Pultāwa,
Stadt, s. Poltawa.
Pultawa
4 Wörter, 29 Zeichen
Stadt, s. Poltawa.
(unrichtig Pultawa), russ. Gouvernement, zur Ukraine gehörig, umfaßt einen Teil des alten Großfürstentums Kiew [* 3] (das Fürstentum Perejasslawl), grenzt im N. an das Gouvernement Tschernigow, im O. an Kursk und Charkow, im S. an Jekaterinoslaw und Cherson, im W. an Kiew und ¶
hat ein Areal von 49,895 qkm (906 QM.). Das Land bildet eine große, fruchtbare, bewässerte, aber waldlose Steppenebene mit herrlichen Getreidefluren und üppigen Wiesen. Alle Flüsse [* 5] gehören zum Stromgebiet des Dnjepr, der die Westgrenze des Gouvernements bildet. Das Klima [* 6] ist ganz kontinental, mit sehr heißen Sommern. Die Zahl der Einwohner belief sich 1885 auf 2,653,189 Seelen (meist Kleinrussen), 53 pro QKilometer, außer einer geringen Zahl Katholiken, Protestanten und Israeliten fast nur Griechisch-Katholische. Es wurden 1885 geboren 120,082 und starben 75,626; die Zahl der Eheschließungen war 14,487. Vom Areal entfallen auf Ackerland 66,5 Proz., auf Wiesen 22,7, auf Wald 5,8 und auf Unland 5,1 Proz. Hauptbeschäftigung der Bewohner bilden Ackerbau, der außerordentlich lohnend ist, Vieh-, besonders bedeutende Schafzucht und Fischerei [* 7] (im Dnjepr und in der Worskla).
Hauptprodukte sind: Getreide [* 8] aller Art, Öl- und Hülsenfrüchte, Hopfen, [* 9] Arbusen, Melonen, Tabak, [* 10] Gartengewächse, Obst;
Rindvieh, Pferde, [* 11] Schafe, [* 12] Fische, [* 13] Blutegel [* 14] und Spanische [* 15] Fliegen. [* 16]
Heuschrecken [* 17] richten oft Verheerungen an. Die Ernte [* 18] lieferte 1884: 7 Mill. hl Roggen, 3,3 Mill. hl Weizen, 2,4 Mill. hl Hafer, [* 19] 2,7 Mill. hl Gerste [* 20] und 1½ Mill. hl Kartoffeln, Den Viehstand nahm man 1884 zu 644,569 Stück Rindvieh, 276,545 Pferden, 1,670,000 Schafen (darunter 300,000 feinwollige), 381,000 Schweinen und 4351 Ziegen an. Das Mineralreich liefert Kreide, [* 21] Kalk, Thon, aber keine Metalle. Die Industrie ist unentwickelt; der Wert ihrer Produktion wird (1884) auf 14 ⅓ Mill. Rubel beziffert, vorzugsweise Branntweinbrennerei (6 Mill. Rub.), Zuckerraffinerie (2 Mill. Rub.), Getreidemüllerei (7 Mill. Rub.), Tabaksindustrie (1½ Mill. Rub.). Der Handel vertreibt namentlich Getreide, Branntwein, Vieh und Häute und gewinnt durch das ausgedehnte russische Eisenbahnnetz sehr an Bedeutung. Die wichtigsten Handelsplätze sind: Poltawa, Krementschug und Romny. Die Zahl der Lehranstalten belief sich 1885 auf 701 mit 49,961 Schülern, nämlich 22 Mittelschulen, 676 Elementarschulen und 3 Fachschulen, darunter ein geistliches Seminar. - Während der polnischen Herrschaft gehörte Poltáwa zum Palatinat Tschernigow; 1802 wurde es zum eignen Gouvernement erhoben und zerfällt in 15 Kreise: [* 22] Chorol, Gadjatsch, Kobeljaki, Konstantinograd, Krementschug, Lochwitza, Lubny, Mirgorod, Perejasslawl, Pirjatin, Poltáwa, Priluki, Romny, Senkow, Solotonoscha.
Die gleichnamige Hauptstadt des Gouvernements, am rechten Ufer der Worskla, die hier die Poltawka aufnimmt, u. an der Eisenbahn Jelissawetgrad-Charkow, hat gerade und breite Straßen, eine Kathedrale, in welcher eine die Schlacht bei Poltáwa darstellende Kupferplatte aufbewahrt wird, 12 andre Kirchen, ein klassisches Gymnasium mit adliger Pension, ein Seminar, adliges Fräuleininstitut, Militärgymnasium, viele Fabriken, Branntweinbrennereien und Gerbereien, starken Obstbau (besonders Kirschen), Handel mit Rindvieh, Getreide, Wachs etc. und (1885) 42,210 Einw., bestehend aus Kleinrussen und Großrussen, Juden und Deutschen, welch letztere meist in einer Vorstadt, der sogen. deutschen Kolonie, wohnen und sich mit Tuch- und Deckenfabrikation beschäftigen. Am Eliastag hat die Stadt eine sehr bedeutende Messe mit einem Umsatz von 14-18 Mill. Silberrubel (Hauptartikel: Wolle, die in einem Quantum von 400-500,000 Pud zugeführt wird). Poltáwa ist Bischofsitz und der Geburtsort des Fürsten Paskewitsch und des Dichters Gneditsch. Nachdem Karl XII. von Schweden [* 23] seit Anfang Mai 1709 Poltáwa belagert hatte, wurde er bei Poltáwa 27. Juni (8. Juli) d. J. von Peter d. Gr. entscheidend geschlagen. Zum Andenken an diesen für Rußland bedeutungsvollsten Sieg ist auf dem Alexanderplatz in eine 17 m hohe Säule errichtet worden.