Val di (spr. poskjāwo, deutsch
Puschlav), Alpenthal im schweizer. Kanton Graubünden,
[* 2] von der
Straße über
den
Bernina und dem
FlußPoschiavino durchzogen, dessen Hauptquelle auf der
Höhe des
Berninapasses im
LagoBianco entspringt
(2230 m
u. M.). Nachdem sich der Bergstrom durch einen Thalhals in die offene
Stufe von Poschiavo hinabgestürzt hat, bildet
er denLago diPoschiavo, 962 m ü. M., 1,60
qkm groß, 88 m tief, und mündet bei
Tirano (460 m) in die
Adda. Das
Thal
[* 3] beherbergt eine italienische
Bevölkerung
[* 4] von 4151
Seelen
(darunter 878
Protestanten) in zwei
Gemeinden, Poschiavo und Brusio. Der gleichnamige
Flecken, oberhalb des
Sees, hat eine reformierte
und eine kath.
Kirche, einRathaus mit altem
Turm,
[* 5] lebhaften
Handel (besonders mit
VeltlinerWeinen) und (1880) 2981 Einw.
Poschiavo ist wegen seines milden
Klimas und seiner schönen Umgebung (St.
Peter-Kirchlein,
RuineCastello etc.) ein vielbenutzter Sommeraufenthalt.
Vgl.
Leonhardi, Das Poschiavinothal (Leipz. (1859).
1) Landschaft im schweiz. Kanton Graubünden,
liegt im Gebiet der Adda und erstreckt sich vom Oberengadin, in rechtwinkliger Richtung nach Süden
sich abzweigend, von der Höhe des Berninapasses (2330 m) bis zur Veltliner Grenze (520 m) in einer Länge
von 22 km. Links und rechts von hohen, teilweise vergletscherten Gebirgen der Südrhätischen Alpen
[* 7] umschlossen, vereinigt
das Poschiavo die Großartigkeit der Hochalpen mit der Üppigkeit des Südens. Während seine obersten
Stufen durchaus alpinen Charakter
zeigen, hat der unterste Teil reiche Tabakfelder, Rebengelände und Kastanienwaldungen aufzuweisen.
Haupterwerbsquellen sind Alpenwirtschaft, Ackerbau und Tabakfabrikation. Die wichtigsten Ortschaften sind Poschiavo (s. unten), Le
[* 8] Prese (s. d.) und Brusio (deutsch Brüs), Dorf und Hauptort des Kreises Brusio,
in 755 m Höhe, mit (1888) 1165 E., darunter 200 Evangelische, Post, Telegraph,
[* 9] kath. und evang. Kirche (17. Jahrh.). Das
Thalwasser, der Poschiavino, entspringt mit drei Quellen im ValAgone, Valle diCampo und auf dem Berninapaß (LagoBianco), bildet
in der Thalstufe von Poschiavo den 1,8 qkm großen Lago diPoschiavo (962 m), den er bei Meschino wieder verläßt und mündet nach 32 km
langem Lauf 2 km unterhalb Tirano (Veltlin) in die Adda. Mit dem Engadin und dem Veltlin ist das Poschiavo durch
die Poststraße des Berninapasses verbunden; nach Bormio führt ein Saumpfad über den Passo di ValViola (2460 m), nach dem
Livignothal die Forcola di Livigno. -
D. Marchioli,
Storia della Valle diPoschiavo (Sondrio 1886). -
2) Dorf und Hauptort des Kreises Poschiavo im BezirkBernina des schweiz. Kantons Graubünden,
in der Landschaft Poschiavo und oberhalb des gleichnamigen
Sees in 1011 m Höhe, hat (1888) 3007 ital. E., darunter 684 Evangelische, Post, Telegraph, alte stattliche Herrenhäuser,
neuere Villen, kath. Kirche (1412), evang. Kirche (1642-49), Frauenkloster (1629), stattliches Rathaus;
Tabak- und Zündhölzchenfabrikation, Möbelschreinerei, Brauerei undHandel mit VeltlinerWeinen.