Prschewalskij
(Przewalskij), Nikolai von, russ. Reisender, geb. als Sohn eines Gutsbesitzers aus dem Gouvernement Smolensk, besuchte das Gymnasium zu Smolensk und trat dann in die Militärakademie zu Petersburg [* 2] ein. Zuerst Lehrer der Geschichte und Geographie an der Junkerschule zu Warschau, [* 3] erhielt er 1867 auf seinen Wunsch eine Dienstanstellung in Ostsibirien, verblieb dort zwei Jahre und durchforschte namentlich das Ussurigebiet. Sodann unternahm er im Auftrag der Geographischen Gesellschaft zu Petersburg mit Leutnant Pylzow und zwei Kosaken eine dreijährige Reise durch China, [* 4] durchzog 1870 die Mongolei von Kiachta nach Peking, [* 5] durchforschte von hier aus 1871 die südliche Mongolei, brach im März 1872 von Peking auf und gelangte durch die Provinz Kansu zum obern Jantsekiang, von wo er sich nordwärts wandte, die Wüste Gobi durchzog und im Oktober 1873 Irkutsk erreichte.
Anfang Mai 1876 verließ Prschewalskij
Petersburg von neuem, diesmal an der
Spitze einer wissenschaftlichen Expedition, welche die Erforschung
des
Lob-Nor und des
Altyn-Tag bezweckte. Von
Kuldscha aufbrechend, erreichte er als erster
Europäer seine
Ziele, obschon
Richthofen bezweifelte, daß Prschewalskij
am wirklichen
Lob-Nor gewesen sei. Doch entkräftete Prschewalskij
die gemachten Einwände.
Mit reichen zoologischen und botanischen Sammlungen, aber krank, kehrte Prschewalskij
1877 nach
Petersburg zurück; die
Berliner
[* 6]
Geographische
Gesellschaft verlieh ihm für seine hervorragenden Leistungen 1878 die goldene
Humboldt-Medaille.
Nachdem er seine
Gesundheit gekräftigt, verließ er im
Februar 1879
Petersburg wieder mit
Leutnant Eklon und dem Zeichner
Roborowski, um womöglich über
Lhassa zum
Himalaja vorzudringen. Er überschritt bei Saissan die chinesische
Grenze, verweilte
den
Sommer über in Satschou in
Kansu am
Rande der
Wüste
Gobi, drang dann über den
Nanschan und durch Saidam in
Tibet ein, wurde
aber, nur noch 260 km von
Lhassa entfernt, zur Umkehr gezwungen. Er wandte sich darauf zum
Kuku-Nor und
nach
Sining, durchforschte das Quellgebiet des
Huangho und kehrte über
Urga und
Kiachta nach
Orenburg zurück, wo er Ende 1880 eintraf.
Im
November 1883 brach er wiederum von
Urga auf, durchzog die
Wüste
Gobi zum
Ala
Schan und ging von da nach
Saidam, in dessen östlichem Teil er die
Quellen des
Huangho in 4140 m Meereshöhe entdeckte, ging dann zum
Jantsekiang, den
er jedoch nicht passieren konnte, erforschte nun die großen
Seen am Oberlauf des
Huangho und kehrte zum
Lob-Nor zurück.
Ein von hier aus gemachter
Versuch, in
Tibet einzudringen, scheiterte, wie der erste, an dem
Widerstand
der Einwohner; Prschewalskij
kehrte daher über Kiria,
Chotan und Karakol am
Issy-kul Ende 1885 mit reichen Sammlungen nach
Petersburg
zurück. Als Belohnung für seine
Arbeiten
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mehr
wurde Prschewalskij
, der schon früher den Rang eines Obersten erhalten hatte, hierauf zum General ernannt. Ende August 1888 trat Prschewalskij
in
Begleitung seiner frühern Gefährten die fünfte Forschungsreise nach Zentralasien
[* 8] an, auf welcher er aber schon 1. Nov. d. J.
in Karakol starb. Außer seinen meist in den Schriften der Geographischen Gesellschaft in Petersburg (auch
in »Petermanns Mitteilungen« u. a.) enthaltenen Reiseberichten veröffentlichte Prschewalskij:
»Reisen in der Mongolei, im Gebiet der Tanguten
und den Wüsten Nordtibets 1870-73« (Petersb. 1875-76, 2 Bde.;
deutsch, Jena
[* 9] 1877);
»Reisen in Tibet und am obern Lauf des Gelben Flusses 1879-80« (Petersb. 1883; deutsch, Jena 1884).
Die Herausgabe der wissenschaftlichen Resultate seiner Reisen begann 1888.