Purâna
,
in der ind. Litteratur Name epischer, in metrischer Form abgefaßter Erzählungen kosmogonischen und theogonischen Inhalts, die in der uns vorliegenden Gestalt in der Zeit vom 8. bis 13. Jahrh. n. Chr. entstanden sind und vielfach mit theologischen und philosophischen Betrachtungen sowie mit rituellen und asketischen Vorschriften und Legenden zur Empfehlung einer besondern Gottheit und gewisser Heiligtümer durchsetzt sind. Als Verfasser wird der mythische Wyâsa (d. h. Ordner) genannt, der auch als Sammler des Weda und Verfasser des Mahâbhârata gilt; von ihm soll sie sein Schüler Sûta erhalten haben, der sechs Ausgaben veranstaltete.
Dies bezieht sich wahrscheinlich auf sechs alte Sammlungen. Aus diesen sind die 18 heute vorhandenen entstanden. Hauptquelle
ist das
Mahâbhârata (s. d.), doch gehen sie mitunter auf andre, sonst unbekannte
Quellen zurück. Erst einige der Purânas
sind herausgegeben und übersetzt: das Bhâgawata-Purâna
(Kalk. 1830,
Bombay
[* 2] 1839), die neun ersten
Bücher mit französischer Übersetzung von E.
Burnouf (Par. 1840-44, 2 Bde.),
mit einem indischen
Kommentar
(Bombay 1860);
das Wischnu-Purâna (das. 1867), übersetzt von Wilson (Lond. 1840), neue Ausgabe von Fitz Hall [* 3] (das. 1864-70, 5 Bde.).
Das Mârkandeya-Purâna
, von dem Poley (Berl. 1831) einen Teil publiziert hatte,
ist jetzt in der »Bibliotheca indica« (1855-62) vollständig erschienen,
ebenso das
Agni-Purâna (1870-1879); ferner erschienen das Kalki-Purâna
(Kalk. 1873) und das
Linga-Purâna (lithographiert,
Bombay 1858).
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mehr
Einzelanalysen verschiedener Purânas
s. bei Wilson, Essays on Sanskrit literature (1864, Bd. 1); Übersetzungen einzelner
Episoden bei Schack; Stimmen vom Ganges (2. Aufl., Stuttg. 1877).
Vgl. F Nève, Les Pourânas.
Études sur les derniers monuments de la littérature sanscrite (Par. 1852).