Psyche
(griech.),
Hauch, Atem;
nach Platon und andern griechischen Philosophen das innere, geistige Leben des Menschen, daher s. v. w. Seele;
auch die feinere Materie, woraus nach den Gnostikern der Himmel gebildet ist.
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(griech.),
Hauch, Atem;
nach Platon und andern griechischen Philosophen das innere, geistige Leben des Menschen, daher s. v. w. Seele;
auch die feinere Materie, woraus nach den Gnostikern der Himmel gebildet ist.
(»Seele«),
in der griech. Mythologie die Personifikation der Menschenseele als der Geliebten des Eros (s. d.), dargestellt als Schmetterling oder als zartes Mädchen mit Schmetterlingsflügeln, das, durch ein dämonisches Verhängnis mit Eros verbunden, durch ihn alle Qualen und Wonnen der Liebe
erduldet. Die wahrscheinlich auf Platonischen Ideen beruhende Allegorie findet sich zuerst bei Meleagros (1. Jahrh. v. Chr.) deutlich ausgesprochen, wird aber von ihm als schon bekannt vorausgesetzt. Sie liegt zahlreichen Bildwerken zu Grunde, die bald Psyche darstellen, wie sie vom Liebesgott gequält, gefesselt und gezüchtigt wird und darüber weint und klagt, bald, wie sie sich an Eros rächt und gegen ihn Gewalt übt, oder endlich beide im Kuß vereinigt, wie namentlich in der berühmten Gruppe des kapitolinischen Museums zu Rom.
Diese ältern Vorstellungen hat dann Apulejus (s. d.), wahrscheinlich nach einem griechischen Vorbild, in seinen »Metamorphosen« zu einer anmutigen, märchenhaften Erzählung verarbeitet und ausgeschmückt, deren Inhalt kurz folgender ist. Ein König hatte drei Töchter, von denen Psyche die jüngste und schönste. Amor (Eros) faßt gegen den Willen seiner Mutter Venus (Aphrodite) eine heftige Neigung zu ihr und läßt sie durch Zephyr an einen abgeschiedenen Ort entführen, wo er jede Nacht, von ihr ungesehen und unerkannt, bei ihr verweilt.
Aber von ihren Schwestern, welche zu Besuch zu ihr kamen, verleitet, forscht sie, gegen sein Verbot, eines Nachts nach seinem Antlitz und wird deshalb von ihm verlassen. Nach langem Umherirren fällt sie der Venus in die Hände und wird von dieser zu vier schweren Arbeiten verurteilt. Als sie die aus der Unterwelt geholte Büchse mit Schönheitssalbe öffnet, fällt sie in Ohnmacht. Aus dieser befreit sie Amor, auf dessen Bitten Jupiter sie unsterblich und zur Frau des Amor macht.
Die Tochter beider hieß Voluptas (»Wonne«). Unter den modernen künstlerischen Behandlungen der Geschichte der Psyche sind der Bildercyklus von Raffael (in der Farnesina zu Rom) und die plastischen Gruppen von Thorwaldsen und Canova auszuzeichnen.
Vgl. Krahner, Eros und Psyche (2. Aufl., Wittenb. 1861);
Primer, De Cupidine et Psyche (Bresl. 1865);
Friedländer, Darstellungen aus der Sittengeschichte Roms, Bd. 1 (5. Aufl., Leipz. 1881);
Zingow, Psyche und Eros (Halle 1881).
Schmetterling, s. Sackträger.