Ramler
,
Karl
Wilhelm, Dichter, geb. zu
Kolberg,
[* 2] wo sein
Vater Accisinspektor war. Nach
vollendeten Gymnasialstudien kam er 1744 nach
Berlin,
[* 3] um nach seines
Vaters
Willen, aber gegen den eignen
Wunsch im
Collegium
anatomicum
Medizin zu studieren.
Gleim, den seine
Klagen über den aufgezwungenen
Beruf rührten, verschaffte ihm eine Hauslehrerstelle
bei dem
Oberamtmann
Fromme zu
Lähmen
(Herbst 1746); ein Jahr nachher begleitete Ramler
einen
Herrn v.
Rosen auf
Reisen, kehrte aber bald
(Oktober 1748) nach
Berlin zurück, wo er die
Stelle eines
Maìtre an der Kadettenschule erhielt.
Später mit dem Professortitel bekleidet, wirkte er bis 1790 als
Lehrer der
Logik und der schönen
Wissenschaften an der genannten
Anstalt.
Der von ihm poetisch oft verherrlichte
Friedrich d. Gr. spendete ihm keinerlei Gunstbezeigung;
dessen Nachfolger aber ernannte sofort nach seiner Thronbesteigung Ramler
zum Mitglied der
Akademie der
Wissenschaften, setzte
ihm eine
Pension von 800 Thlr. aus und übertrug ihm 1790 neben
Engel die
Direktion des
Nationaltheaters. Ramler
führte diese seit 1793 bis
kurz vor seinem
Tod allein. Er starb Wenige deutsche Schriftsteller haben bei ihren Zeitgenossen
eine so hohe
Achtung genossen wie Ramler.
Es beruhte diese jedoch weniger auf seinen eignen
Poesien als auf der Thätigkeit, die
er den
Dichtungen andrer gegenüber übte. Er galt für ausgerüstet mit dem höchsten Feingefühl in Bezug auf
poetische
Technik.
Die angesehensten
Poeten überantworteten ihm ihre
Produktionen mit unbedingter
Vollmacht zur bessernden Abänderung, wie denn
sogar
Lessing Ramlers
berühmte
Sprach- und Versfeile wiederholt in Anspruch nahm. Ein entschiedener Feind aller schwärmerischen
Exaltation in der
Poesie, bildete Ramler
den
Gegensatz zu
Klopstock, dessen Überschwenglichkeit in der Mäßigung der
Diktion
und der größern
Klarheit der poetischen
Darstellung Ramlers
eine Art Gegengewicht fand.
Spottiswoode - Sprache

* 4
Sprache.
Neben den gerühmten
Eigenschaften bieten Ramlers
eigne
Dichtungen keine sehr hervorragenden Eigentümlichkeiten; er war einer
jener frostigen akademischen Dichter, deren ganzes
Verdienst mit einer gewissen Beherrschung der
Sprache
[* 4] erschöpft ist. Ohne
eignes inneres
Leben, kam er über die der deutschen
Poesie seiner Zeit anhaftende
Nachahmung nicht hinaus.
Sein Hauptvorbild war Horaz, dessen
Dichtungen er zuerst in genauerm Anschluß an ihre metrischer
Formen übertrug.
Verdienstlich sind für Ramlers
Zeit gewesen seine Sammlungen älterer (übrigens gleichfalls von ihm überall gemodelter)
Poesien; so die
»Lieder der
Deutschen« (Berl. 1761; später vermehrt herausgegeben als
»Lyrische
Blumenlese«,
Leipz. 1774-78, 2 Bde.),
die »Fabellese« (das. 1783-90, 3 Bde.)
u. a. Mit
Lessing verbunden gab eine Auswahl von
Logaus
Epigrammen, selbständig eine »Sammlung der besten
Sinngedichte der deutschen
Poeten«
(Riga
[* 5] 1766) heraus. Von seinen sonstigen
Schriften verdient noch die »Kurzgefaßte
Mythologie« (Berl. 1790, 7. Aufl.
1869) als die erste geschmackvollere deutsche Behandlung der antiken Götterlehre Erwähnung. Ramlers
»Poetische Werke« erschienen gesammelt und mit biographischen Mitteilungen versehen von
Göckingk (Berl. 1800-1801, 2 Bde.;
neue Ausg., das. 1825).