Prokesch
-Osten
,
Anton,
Graf von, österreich. Staatsmann, geb. zu
Graz,
[* 2] Sohn des Inspektors Prokesch
der
Stift-Sorauschen
Herrschaften, dann Stiefsohn des
Professors
Schneller (seinen Briefwechsel mit demselben gab E.
Münch heraus, 2. Aufl., Stuttg.
1870), wuchs erst in
Graz, später zu Freiburg
[* 3] i. Br. auf, machte die
Feldzüge gegen
Frankreich 1813-15 mit, ward 1815 im
Büreau des
Erzherzogs
Karl zu
Mainz,
[* 4] 1816 als
Professor der
Mathematik an der Kadettenschule zu
Olmütz
[* 5] angestellt und 1818 zum
Adjutanten des
Feldmarschalls
Fürsten
Schwarzenberg ernannt, dessen
Denkwürdigkeiten er herausgab
(Wien
[* 6] 1822, neue Ausg. 1861). 1821 kam
er als
Oberleutnant in den Generalquartiermeisterstab und 1823 als
Hauptmann in ein zu
Triest
[* 7] garnisonierendes
Infanterieregiment und machte von hier aus 1824 eine
Reise nach
Griechenland,
[* 8]
Kleinasien,
Konstantinopel
[* 9] und
Ägypten.
[* 10]
Zum Chef des Generalstabs der österreichischen Flotte unter Dandolo ernannt, ging er im Mai 1828 wieder nach Smyrna, wo er die zwischen Österreich [* 11] und Griechenland wegen der Schiffahrt entstandenen Irrungen beilegte und 1829 mit dem Pascha von Akka die Übereinkunft zu gunsten der Christen in Palästina [* 12] abschloß. 1830 wurde er als Major in der österreichischen Marine nach Wien zurückberufen und unter dem Namen »Ritter von Osten« geadelt. 1831 ging er als Chef des Generalstabs mit dem österreichischen Heer nach Bologna, 1833 zur Vermittelung des Friedens zwischen dem Sultan und dem Vizekönig von Ägypten nach Kairo, [* 13] im Sommer 1834 als Gesandter nach Athen, [* 14] wo er bis 1849 blieb; inzwischen ward er 1845 zum Generalmajor und in den Freiherrenstand, 1848 zum Feldmarschallleutnant erhoben. Von Ende Februar 1849 bis 1852 war er Gesandter zu Berlin [* 15] und ward hierauf als Bundespräsidialgesandter nach Frankfurt [* 16] geschickt. Am wurde er zum Internunzius in Konstantinopel, 1867 zum Botschafter daselbst ernannt, trat nach ¶
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Beusts Sturz zurück und wurde, nachdem er 1863 Feldzeugmeister geworden, bei seinem Abschied in den Grafenstand erhoben. Er starb in Wien. Als Schriftsteller zeichnete er sich besonders in seinen Reisebeschreibungen und Charakterschilderungen durch glänzende Darstellung, scharfe Auffassung und freimütige Urteile aus. Von seinen Werken heben wir hervor: »Über den Feldzug 1814« (Wien 1823);
»Erinnerungen aus Ägypten und Kleinasien« (das. 1829-31, 3 Bde.);
»Das Land zwischen den Katarakten des Nil« (das. 1832);
»Reise ins Heilige Land« (das. 1831);
»Denkwürdigkeiten und Erinnerungen aus dem Orient« (hrsg. von Münch, Stuttg. 1836-37, 3 Bde.);
»Geschichte des Abfalls der Griechen vom türkischen Reich 1821 und der Gründung des hellenischen Königreichs« (das. 1867, 6 Bde.);
»Mehemed Ali, Vizekönig von Ägypten; aus meinem Tagebuch 1826-41« (das. 1877).
Seine »Kleinen Schriften« (Stuttg. 1842-47, 7 Bde.) enthalten Militärisches, Biographisches, Gedichte und eine Geschichte des ägyptisch-türkischen Kriegs 1831 bis 1833. Von seinen Gedichten sind namentlich das Epos »Die Makkabäer« und das morgenländische Gedicht »Das Gebet« zu erwähnen. Als Mitglied der Berliner [* 18] und Wiener Akademie der Wissenschaften hat er auch mehrere ausgezeichnete archäologische und numismatische Abhandlungen geschrieben. Seine vortreffliche Münzsammlung wurde 1875 vom Berliner Museum angekauft. Aus seinem Nachlaß erschienen: »Mein Verhältnis zum Herzog von Reichstadt« und »Zwei Sendungen nach Neapel« [* 19] (Stuttg. 1878);
»Briefwechsel
mit Herrn v. Gentz und Fürst Metternich« (Wien 1881, 2 Bde.). - Sein Sohn, Graf Anton Prokesch
-Osten
, geb. österreichischer Landwehrmajor,
seit 1861 vermählt mit der frühern Schauspielerin Friederike Goßmann (s. d.),
schrieb: »Nilfahrt bis zu den zweiten Katarakten. Führer durch Ägypten und Nubien« (Leipz. 1874) und gab außer dem Nachlaß seines Vaters noch heraus: »Zur Geschichte der orientalische Frage. Briefe aus dem Nachlaß Friedrichs v. Gentz 1823-29« (Wien 1877).