Titel
Ramée
,
1) Pierre de la (lat. Petrus Ramus), franz. Humanist und Mathematiker, geb. 1515 zu Cuth, einem Dorf bei Soissons, fand 1527 als Diener eines reichen Schülers in Paris [* 2] Zugang zu den wissenschaftlichen Studien, dann auch Aufnahme in das Kollegium von Navarra daselbst. Durch seine Bekämpfung der damals herrschenden Aristotelisch-scholastischen Philosophie, besonders durch die »Institutionum dialecticarum libri III« (Par. 1543) und die »Animadversionum in dialecticam Aristotelis libri XX« (das. 1543, später umgearbeitet zu »Scholae dialecticae«),
erregte er einen förmlichen Sturm an der Universität. Trotz einer Verurteilung dieser Schriften durch eine besondere Kommission des Königs erhielt er 1545 die Leitung des kleinen Collège de Presles und 1551 auch den Lehrstuhl für Beredsamkeit und Philosophie am Collège royal. Durch seine Reformvorschläge in den »Avertissements sur la réformation de l'université de Paris au roi« (1561) schuf er sich neue Gegner. Als offener Calvinist mehrfach zur Flucht genötigt und seines Amtes entsetzt (seit 1561), durchwanderte er besonders Deutschland [* 3] und die Schweiz. [* 4] 1571 nach Paris zurückgekehrt, ward er ein Opfer der Bartholomäusnacht hat nicht bloß auf dem Gebiet der Philosophie, sondern in fast allen Disziplinen durch seine Richtung auf Vereinfachung der Methode reformierend gewirkt.
Seine Lehrbücher beherrschten auf lange Zeit hinaus das gelehrte Studium. Wir nennen seine lateinische (Par. 1559), griechische (1560), französische Grammatik (1562); zur Rhetorik: »Brutinae quaestiones in Oratorem Ciceronis« (1547),
»Rhetoricae distinctiones« (1549),
»Ciceronianus« (1557),
»Praelectiones in Aud. Talaei Rhetoricam« (1567) und zahlreiche Erläuterungsschriften zu Ciceros Reden;
zur Dialektik noch »Dialecticae libri II« (1556),
zur Physik »Scholae physicae« (1557),
insbesondere wurde er durch seine Mathematik (1555),
Geometrie (1569) und »Scholae mathematicae« (1569) der Schöpfer der neuern Mathematik.
Seine Anhänger (Ramisten) erstrecken sich über alle kultivierten Länder.
Vgl.
Waddington,
Pierre de la Ramée
(Par. 1855);
Desmaze, P. Ramus (das. 1864);
Lobstein, Petrus Ramus als Theolog (Straßb. 1878).
2) Louisa de la, engl. Schriftstellerin, geb. 1840 zu Bury St. Edmunds, väterlicherseits von französischer Herkunft, kam früh, nach des Vaters Tod, mit ihrer Mutter nach London [* 5] und lebt gegenwärtig in glänzenden Verhältnissen in einer Villa bei Florenz. [* 6] Sie begann für Zeitschriften zu schreiben und veröffentlichte, noch minderjährig, unter dem seither beibehaltenen Pseudonym Ouida (das sie als die kindlich-falsche Aussprache ihres Taufnamens erklärt) ihren ersten Roman: »Granville de Vigne« (im »New Monthly Magazine«),
der zwei Jahre später unter dem Titel: »Held in bondage« (1863) in Buchform erschien. Die Romane dieser begabten Verfasserin besitzen durch ein eigentümliches Gemisch von ¶
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Phantasie im Entwurf und realistischer Detailzeichnung einen großen Reiz und weisen ihr einen abgesonderten Platz zwischen den Vertretern des psychologisch-realistischen Romans (G. Eliot) und den Sensationalisten (Miß Braddon) in der englischen Litteratur an. Wir nennen: »Strathmore« (1865);
»Chandos« (1866);
»Cecil Castlemaine's gage« (1867);
»Idalia« (1867);
»Tricotrin« (1868);
»Under two flags« (1868);
»Puck« (1869);
»Folle farine« (1871);
»A dog of Flanders« (1872);
»A leaf in the storm« (1872);
»Pascarel« (1873);
»Two little wooden shoes« (1874);
»Signa« (1875);
»In a winter city« (1876);
»Ariadne« (1877);
»Friendship« (1878);
»Moths« (1880);
»In the Maremma« (1882);
»Wanda« (1883);
»House party« (1886) etc.