Pskow
(Pleskow), russ. Gouvernement, zu Großrußland gehörig, grenzt an die Gouvernements St. Petersburg [* 2] (im N.), Nowgorod (im NO.), Twer (im O.), Smolensk (im SO.), Witebsk (im S. und SW.) und Livland [* 3] (im W.) und hat einen Flächenraum von 44,208 qkm (802,9 QM.). Das Land ist im allgemeinen flach, nur im S. und O. hügelig, reich bewaldet und gut bewässert. Die bedeutendsten Flüsse [* 4] sind: Düna (mit Toropa), Welikaja, Lowath, Schelon, Polista, welche drei letztern zum Ilmensee gehen.
Unter den
Seen ist der wichtigste der Pskowsche
See (s. d.). Die Gewässer sind sehr fischreich. Auch gibt es viele
Sümpfe
und
Moräste. Das
Klima
[* 5] ist rauh; trübe und nebelige
Tage sind häufig, doch ist die
Luft nicht ungesund.
Die Zahl der Einwohner belief sich 1885 auf 948,071 (21 auf das QKilometer), meist
Russen, doch auch
Finnen,
Letten und
Esthen.
Mit Ausnahme von
ca. 12-13,000
Protestanten, Katholiken und Israeliten gehören alle der griechisch-katholischen
Kirche an (darunter
ca. 30,000 Sektierer). Es wurden geboren 1885: 45,962 und starben 35,020; die Zahl der Eheschließungen
war 6797. Vom
Areal entfallen auf Ackerland 27,3 Proz., auf
Wald 32,1, auf
Wiesen 22,6 und auf Unland 18 Proz.
Produkte sind:
die nördlichen Getreidearten,
Hanf, hauptsächlich
Flachs,
Hülsenfrüchte, viel
Wild
(Bären,
Wölfe,
Luchse,
Hasen), viel
Fische
[* 6] und
Torf.
Haupterwerbszweig ist Ackerbau; die Ernte [* 7] ergab 1885: 2,2 Mill. hl Roggen, 1,2 Mill. hl Hafer, [* 8] 1,2 Mill. hl Kartoffeln, 400,000 hl Gerste, [* 9] 1 Mill. hl Erbsen. Die Viehzucht [* 10] ist, Pferde- und Schweinezucht ausgenommen, unbedeutend, wichtiger die Jagd und Fischerei: [* 11] Man zählte 1883: 351,000 Stück Rindvieh, 216,000 Pferde, [* 12] 246,800 Schafe, [* 13] 92,000 Schweine, [* 14] 4300 Ziegen. Die Industrie ist ganz unbedeutend, der Gesamtwert der Produktion betrug 1884: 5 Mill. Rubel, wovon ca. 3 Mill. auf Flachsbrechanstalten kamen.
Einigermaßen erheblich sind außerdem Getreidemüllerei,
Gerberei, Tabaksindustrie, Bierbrauerei,
[* 15]
Branntweinbrennerei, Wachskerzenfabrikation
und Sägemüllerei. Von größerer Wichtigkeit ist der
Handel, der durch die Ostseehäfen sowie durch
die
Eisenbahn von
Petersburg nach
Wilna,
[* 16] welche das
Gouvernement durchschneidet, begünstigt wird. Die Ausfuhr besteht in
Flachs,
Hanf,
Lein,
Holz,
[* 17]
Häuten,
Juften etc. Die Hauptsitze des
Handels sind Pskow
und
Ostrow. Die Zahl aller Lehranstalten beläuft sich
auf 252 mit 13,252
Schülern, nämlich 13
Mittelschulen, 236
Elementarschulen, 3
Fachschulen (ein geistliches,
ein
Lehrerseminar, eine Feldmesserschule). Das
Gouvernement ist eingeteilt in acht
Kreise,
[* 18]
Cholm, Noworschew, Oposchka,
Ostrow,
Porchow, Pskow
,
Toropez und
Weliki-Luki.
Die gleichnamige Hauptstadt des
Gouvernements, an der Welikaja, auf welcher regelmäßige Dampfschiffsverbindung nach
Dorpat
[* 19] besteht, unweit der
Eisenbahn
Petersburg-Warschau, besteht aus drei abgesonderten Hauptteilen, dem
Kreml, der mittlern
und der großen Stadt, hat jetzt viel von ihrer ehemaligen
Größe verloren und zählte 1885 nur noch 21,684 Einw., welche
Gerberei, Leinweberei, Segeltuchfabrikation und lebhaften
Handel treiben. Sie ist der Sitz eines griechischen
Bischofs und hat
ein Priesterseminar,
Gymnasium und ein Waisenhaus. - Die Stadt bestand schon zur Zeit
Ruriks und gilt als
der Geburtsort der Großfürstin
Olga. In frühern
Zeiten eine russische Grenzstadt, war Pskow
fünfmal den Anfällen des livländischen
Ordens ausgesetzt, schlug diese aber oft tapfer zurück, erhob sich im
Mittelalter zu einem bedeutenden Handelsplatz, welcher
mit der
Hansa über
Reval
[* 20] und
Riga
[* 21] in lebhaftem
Verkehr stand, und behauptete lange seine republikanische
Selbständigkeit. Erst 1509 verlor es dieselbe und ward 1581 unter
Zar
Johann Wasiljewitsch IV. von dem polnischen König
Stephan
Báthori belagert, aber nicht erobert. Bei Pskow
erfocht der livländische Ordensmeister
Plettenberg 1502 einen großen
Sieg über
die russische Übermacht, der den Livländern einen 50jährigen
Waffenstillstand brachte.