung des Siebenjährigen Krie- ges» (Lpz. 1871),
«Die deutschen Müchteund der Fürstenbund. Deutsche Geschichte von 1780 bis 1790» (2 Bde., ebd. 1872; 2. Aufl., ebd. 1875), «Abhandlungen und Versuche» (ebd. 1872; 2. Aufl., ebd. 1877; Neue Sammlung, hg. von Dove und ¶