Preßburg
[* 1] (ungar.
Pozsony, spr. póschonj),
Komitat in
Ungarn,
[* 2] am linken Donauufer, grenzt nördlich und östlich an
Neutra, südlich an
Komorn und
Wieselburg und westlich an
Niederösterreich, umfaßt 4311 qkm (78,3 QM.), wird durch
die
Kleinen
Karpathen in zwei ebene Gebietsteile geschieden und von der
Donau durchströmt. Durch die bei
der Stadt Preßburg
links abzweigende Neuhäusler
Donau entsteht die
Insel
Schütt, von der aber nur die westliche größere Hälfte
zum
Komitat Preßburg
gehört.
Der von der
March begrenzte westliche Teil ist stellenweise sumpfig oder unfruchtbarer Flugsandboden,
das übrige Gebiet dagegen ist sehr fruchtbar. Die Einwohner (1881: 265,863) sind meist
Slowaken, außerdem
Ungarn und Deutsche
[* 3] und treiben
Ackerbau,
Viehzucht und
[* 4] lebhaften
Handel. Die Anzahl der
Fabriken ist bedeutend und der
Gewerbfleiß
besonders in den
Städten sehr rege.
Turma - Turmalin

* 5
Turm. Die königliche
Freistadt Preßburg
, ehemalige Krönungsstadt
Ungarns, an der
Österreichisch-Ungarischen
Staats- und der Waagthalbahn
und Dampfschiffstation, liegt malerisch am linken Donauufer am
Fuß der
Ausläufer der
Kleinen
Karpathen,
gehört zu den angenehmsten
Städten des
Landes, hat 16 öffentliche
Plätze, 13 katholische und 2 evang.
Kirchen, 7 Klöster
und eine schöne
Synagoge. Unter den
Kirchen sind der aus dem 13. Jahrh. stammende und in den 60er
Jahren stilgemäß restaurierte,
prächtige gotische Krönungsdom (außerhalb desselben die Reiterstatue des heil.
Martin, von Rafael
Donner) sowie die 1290 bis 1297 erbaute
Franziskanerkirche mit interessantem gotischen
Turm,
[* 5] in welcher bei der
Krönung der König den
Ritterschlag zu erteilen pflegte,
die merkwürdigsten.
Erwähnenswerte Gebäude sind: das Rathaus, dessen ältester Teil aus dem Jahr 1288 stammt, mit städtischem und naturhistorischem Museum;
das Landhaus, worin bis 1848 die ungarischen Reichstage gehalten wurden;
das Primatialpalais;
das 1886 neuerbaute
Theater,
[* 6] vor dem sich der 1888 errichtete prachtvolle Monumentalbrunnen und das 1887 enthüllte
Monument
des in Preßburg
gebornen
Komponisten
Joh. Nep.
Hummel (beide von
Viktor
Tilgner) befinden;
ferner das ehemalige Palais Grassalkovich, der Staatsbahnhof und das Landesspital.
Außerdem gibt es viele schöne private Neubauten. Das 1645 erbaute
königliche
Schloß auf dem Schloßberg wurde 1811 durch
Brand zerstört und ist seitdem eine
Ruine; die Nebengebäude des
Schlosses
dienen jetzt als
Kasernen. Über die
Donau führt eine
Schiffbrücke, in deren
Nähe früher der sogen. Krönungshügel
lag, welcher jedoch 1873 abgetragen wurde. Preßburg
hat (1881) 48,326 deutsche und ungar.
Einwohner
(Römisch-Katholische und
Evangelische), ist Sitz des
Komitats, eines
Militär- und Honvéddistriktskommandos, eines
Gerichtshofs, einer
Finanz- und Postdirektion und einer
Handels- und
Gewerbekammer.
Von
Unterrichts- und Bildungsanstalten sind vorhanden: eine königliche
Akademie, ein katholisches Obergymnasium,
ein evangelische
Lyceum, eine Staatsoberrealschule, Staatslehrerinnen-Präparandie,
Handelsakademie, Hebammenschule, Hausindustrieschule
etc. Preßburg
besitzt ein
Landes- und ein Militärspital, vier andre
Krankenhäuser, eine städtische
Volksküche, eine
Filiale der
Österreichisch-Ungarischen
Bank, zwei
Sparkassen, eine
Gewerbebank samt Pfandleihanstalt, einen
Kunstverein, einen Kirchenmusikverein
etc. Die
Industrie erstreckt sich hauptsächlich auf die Fabrikation von
Bier, Champagner,
Gas,
Dynamit,
Gold- und Silberdraht,
Kartoffelstärke,
Maschinen,
Rosoglio,
Patronen,
Pottasche,
Spiritus,
[* 7]
Spodium,
Watte etc. Bekannt sind die
Preßburger
Mohn- und Nußbeugeln und der Preßburger
Zwieback.
Der Handel, besonders mit Getreide, [* 8] Schafen, Schweinen (große Mastanstalt), Vieh, Wein etc., wird durch die Dampfschiffahrt und Eisenbahn gefördert. Beliebte Spaziergänge und Erholungsorte sind: der prachtvolle Aupark am rechten Donauufer, die sogen. Batzenhäuseln, der Gebirgspark, das Mühlthal, das Eisenbründl, der Gemsenberg und in der Nähe die Schloßruine Theben und Ballenstein mit Kupferhammer sowie das Dorf Marienthal mit großem Schieferbergwerk und Wallfahrtskirche.
Presse (technisch)

* 10
Seite 13.330.
[* 1]
^[Abb.:
Wappen
[* 9] von Preßburg.]
¶
mehr
Geschichte. Die Sage nennt als Gründer Preßburgs
den Römer
[* 11] Piso, einen Feldherrn des Tiberius, der hier Krieg führte, und nach
welchem es Pisonium benannt worden sein soll; doch deutet der slawische Name Brecislawa, Brecislawos-Burg, welchem der deutsche
»Preßburg«
nachgebildet erscheint, auf eine Gründung in der slawischen, großmährischen Epoche (9. Jahrh.).
Im 11. Jahrh. spielt Preßburg
als Feste in den Kämpfen Heinrichs III. mit Ungarn (1042-1053) eine nicht unbedeutende Rolle.
Die Kolonisation und Bildung einer rasch aufblühenden deutschen Stadt gehört dem 12. Jahrh. an; das älteste
uns erhaltene Stadtprivilegium datiert von 1291. König Ludwig I. mehrte 1343-76 wesentlich die Bürgerrechte, Gleiches
that 1402-19 König Siegmund. Preßburgs
günstige Lage an der österreichischen Grenze machte es zur Abhaltung von Reichstagen,
zur Führung von Verhandlungen zwischen Österreich
[* 12] und Ungarn vorzüglich geeignet. Schon Siegmund versammelte hier im Dezember 1429 die
deutschen Fürsten zu einem Reichstag, und Maximilian I. schloß hier mit Wladislaw von Ungarn einen
Frieden, der jenem die Nachfolge in diesem Land in Aussicht stellte, wenn Wladislaw ohne männliche Nachkommen sterben sollte.
Als die Osmanen 1541 die Residenz Ofen genommen hatten, wurde Preßburg
Landtags- u. Krönungsstadt von Ungarn, Sitz aller Reichsbehörden
und des Reichsprimas und blieb es noch geraume Zeit, nachdem schon die Türken wieder aus Ungarn vertrieben
worden waren. Hier schlossen die österreichischen u. ungarischen Stände mit Matthias einen Bund gegen Kaiser Rudolf
II. 1619 wurde die Stadt von Bethlen Gabor genommen, aber 1621 von den Kaiserlichen unter Buquoy wiedererobert. 1648 wurde
sie vom Erzherzog Leopold Wilhelm befestigt.
Austern (Klassifizieru

* 13
Austerlitz.
Auf dem Reichstag zu Preßburg
1687 veranlaßte Leopold I. die Stände Ungarns, ihre Zustimmung zur Aufhebung des Wahlkönigtums zu
geben. Seit 1732 war die Stadt Residenz des Palatins von Ungarn, bis Joseph II. 1784 die Statthalterei und andre Reichsbehörden
nach Ofen verlegte. Hier wurde nach der Schlacht von Austerlitz
[* 13] zwischen Napoleon I. und Franz II. der
Friede von Preßburg
abgeschlossen. Sehr hart wurde Preßburg
im Krieg von 1809 mitgenommen, indem es Davoût 4. Juni bis 4. Juli mehrmals beschießen
ließ. Am wurde Preßburg
von einer großen Überschwemmung heimgesucht. 1866 drohte sich 22. Juli im
Norden
[* 14] von Preßburg, bei Blumenau, eine Schlacht zwischen den Preußen
[* 15] unter Fransecky und den Österreichern unter
Thun zu entspinnen,
als der Beginn des Waffenstillstandes den Feindseligkeiten ein Ende machte.