Prädestination
(lat.),
Vorausbestimmung, besonders im dogmatischen
Sinn die
Lehre
[* 3] von einem ewigen Ratschluß
Gottes,
wonach er eine bestimmte Anzahl von
Personen aus
Gnade zum ewigen
Heil bestimmt
(Gnadenwahl), die andern
der selbstverschuldeten
Verdammnis überlassen
(Reprobation), nach einer extremen Lehrart sogar zu derselben vorausbestimmt
haben soll. Diese Prädestination
ward angesichts der thatsächlichen
Scheidung der
Menschen in Gläubige und Ungläubige von
Augustinus
als nächste
Konsequenz der
Lehre von der
Erbsünde (s. d.) aufgestellt, in der lateinischen
Kirche durch
den Semipelagianismus (s. d.) zurückgedrängt, aber von den
Reformatoren und ihren Vorgängern wieder hervorgezogen und zuerst
durch
Calvin im
Gehorsam gegen den Schriftbuchstaben von
Röm. 9. in der
reformierten
Kirche zur Gültigkeit erhoben.
Doch ist die
Lehre nur im
Consensus Genevensis und in den französischen und belgischen
Konfessionen
[* 4] förmlich vorgetragen.
Die
Dordrechter
Synode brach ihr wenigstens die
Spitze ab, indem sie sich auf die Seite der
Infralapsarii (s. d.) stellte, anderseits
freilich auch die Universalisten, insbesondere die
Arminianer (s. d.), verwerfend, welche in Übereinstimmung mit den lutherischen
Symbolen eine
Gnade annahmen, die allen ohne Ausnahme bestimmt und angeboten sei (gratia absolute universalis).
Wiewohl nämlich auch
Luther von seinem nominalistischen Gottesbegriff aus in der
Schrift
»De servo arbitrio«,
Melanchthon in
den ersten
Ausgaben der
»Loci« die strenge Augustinische Prädestina
tionslehre verteidigt hatten, so entschied sich, da
Luther
später wenigstens vor dem
Gesichtspunkt gewarnt hatte, aus welchem jene
Schrift gegen
Erasmus entworfen war, die
lutherische Kirche
bald gegen die Prädestination
, und in der
Konkordienformel (Art. 11) ward eine logisch haltlose Mittelstellung eingenommen, von welcher
die
lutherische Kirche seit
Ägidius Hunnius dazu fortschritt, die Prädestination
zur
Seligkeit, d. h. die einzige, die es gibt, einfach
von dem seitens
Gottes vorausgesehenen
Gebrauch der
Gnadenmittel abhängig zu machen. Auch in der katholischen
Kirche, wiewohl sie im
Grund ähnlich denkt, kam es über die Prädestina
tionslehre zu Streitigkeiten (s.
Jansenismus und
Molina
1).