Titel
Preßburg
Presenning - Preßburg

* 2
Preßburg.[* 2] oder Presburg, ungar. Pozsony, slaw. Prešburk, lat. Posonium.
Presse - Pressen (in d

* 7
Seite 63.377.
1)
Komitat in
Ungarn,
[* 3] grenzt im N. und O. an das
Komitat Neutra, im
S. an Wieselburg,
Raab
[* 4] und Komorn, wird im W. durch die
March
von Niederösterreich geschieden und hat 4216,17 qkm und (1890) 331370 meist kath.
slowak. E. (119899
Ungarn, 55903 Deutsche),
[* 5] darunter 24979
Evangelische und 21304 Israeliten. Das
Komitat, zu dem der größte
Teil der
Großen Schüttinsel sowie die fruchtbaren Ebenen an der
March und Neutra gehören, liefert sehr viel Getreide,
[* 6] namentlich
Weizen, während an den Gehängen der
Kleinen Karpaten trefflicher
Wein wächst. Das
Komitat umfaßt die
königl. Freistadt
Preßburg
, die
Städte mit geordnetem Magistrat
Bösing
(Bazin), Modern (Modor),
Tyrnau (Nagy-Szombat),
Sommerein
(Somorja), St.
Georgen
(Szent-György) und 7 Stuhlbezirke. – 2) Königl. Freistadt und Hauptort des
Komitats Preßburg
, zweite Hauptstadt
des
¶
mehr
[* 7]
^[Abb: Wappen
[* 8] von Preßburg]
Landes, am linken Ufer der Donan, in 164 m Höhe, an den Linien Marchegg-Budapest, Preßburg
-Freistadtl-Leopoldstadt
(64 km) und Preßburg-Skalitz (90 km) der Ungar. Staatsbahnen,
[* 9] ist Sitz der Komitatsbehörden, einer königl. Gerichtstafel, eines
königl. Gerichtshofs, einer Postdirektion, Handels- und Gewerbekammer sowie der Kommandos des 5. Korps, der 14. Infanterietruppendivision, 27. Infanterie-, 16. Kavallerie-
und 5. Artilleriebrigade, und hat (1890) 52411 meist kath. deutsche E. (10433 Ungarn, 8709 Slowaken), darunter 7872 Evangelische
und 5396 Israeliten, in Garnison 1 Bataillon des 71. Infanterieregiments «Galgóczy», 3 Bataillone des 72. Infanterieregimens
«Edler von David», das 7. Korpsartillerieregiment (außer 3. und 4. Batterie), das 14. Divisionsartillerieregiment
und das 1. Pionierbataillon.
Die Stadt zerfällt in die innere Altstadt, Ferdinandstadt, Franz-Josephstadt, Theresienstadt und Neustadt [* 10] (Blumenthal); die Mauern der Altstadt sind 1778 in Promenaden umgewandelt. Die Stadt hat 15 kath. und 2 evang. Kirchen, 6 Klöster und 2 Synagogen. Die Domkirche St. Martin, in der die Könige von Ungarn gekrönt wurden, ist 1090 begonnen, 1452 geweiht, 1845‒67 restauriert und hat eine interessante St. Annakapelle mit einem Relieftympanon (14. Jahrh.), ein Reiterstandbild des heil. Martin von Donner und auf dem Turme eine Pyramide mit der reich vergoldeten Königskrone.
Das alte Schloß, auf einem Felsen 83 m über der Donau, seit dem Brande von 1811 Ruine, war einst Residenz der Könige von Ungarn und Sitz der Landtage. Unter Maria Theresia wurde es erneuert und dem Schwiegersohn der Kaiserin, dem Herzog Albrecht von Sachsen-Teschen, zum Wohnsitz bestimmt. Weiter sind hervorzuheben das 1288 begonnene Rathaus mit dem Städtischen Museum, das 1753 erbaute Landhaus, 1802‒48 Sitzungsgebäude des Reichstags, jetzt Gerichtshof, das Komitatshaus, der erzbischöfl.
Thb. - Theater

* 11
Theater.
Palast, das vom Erzherzog Friedrich bewohnte Grassalkowitzsche Palais und das neue Theater.
[* 11] Von Bildungsanstalten bestehen eine
königl. Rechtsakademie, ein kath. Staatsgymnasium, eine Oberreal-,
Infanterie-Kadettenschule, ein prot. Lyceum mit einer theol. Lehranstalt und einer reich ausgestatteten Bibliothek,
ein kath. geistliches.Seminar und eine höhere Mädchenschule sowie die große gräfl. Apponyische
Bibliothek. An Wohlthätigkeitsanstalten ist Preßburg
reicher als die meisten andern Städte Ungarns, in erster Reihe steht das 1864 eröffnete
Landeskrankenhaus.
Drechslerei und Tischlerei ist bedeutend, musikalische Instrumente (Klaviere), Handschuhe, Bäckereiwaren (Zwieback und sog. «Beugeln») sind berühmt; ferner bestehen Wassermühlen, eine Dampfmühle, eine Tabakfabrik, Seidenband- und Champagner-, Spiritus- und Rosogliofabriken, eine große Tuchfabrik, in der Umgebung das Schieferbergwerk zu Mariathal und die Schwefelfabrik zu Bösing. Die hauptsächlichsten Ausfuhrartikel sind Getreide, Wein, Mehl, [* 12] Gemüse, Obst, Spiritus, [* 13] Chemikalien und Holz. [* 14] Während die Stadt von der Hügelreihe der Kleinkarpaten umsäumt wird, auf denen 1868‒69 der Gebirgspark angelegt wurde, breiten sich jenseit der Donau dichtbelaubte Auen, besonders der sorgfältig erhaltene Aupark mit Sommertheater aus; in der Engerau finden im Frühjahr Pferderennen statt.
Oesterreich ob der Enn

* 15
Österreich. Geschichte. Preßburg
wird bereits im
9. Jahrh. als Burg des Herzogs Wratislaw erwähnt. Als Schlüssel des Landes wurde die Stadt oft
hart bedrängt, wie unter den Kaisern Heinrich Ⅲ. (1042 und 1052) und Heinrich Ⅴ. (1108), unter Herzog Friedrich von Österreich
[* 15] und Ottokar von Böhmen.
[* 16] Als die Türken 1541 die Residenz Ofen genommen hatten, wurde Preßburg
Haupt- und Krönungsstadt von Ungarn
sowie Sitz der Reichsbehörden, des Reichsprimas und des Landtags. 1784 wurde die Statthalterei nach
Ofen verlegt und dieses wieder zur Hauptstadt des Landes erhoben. Preßburg
blieb indessen Sitz der Landtage bis 1848. In dem nach
der Schlacht und dem Waffenstillstand von Austerlitz
[* 17] (s. d.) zwischen Napoleon Ⅰ. und Kaiser Franz Ⅱ. abgeschlossenen
Frieden zu Preßburg
mußte letzterer 1) den im Lunéviller Frieden erworbenen Teil von Venedig
[* 18] (40200 qkm mit 2130
000
E.) an das Königreich Italien
[* 19] abtreten;
2) den Kurfürsten von Bayern [* 20] und Württemberg [* 21] die königl. Würde und Souveränität und letztere auch dem Kurfürsten von Baden [* 22] zugestehen;
Konstantinsschlacht -

* 26
Konstanz.
3) Tirol,
[* 23] Vorarlberg und einige Landschaften nebst Eichstätt
[* 24] und Passau
[* 25] an Bayern, den größten Teil des
Breisgaus nebst Konstanz
[* 26] an Baden, die Donaustädte und einige Striche in Schwäbisch-Österreich an Württemberg überlassen;
dafür wurde 4) das bisherige Kurfürstentum Salzburg
[* 27] der österr. Monarchie einverleibt, der Kurfürst Erzherzog Ferdinand
aber durch das ihm von Bayern abgetretene Würzburg
[* 28] entschädigt. Der Friede zu Preßburg
wurde auch die nächste
Veranlassung zur Auflösung des Deutschen Reichs. (S. Deutschland
[* 29] und Deutsches Reich, Bd. 5, S. 183 a, und Rheinbund.) –
Vgl.
Heksch, Illustrierter Führer durch Preßburg
(Preßb. 1884);
Wagner und Orbok, Geographie des Preßburger
Komitats (ebd. 1884);
Ortvay,
Geschichte der Stadt Preßburg
(deutsche Ausgabe, Bd. 1, ebd. 1892);
Kiraly, Geschichte des Donau-Mauth- und
Urfahr-Rechts der königl. Freistadt Preßburg
(ebd. 1892).
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