Quinet
(spr. kineh), Edgar, franz. Schriftsteller, geb. zu Bourg (Ain), studierte in Straßburg, [* 3] Genf, [* 4] Paris [* 5] und Heidelberg [* 6] und veröffentlichte nach seiner Rückkehr eine Übersetzung von Herders «Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit» (3 Bde., Straßb. 1825‒27). Als Mitglied einer 1828 nach Morea gesandten Expedition sammelte er das Material zu seiner Schrift «De la Grèce moderne et de ses rapports avec l’antiquité» (Par. 1830; 2. Aufl. 1832). 1836‒39 erschienen von ihm mehrere wertvolle geschichtliche und philos.
Aufsätze in der
«Revue des Deux Mondes», ebenso wie das Mysterium
«Ahasvérus», worin sich der Einfluß deutscher
Romantik zeigt
(besonders abgedruckt 1833); 1839 wurde er zum Professor der ausländischen Litteratur an der Faculté
des lettres zu
Lyon
[* 7] ernannt und 1842 wurde ihm trotz des heftigen Pamphlets «1815 et 1840»
der Lehrstuhl für südeurop.
Sprachen und
Litteraturen am Collège de
France zu
Paris übertragen. Wegen der extrem liberalen
Anschauungen, die Quinet
vom
Katheder und in seinen
Schriften verkündete («Le
[* 8] génie des religions», 1842; im
Verein mit
Michelet «Les Jésuites», 1843 u. ö.),
wurde er 1846 von der Regierung seines
Amtes entsetzt, ging nach
Spanien,
[* 9] war nach seiner Rückkehr Abgeordneter für das J.
1847, beteiligte sich Febr. 1848 an den Straßenkämpfen in
Paris und wurde 1849 in die Legislative gewählt, wo er, auf der
äußersten Linken, mit Wort und
Schrift die polit.
Reaktion bekämpfte. 1852 nach dem Dekret vom 9. Jan. aus
Frankreich verbannt, ging Quinet
zunächst nach
Brüssel,
[* 10] dann nach der
Schweiz
[* 11] und starb in Versailles.
[* 12] Zu
Bourg wurde ihm ein
Standbild gesetzt. Unter seinen
Schriften sind
u. a. noch zu nennen: die epischen
Dichtungen «Napoléon» (1836) und «Prométhée»
(1838),
die gegen die Geistlichkeit gerichteten «L’ultramontanisme» (1844) und «Le christianisme et la révolution» (1846),
ferner «Les esclaves» (1853),
«Merlin l’enchanteur» (2 Bde., 1860),
«La création» (2 Bde., 1870; deutsch Lpz. 1871),
«La république» (1872),
«L’esprit nouveau» (1874). Sein «Livre de l’exilé» erschien nach seinem Tode (Par. 1875). Seine «Œuvres complètes» (Par. 1856‒59) umfassen 10 Bände; seine «Correspondance» (ebd. 1877) 2 Bände. –
Vgl. Chassin, Edgar Quinet
,
sa vie et son
œuvre (Par. 1859);
Edgar Quinet.
Ein litterar.
Essay (in
«Unsere Zeit», Jahrg. 1875, 2. Hälfte); Madame Quinet
, Edgar Quinet
¶
mehr
avant l’exil (Par. 1887); dies., Edgar Quinet
, depuis l’exil (ebd. 1889).