Letztere hatten die
Aufmerksamkeit des französischen
Hofs auf ihn gelenkt, und die
Folge
war, daß er 1639 als Hofmaler nach
Paris berufen und mit der Ausschmückung des
Louvre betraut ward. Er folgte dem
Ruf erst
Ende 1640, aber nur um, durch die
Umtriebe seiner Widersacher dazu bewogen, schon 1642 wieder nach
Rom
zurückzukehren, wo er starb. Poussin zählt zu den durchgreifendsten
Reformatoren der klassischen Kunstrichtung.
Er brach
mit der
Schule, der das
Handwerk mehr galt als der geistige
Gehalt der
Kunst, ohne die Bedeutung technischer Fertigkeit zu unterschätzen,
die er selbst in hohem
Grad besaß.
Dabei befleißigte er sich größter Gründlichkeit und Sauberkeit. Seine
Phantasie war von großer Lebendigkeit und sein
Geschmack an der
Antike gebildet. Am wertvollsten sind seine groß gedachten und von erhabenem, feierlichem
Ernst oder von tiefer
Melancholie erfüllten
Landschaften, mit welchen er die sogen. heroische oder historische
Landschaft begründete,
welche später von J. A.Koch,
Preller u. a. weiter ausgebildet wurde. Von Poussins Werken, die in
Italien
[* 6] sogleich, in
Frankreich
erst später (seit
David) anerkannt wurden, sind folgende hervorzuheben: die sieben
Sakramente, ein Meisterstück, in der
Bridgewater-Galerie
zu
London;
[* 7]
Poillon, N. Poussin, étude biographique (2. Aufl., Lille
[* 19] 1875).
2) Gaspard, eigentlich Dughet (Doughet), ital. Maler, nach seinem Lehrer und Schwager Nicolas Poussin genannt, geb. 1613 zu Rom,
wandte sich der historischen Richtung der Landschaftsmalerei zu, worin bereits Nicolas Bedeutendes geleistet. Mit derselben
edlen und großartigen Auffassung verband Gaspard aber eine tiefere, wärmere Farbe; doch haben seine Gemälde meist durch
Nachdunkeln stark gelitten. Bedeutsame Linien in der Landschaft, großartig komponierte Bäume und Verwendung antiker Ruinen u.
dgl., verbunden öfters mit Gewitter und Sturmwind, bilden die Eigentümlichkeit seiner Landschaften, welche
zahlreiche Künstler zur Nachahmung bewogen.
(spr. pußäng), Nicolas, franz. Maler, geb. Juni 1594 zu Villers bei Les Andelys (Normandie), machte seine ersten
Studien in seiner Heimat unter Quentin Varin und in Paris, wohin er mit 18 Jahren entlief, ferner unter Ferdinand Elle
und George Lallemand. Bleibenden Eindruck machen die Stiche nach Raffael und Giulio Romano auf ihn. Nach zwei mißlungenen Versuchen
gelangte er endlich, schon zu einiger Anerkennung gekommen, 1624 mit Unterstützung des ital. Dichters Marini nach Rom, wo
er, wohl namentlich durch das ausgegrabene Bild der sog. Aldobrandinischen Hochzeit (s. d.) beeinflußt,
beschloß, im Anschluß an die Antike sich einen eigenen Stil zu schaffen. Er studierte nun die antike Plastik und Architektur
mit größtem Eifer, ebenso aber Anatomie und die landschaftliche Natur um Rom. In Rom erlangte Poussin eine solche Berühmtheit,
daß er 1639 vom Kardinal Richelieu nach Paris zurückberufen wurde; er wurde von Ludwig XIII. glänzend
empfangen, zum ersten Hofmaler ernannt und erhielt sofort eine Menge von Aufträgen; indes die Ränke seiner Nebenbuhler,
an ihrer SpitzeSimon Vouet, veranlaßten ihn, bereits im Sept. 1642 wieder nach Rom zu gehen, wo er nun bis an sein Lebensende
blieb. Er starb Poussin ist der erste MalerFrankreichs, der einen selbständigen Stil entwickelt
hat.
Dieser Stil geht mit dem klassischen Stil des gleichzeitigen franz. Dramas parallel. Am bedeutendsten ist er in der Landschaft.
Auf der Grundlage des bisher von den Bolognesen (Carracci), Venetianern (Tizian) und den in Rom wohnenden Niederländern (Bril
und Elsheimer) Geleisteten, schuf er, zugleich auf dem eingehendsten eigenen Studium fußend, die sog. heroische oder ideale
Landschaft, welche in ihrer klar durchdachten Massenverteilung, in ihren sanften und großen Formen den Schauplatz für ein
goldenes idyllisches Zeitalter abgiebt. Er belebt die neuröm.
Landschaft mit antik-röm. Geiste, der sich in den regelmüßig wiederkehrenden Kopftypen, den würdevollen
Bewegungen, dem edlen Faltenwurf, in den schönen Verhältnissen der Gestalten, in dem Beiwerk an antiker Architektur u. s. w.
kundgiebt. Die Gegenstände der Vorgänge, mit denen er seine Landschaften ausstattet, sind regelmäßig der Mythologie oder
der Geschichte der Griechen und Römer
[* 21] und der Bibel,
[* 22] seltener der Heiligengeschichte entlehnt. Dazu kommen
einzelne Bildnisse und einzelne Bilder zu Dichterwerken.
Harmonische
[* 23] Verbindung der Natur mit den
[* 24]
Figuren, volle Klarheit und Richtigkeit, wie auch eine wohlbeobachtete
Perspektive zeichnen seine Landschaften aus. Zuweilen wirken sie allerdings absichtlich und kühl berechnet. Poussin ist
in erster Reihe Stilist und hat das Verdienst, der Willkür in der franz.
Kunst Schranken gezogen zu haben. Er war ein äußerst fruchtbarer Maler; allein 40 seiner Kompositionen befinden sich im Louvre
zu Paris, unter denen hervorzuheben sind: Pest unter den Philistern (1630), Der heil. Xaverius erweckt eine junge Japanerin
vom Tode (1641), Die Hirten Arkadiens («Et in Arcadiaego»),
Bacchantentanz (London, Nationalgalerie), Himmelfahrt Mariä, Erziehung des Jupiter, Rinaldo und Armida (letztere
drei in der Galerie des Dulwich College), Die Nymphe Syrinx von Pan verfolgt (DresdenerGalerie);