Pußten
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in der ungar. Tiefebene, namentlich an der Theiß, weite, baumlose Viehtriften und Heidestrecken, in welchen dürre Sandwüsten mit ¶
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fruchtbaren Stellen wechseln. Es finden sich darin wenig Dörfer, wohl aber zahlreiche Meiereien, teils einzelne Gebäude, teils
ganze Komplexe (tanya). Im Sommer herrscht auf den Pußten
brennende Hitze, im Winter strenge Kälte. Furchtbare Orkane sind eine häufige
Erscheinung, daneben merkwürdige Naturphänomene, namentlich die Fata Morgana (ungar. délibáb). Die Pußten
waren
früher der Tummelplatz zahlreicher Herden, welche das ganze Jahr hindurch hier ausdauerten.
Die Hirten sind je nach der Gattung des von ihnen gehüteten Viehs Schweinehirten (kanász), Hornviehhirten (csordás, gulyás),
Schafhirten (juhász) oder Roßhirten (csikós), welch letztere als echte Söhne der Pußten
geborne Reiter, kühne Rossebändiger,
oft aber auch noch kühnere Roßdiebe sind. Einzeln stehende Schenken (csárda) bilden den Sammelplatz
dieser Hirten. Auf einer sehr tiefen Stufe der Bildung stehend, tragen sie doch ein Feuer in sich, welches sie befähigte, in
den Jahren 1848-49 tapfer mitzukämpfen. Die Romantik der Pußta schwindet mit den Fortschritten des Eisenbahnwesens und der
Feldwirtschaft immer mehr. Pußten
nennt man überdies in Ungarn
[* 3] auch außerhalb der Ortschaften abseits gelegene,
vereinzelte landwirtschaftliche Ansiedelungen.