Raiffeisen
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Friedrich Wilhelm, Begründer der ländlichen Spar- und Darlehnskassenvereine (s. Darlehnskassenvereine), geb. zu Hamm [* 2] a. d. Sieg, schlug zuerst die militär. Laufbahn ein, mußte dieselbe jedoch wegen eines Augenleidens aufgeben und trat in den Verwaltungsdienst über. 1843 wurde er Kreissekretär von Mayen, [* 3] 1845 Bürgermeister zu Weyerbusch, 1850 solcher zu Flammersfeld, 1852 solcher zu Heddesdorf. Im genossenschaftlichen Zusammenschluß einen Weg zur Abhilfe der ländlichen Not, namentlich der Kreditnot erblickend, gründete er zuerst 1847 in Flammersfeld einen ländlichen Hilfsverein, übertrug seine Ideen auch auf seine spätern Bürgermeistereien und ¶
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fand bald, freilich zunächst nur in der Rheinprovinz,
[* 5] Anerkennung und Nachahmung. 1866 trat er aus dem Verwaltungsdienst,
in welchem er sich übrigens auch, namentlich durch bedeutende Straßenbauten ausgezeichnet hatte, aus und widmete sich ganz
der Ausbreitung seines Werkes; er faßte die Vereine in einem Verbande zusammen, dessen Centralstelle heute noch
in Heddesdorf liegt. Raiffeisen
verband mit einer Zähigkeit ohnegleichen im Festhalten dessen, was er einmal als
richtig erkannt, eine hervorragende Begabung für die praktische Ausgestaltung seiner Ideen und eine begeisterte, von hohem
Idealismus getragene Hingabe an sein Werk, von welchem er die größtmögliche materielle und sittliche Hebung
[* 6] der in den
Vereinen zusammenstehenden Genossen erwartete.
Auch begründete Raiffeisen
1878 das «Landwirtschaftliche Genossenschaftsblatt» (Neuwied). Erstarb zu Heddesdorf. Raiffeisen
schrieb:
«Die Darlehnskassenvereine in Verbindung mit Konsum-, Verkaufs-, Winzer-, Molkerei-, Viehversicherungs- u. s. w. Genossenschaften
als Mittel zur Abhilfe der Not der ländlichen Bevölkerung»
[* 7] (Neuwied 1866; 5. Aufl. 1887),
«Instruktion zur Geschäfts- und Buchführung der Darlehnskassenvereine» (ebd. 1869; 4. Aufl. 1883),
«Kurze Anleitung zur Gründung von Darlehnskassenvereinen» (6. Aufl., ebd. 1888). –
Vgl. A. Wuttig, Friedrich Wilhelm R.und die nach ihm genannten ländlichen Darlehnskassenvereine (Neuwied 1895);
Faßbender, Raiffeisen
in seinem Leben, Denken und Wirken (ebd. 1896).