Provence
(spr. -wangs, v. lat.
provincia), früher eine
Provinz oder ein Generalgouvernement im südlichen
Frankreich, bildet jetzt die
drei
Departements
Rhônemündungen,
Var und
Niederalpen; ein Teil ist zum
Departement
Vaucluse, ein andrer zu dem der
Seealpen geschlagen.
Nach ihrem Naturverhältnis unterscheidet man die Oberprovence
oder den nördlichen Teil von der Niederprovence oder dem
südlichen Teil. Über die natürliche
Beschaffenheit des
Landes s. die betreffenden
Departements. Die Bewohner
der Provence
, die
Provençalen, sprechen eine eigne altromanische
Mundart, welche näher mit dem
Italienischen als mit dem
Französischen
verwandt ist (s.
Provençalische Sprache und Litteratur). - Die Ureinwohner der Provence
waren die Sallusier, ein ligurischer Volksstamm.
Dieselben wurden 125
v. Chr. vom römischen
Konsul
Fulvius geschlagen und 123 vom Konsular
Sextius den
Römern
völlig unterworfen. So wurde Südgallien nach und nach zur römischen
Provinz und erhielt in diesem
Sinn den
Namen Provincia
im
Gegensatz zu dem freien
Gallien. Doch umfaßte die damalige gallische Provincia nicht bloß die jetzige Provence
, sondern
auch
Languedoc, die
Dauphiné und
Savoyen. Auch nachdem das übrige
Gallien durch
Cäsars
Eroberung zur
Provinz geworden war, blieb
die Benennung Provincia für jenen Teil, welcher bei der unter
Augustus erfolgten
Einteilung
Galliens Gallia Narbonensis benannt
wurde, vorzugsweise üblich.
Nachdem der größte Teil von
Languedoc 415 von den Westgoten, das Land vom
Genfer See bis gegen die
Durance
(die heutige
Dauphiné) von den Burgundern (seit 443) eingenommen worden war, beschränkte sich der römische
Besitz und zugleich
der
Name Provincia auf das Land zwischen der
Durance und dem
Mittelmeer. Auch jener Rest der alten Provincia wurde den
Römern
um 470 durch die Westgoten entrissen. Unter
Theoderich d. Gr. wurde die Provence
ein Teil des ostgotischen
Reichs. 536 trat
sie der ostgotische König
Vitiges dem fränkischen König Theodebert ab. Unter der
Regierung der spätern
Merowinger wurde sie
zum Teil die
Beute der
Sarazenen, bis
Karl
Martell deren Herrschaft ein
Ziel setzte.
Beim
Verfall des
Frankenreichs wurde sie 879 dem burgundischen oder cisjuranischen
Königreich einverleibt,
welches
Graf
Boso von
Vienne stiftete, 933 mit dem transjuranischen
Königreich zum
Reich
Arelat vereinigt, und 1032 fiel sie an
Deutschland
[* 2] (s.
Burgund). Im
Besitz des größten Teils der Provence
waren aber die
Grafen von
Arles, die daher auch
Grafen von Provence
hießen und in geringer Abhängigkeit von den
Königen standen. Als der Mannesstamm derselben 1112 erlosch, fiel
ihr Land durch
Erbschaft an den
Grafen
Raimund
¶
mehr
Berengar von Barcelona.
[* 4] Unter dem Schutz der barcelonischen Grafen entwickelte sich die Blüte
[* 5] der provençalischen Dichtkunst.
Mit Raimund Berengar IV. erlosch 1245 der Mannesstamm der Grafen von Barcelona. Des letzten Grafen Tochter Beatrix brachte die
Provence
ihrem Gemahl Karl von Anjou, Ludwigs des Heiligen Bruder, zu. Die Erben derselben besaßen dieses Land bis
1382, wo Johanna I. Ludwig I., Herzog von Anjou, den Bruder des französischen Königs Karl V., als ihren Adoptivsohn, mit Übergehung
der Prinzen ihres Hauses zum Erben ihrer sämtlichen Besitzungen einsetzte. Von dessen letztem Abkömmling, Karl III., der keine
Kinder hatte, wurde Karl VIII., Sohn Ludwigs XI., damals Dauphin, zum Erben eingesetzt, der 1487 die Provence
mit
der Krone Frankreich vereinigte.
Vgl. Papon, Histoire générale de la Provence
(Par. 1777-86, 4 Bde.);
Mercy, Histoire de la Provence
(das. 1830, 2 Bde.);
Garcin, Dictionnaire historique et topographique de la Provence
(Draguignan 1833, 2 Bde.);
Lenthérin, La Provence
maritime
ancienne et moderne (Par. 1879).