Raimund
von
St.-Gilles (spr. ssäng-schihl),
Graf von
Toulouse,
[* 2] Sohn des
Grafen
Pons, erbte von
diesem die
Grafschaften
Rouergue,
Nîmes und
Narbonne und folgte 1088 seinem ältern söhnelosen
Bruder,
Wilhelm IV., auch in
Toulouse, wodurch er einer
der mächtigsten und reichsten
Fürsten seiner Zeit wurde. Eifrig kirchlich gesinnt und von
lebhaftem
Thatendrang erfüllt, war er einer der ersten, die 1095 das
Kreuz
[* 3] nahmen, und weihte sich bis an sein Lebensende dem
Kampf
gegen die Ungläubigen. In
Begleitung des päpstlichen
Legaten
Adhémar v.
Puy brach
er an der
Spitze des dritten Kreuzheers im
Oktober 1096 auf und zog durch die
Lombardei,
Friaul,
Dalmatien und
Slawonien nach
Konstantinopel,
[* 4] wo er sich
mit den übrigen
Kreuzfahrern vereinigte. Er nahm hervorragenden
Anteil an den Erfolgen des ersten Kreuzzugs und eroberte nach
demselben 1103 das
Fürstentum
Tripolis. Er starb bei
Tripolis.
Seine Nachkommen herrschten in
Tripolis bis 1187.
Sein Urenkel
Raimund VI., Sohn
Raimunds V., geb. 1156,
folgte seinem
Vater in
Toulouse 1195. Er hielt einen glänzenden
Hof,
[* 5] den
Mittelpunkt der provençalischen
Poesie. Wegen seiner
Begünstigung der
Albigenser 1207 mit dem
Bann belegt, erst vom päpstlichen
Legaten
Peter von
Castelnau, dann nach dessen Ermordung
(Januar 1208) vom
Papst
Innocenz III. selbst und vom
Einfall zügelloser
Scharen von
Kreuzfahrern bedroht,
unterwarf er sich der
Kirche, wurde aber dennoch von
seinen habgierigen Nachbarn bekriegt und seiner
Lande beraubt, die
Simon
von
Montfort
übertragen wurden.
Doch eroberte Raimund von St.
-Gilles
mit
Hilfe seines
Sohns
Toulouse wieder, wo er im
August 1222 im
Bann starb. Ihm folgte sein Sohn
Raimund VII., geb. 1197, der bis 1224 fast alle Besitzungen seines
Hauses wiedererobert hatte, als der König
Ludwig VIII. von
Frankreich, welchem Amauri von
Montfort seine
Rechte
übertragen, gegen ihn auftrat und den
Papst
Honorius bewog, die Unterwerfung
Raimunds unter die rechtgläubige
Kirche zurückzuweisen. 1229 mußte um
Frieden zu erlangen, nicht bloß
Kirchenbuße thun, sondern auch die Oberlehnshoheit
Frankreichs anerkennen und diesem einen Teil seiner Besitzungen abtreten.
Er führte nun die
Inquisition ein und verfolgte die
Ketzer aufs grausamste, wurde aber dennoch wiederholt mit dem
Bann belegt
und starb nach einer ohnmächtigen, unruhigen
Regierung in Milhaud. Mit ihm erlosch das Grafengeschlecht
von
Toulouse, dessen Besitzungen nun an die französische
Krone fielen.