Radierung
(Radierkunst), eine zur
Kupferstecherkunst (s. d., S. 329) gehörige
Technik, welche nach dem Vorgang der
niederländischen
Meister des 17. Jahrh. einen bedeutenden Aufschwung genommen und eine reiche
Ausbildung
erfahren hat. Während die
Künstler früherer Zeit meist nur eigne
Erfindungen in
Kupfer
[* 2] radierten
(Malerradierer), nimmt die
Radierung
heute wegen der
Schnelligkeit ihrer Ausführung und wegen der leichten Erzielung einer malerischen
Wirkung eine hervorragende
Stelle als reproduzierende
Technik ein. In
Deutschland
[* 3] hat W.
Unger seit Mitte der 60er Jahre mit der
Reproduktion
von Gemälden,
Zeichnungen und andern Kunstwerken mittels der Radierung
begonnen und schnell so große Erfolge erzielt, daß
er zahlreiche
Schüler und Nachfolger gefunden hat, welche gleich ihm nicht nur einzelne
Blätter, sondern ganze
Galerien in
Radierungen
reproduziert haben.
Besonders zu erwähnen sind: Wörnle, J. L.
Raab,
[* 4] Forberg, W.
Hecht,
Halm, Krauskopf, F.
Böttcher. Daneben
hat sich auch die Malerradierung
in
Deutschland, zum Teil durch
Stiftung von
Genossenschaften
(Düsseldorfer Radierklub,
Gesellschaft für
Radierkunst in
Weimar,
[* 5]
Verein für Originalradierung
in
Berlin),
[* 6] zu hoher
Blüte
[* 7] entfaltet. Die Zahl der
Malerradierer wächst
von Jahr zu Jahr. Am meisten mit Originalradierungen
haben sich neuerdings B.
Mannfeld, M.
Klinger, C.
Stauffer, C. Röhling, Krostewitz, Geyger und J.
Ehrentraut in
Berlin beschäftigt.
Von französischen Malerradierern neuerer Zeit sind Ch. Méryon (1821-68), A. Legros, J. F. Bracquemont, J. F. Millet, Daubigny, Ch. Jacque, A. Appian hervorzuheben. Zu höchster Virtuosität ist die in Frankreich als reproduzierende Technik entwickelt. Hier stehen Flameng, Jacquemart, M. Lalanne, Rajon und Ch. Waltner obenan, dessen Schüler C. Köpping aus Dresden [* 8] die Genannten jedoch noch übertroffen hat. 1863 wurde die Société des aquafortistes in Paris [* 9] gegründet.
Ebenso eifrig wird die Radierung
von den Malern
Englands kultiviert, wo ebenfalls zu
London
[* 10] eine Society of painter-etchers
besteht. H.
Herkomer,
Seymour-Haden, Whistler,
Tissot, E.
Edwards, C. P. Slocombe, J. C.
Robinson, Radierung
W.
Macbeth sind die hervorragendsten
Malerradierer, welche einen Teil ihrer malerischen
Wirkung durch raffinierte Druckprozeduren erreichen. Aus Rußland stammt
der
Rembrandt-Radierer Massalow.
Vgl. Lützow, Die vervielfältigende Kunst der Gegenwart (Wien [* 11] 1886 ff.);