Rangawis
(Rangabé),
Alexandros Risos, namhafter neugriech. Gelehrter, Dichter und Staatsmann, geb. 1810 zu
Konstantinopel
[* 2] aus einer Fanariotenfamilie, siedelte 1818 mit seinem
Vater
Joannes Risos Rangawis
, einem hohen Beamten des damaligen
Hospodars der
Walachei, nach
Bukarest
[* 3] über und erhielt seine wissenschaftliche
Ausbildung seit 1821 zu
Odessa
[* 4] und seit 1823 auf
der
Kriegsschule zu
München.
[* 5] Nachdem er
Artillerieoffizier in der bayrischen
Armee geworden, ging er 1831 nach
Griechenland
[* 6] und
trat dort in den
Staatsdienst.
Bis 1841 im Kultusministerium mit der obersten Leitung des Unterrichtswesens betraut, erwarb er sich um dasselbe hohe Verdienste durch Gründung vieler Volksschulen und mehrerer Gymnasien und war 1837 einer der Mitbegründer der Archäologischen Gesellschaft in Athen, [* 7] deren Sekretariat er bis 1852 bekleidete. 1842 trat er als Rat in das Ministerium des Innern, mußte zwar 1844 als Ausländer diese Stelle niederlegen, wurde aber 1845 als Professor der Archäologie an die Universität Athen berufen und fungierte vom Februar 1856 bis Mai 1859 als Minister des Äußern im Kabinett Bulgaris.
Seit 1859 lebte er in Zurückgezogenheit, wurde dann 1867 griechischer Gesandter in Washington, [* 8] 1868 in Paris [* 9] und bekleidete 1874-86 den gleiche Posten beim Deutschen Reich. 1878 wurde er neben dem Minister Delijannis als zweiter Bevollmächtigter Griechenlands beim Berliner Kongreß [* 10] delegiert. hat sich als fein gebildeten Dichter gezeigt in einer Reihe dramatischer, epischer und lyrischer Dichtungen (»Διάφορα ποιήματα«, Athen 1837-40, 2 Bde.) und sich mit Glück auch auf dem Felde der historischen Novelle versucht (»Διάφορα διηγήματα«, das. 1855, u. a.). Von seinen Dramen wurde das aristophanische Lustspiel »Die Hochzeit des Kutrulis« von Sanders (2. Ausg., Berl. 1875) und dem Verfasser selbst (Bresl. 1883),
»Die dreißig Tyrannen«, »Der Vorabend« und die Tragödie »Dukas« von Ellissen (das. 1881-1883),
von den Novellen »Der Fürst von Morea« von Ellissen (das. 1884),
»Novellen« (Berl. 1886) und »Der Notar von Argostoli«, »Leila« (das. 1887) ins Deutsche [* 11] übersetzt. Unter seinen philologischen und archäologischen Arbeiten sind hervorzuheben die »Ἀρχαιολογία« (Athen 1866, 2 Bde.) und besonders die für griechische Epigraphik sehr wichtigen »Antiquités helléniques« (das. 1842-55, 2 Bde.). Neuerlich veröffentlichte er (in französischer Sprache) [* 12] »Histoire littéraire de la Grèce moderne« (Berl. 1877, 2 Bde.),
mit Sanders »Geschichte der neugriechischen Litteratur« (Leipz. 1884),
»Abriß der griechischen Litteraturgeschichte« (griech., Athen 1888) und begann die Herausgabe eines »Illustrierten archäologischen Lexikons« (das. 1888 ff.). Eine Sammlung seiner Werke in 13 Bänden ist seit 1874 in Athen erschienen. - ^[GEDANKENSTRICH] ¶
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Sein jüngerer Sohn, Ämilios Risos Rangawis
(geb. 1853), machte als preußischer Offizier den Krieg gegen Frankreich mit, kehrte aber
mit gebrochener Gesundheit zurück und starb in Alexandria. In demselben Jahr erschien in Athen das von ihm während
des Kriegs geführte Tagebuch, in dessen Anhang sich auch einige poetische Versuche befinden. Der ältere,
Kleon Rangawis
, schrieb einige Tragödien, darunter eine, »Theodora«, die in Athen öfters aufgeführt wurde.