Purpur
(lat. purpura
), prachtvollste, violettrote
Farbe des
Altertums, wurde aus Seemuscheln des
Mittelländischen
Meers
gewonnen und ist wahrscheinlich als
Erfindung der Phöniker anzusehen. Der vorzüglichste Purpur
wurde in
Tyros bereitet, von wo
auch
Salomo einen
Arbeiter kommen ließ, und wo dieser Industriezweig noch zur Zeit der römischen
Kaiser
wie auch auf der
Insel
Meninx (Djerbi im Gebiet von
Tunis)
[* 3] blühte. Übrigens ging die Purpur
fabrikation auch auf Griechen und
Römer
[* 4] über.
Einen roten Saft liefern viele Seeschnecken; die eigentlichen
Purpurschnecken des
Altertums sind aber
Murex brandaris und
M. trunculus und vielleicht
Purpura haemastoma, die noch jetzt an einzelnen
Stellen des
Mittelmeers
[* 5] ähnlich benutzt werden.
Diese
Schnecken
[* 6] sondern in einer
Drüse, die in der
Decke
[* 7] der
Atemhöhle neben dem
Mastdarm liegt, einen gelblichen
Schleim ab,
welcher am Sonnenlicht grün, dann blau, endlich purpurn
und scharlachrot wird und dabei einen ekelhaften,
lange anhaltenden
Geruch erzeugt.
Der
Farbstoff bildet sich auch bei Luftabschluß in
Stickstoff oder
Wasserstoff, aber nicht im
Dunkeln. Man kann den farbengebenden
Stoff aus den gepulverten
Schnecken durch
Alkohol und
Äther ausziehen, und aus der goldgelben
Lösung scheidet sich der Purpur
am
Licht
[* 8] als körnig kristallinisches
Pulver aus, welches in
Wasser,
Alkohol und
Äther unlöslich, in siedendem
Anilin löslich ist. Dieser
Stoff,
Punicin, ist in äußerst geringer
Menge vorhanden (7
mg aus 400
Schnecken) und gehört wahrscheinlich
der Indigogruppe an; er widersteht
Seifen und
Säuren, wird aber durch
Chlor zerstört.
Man fing die
Schnecken durch Köder, zerquetschte sie oder nahm sie aus dem Gehäuse heraus, macerierte
sie mit
Salz,
[* 9] erhitzte sie dann und tauchte nun die zu färbende
Wolle ein. Jedenfalls verstand man im
Altertum sehr abweichende
Nüancen zu erzielen.
Schon in der frühsten Zeit galt der Purpur
als Auszeichnung des Herrschers; allmählich wurde er immer allgemeiner
angewandt, und
Cäsar und
Augustus mußten seinen
Gebrauch wie den andrer Luxusartikel beschränken. Im byzantinischen
Reich
wurde er von neuem
Abzeichen der
Majestät und seiner nächsten Umgebung; wichtige kaiserliche
Dekrete wurden mit Purpur
tinte
geschrieben, und noch im 15. Jahrh. werden Purpurhüte
und Purpurschleppen erwähnt. Die Scharlachgewänder
(purpurati
) der
Kardinäle, von
Paul II. eingeführt, erinnern noch an die alte
Sitte. An der
Küste
Norwegens
und
Irlands benutzte man im vorigen
Jahrhundert den Saft von
Purpura lapillus zum
Zeichnen der Wäsche, und an der Westküste
Zentralamerikas färben die Eingebornen
Baumwolle
[* 10] gleichfalls mit dem Saft einer
Purpura. Vgl.
Schmidt,
¶
mehr
Forschungen auf dem Gebiet des Altertums, Bd. 1 (Berl. 1842);
v. Martens, Purpur
und Perlen (das. 1874);
Lacaze-Duthiers, Mémoire sur la pourpre, in »Annales des sciences naturelles« (4. Serie 1859);
Schunck, Purpur
(Berl. 1879). - Französischer Purpur
(Pourpre français), s. Orseille.