Prätorianer
,
die Gardetruppen der röm. Kaiser. Schon die Feldherren der Republik hatten von alter Zeit her eine Schar erprobter Soldaten zu ihrer persönlichen Bedeckung und nächsten Umgebung verwendet, die sog. cohors praetoria, die aber zu einer der Legionen gehörte, der Hauptsache nach nur durch die höhere Schätzung des Feldherrn vor den übrigen Kohorten ausgezeichnet wurde, äußerlich von den übrigen Linientruppen sich nicht unterschied. Als ständiger Oberbefehlshaber der gesamten Armee bildete dann Augustus unter dem Namen cohortes praetoriae neun eigene Kohorten, die später um eine vermehrt wurden, jede zu 1000 Mann. Zu jeder Kohorte kam noch eine Abteilung Reiterei. Ihre Vorrechte vor den Legionen, außerhalb deren Verband [* 3] sie standen, waren kürzere Dienstzeit, höhere Löhnung und größeres Geschenk bei der ¶
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Entlassung. Sie wurden von den praefecti praetorio (s. Präfekt) befehligt und bis auf Septimius Severus (193) bloß aus Italien [* 5] und den ganz romanisierten Ländern, wie Spanien, [* 6] Macedonien und Noricum, und zwar überwiegend aus Freiwilligen ergänzt. Seit Severus dagegen gelangten die Soldaten der Legionen aus dem ganzen Reich durch Avancement in die Garde. Unter Augustus lagen nur drei Kohorten, durch die der Wachdienst im Palatium versehen wurde, in Rom, [* 7] die übrigen waren in Landstädten untergebracht.
Tiberius vereinigte sie insgesamt in einem großen verschanzten Standlager, das auf der Nordostseite Roms, vor der Porta Collina
und Viminalis, angelegt war. Wiederholt erlangten sie den bedeutendsten Einfluß. Schwächere Kaiser wurden
ganz abhängig von den Prätorianer
und deren Präfekten, die oft genug mit dem Throne gewaltthätig schalteten, Kaiser, die ihren Unwillen
erregt hatten, mordeten und bei der neuen Wahl die gewichtigste Stimme hatten, während sie doch beinahe niemals im Kriege zur
Verwendung kamen. Septimius Severus vermehrte die Zahl der Prätorianer
, Diocletian setzte ihre
Zahl und Bedeutung herab. Konstantin d. Gr. löste sie nach seinem Siege bei Saxa Rubra 312 ganz auf.