Porzellan
(frz. porcelaine; engl. porcelain oder auch china), bekanntlich die edelste Klasse der Thonwaren, die sich durch viele Vorzüge vor den Töpferwaren gemeinern Schlages auszeichnet, wenn sie nämlich so ist wie sie sein soll. Das P. ist in seiner Masse durchaus homogen, besteht also nicht aus einem mit besonderer Glasur überzogenen Körper, sondern Kern und Glasur sind eins. Infolge der hohen Hitzegrade, unter denen es zur Ausbildung gelangt, ist es so hart, daß es am Stahl Funken gibt, hat eine gewisse angenehme Durchscheinbarkeit und bei reiner Masse eine schöne Weiße, sodaß es sich ausgezeichnet zu einer Basis für Malerei und Vergoldung eignet.
Fein gearbeitete Stücke besitzen bei hinreichender Festigkeit doch eine angenehme Leichtigkeit. Aus der Art seiner Erzeugung geht ferner hervor, daß es auch feuerbeständig sein muß;
indes vertragen doch nur die wenigsten und besten Porzellane eine rasche Erhitzung, weshalb sie zu Kochgeschirren nicht dienen können;
sie sind vielmehr dem Zerspringen ausgesetzt, was aber nur in der Unreinheit der Masse und zum Teil in der Form und der zu großen Dicke seinen Grund hat;
Geschirre, die zu chemischen Arbeiten bestimmt und mit dieser Rücksicht in Masse und Form bearbeitet sind, halten wohl das Feuer aus. - Das P. ist eine alte Erfindung der Chinesen und seine Fabrikation wurde schon bei der ersten Bekanntschaft der Europäer mit diesem Volke ausgiebig und in einem hohen Grade technischer Vollendung betrieben;
besonders gelang ihnen die künstlerische Verwertung der mannigfaltigen physikalischen Erscheinungen beim Brande und die Erzeugung einer reichen Fülle von Farben, die sich zu einem so hohen Feuer eigneten.
Mehrere derselben sind bis heute von uns noch nicht erreicht. Die chinesischen Waren wurden demnach bald sehr gesuchte Handelsartikel für Europa, wo man bis dahin noch nichts Ähnliches gekannt hatte. Sie waren natürlich sehr teuer und nur reichen Leuten zugänglich. Die Portugiesen und zum Teil auch die Holländer machten zwei Jahrhunderte lang mit dem Artikel gute Geschäfte, bis die Erfindung desselben in Deutschland andre Verhältnisse mit sich brachte. Die Holländer brachten das P. von Japan, dessen Waren übrigens den chinesischen an Qualität nachstanden.
Die Portugiesen waren es, die der Ware ihren in Enropa ^[richtig: Europa] gangbaren Namen verliehen. Die eigentümliche weißglänzende Oberfläche derselben glich derjenigen einer gewissen Meerschnecke, die sie ihrer Form halber porcella, Schweinchen, nannten und die häufig zu Schalen, Dosen u. dgl. verarbeitet wurde und noch wird, und so lag die Übertragung des Namens nahe. Die Porzellanschnecke, deren Gehäuse auch bei uns als Handelsgegenstand nicht selten ist, führt also diesen Namen ursprünglich und nicht entliehener Weise. - Die Chinesen verstehen gute Irdenwaren in allen Provinzen ihres Landes herzustellen; das eigentliche schöne P. aber soll nur in der einzigen Stadt Kingtesing, in der Provinz Kyangsi von vielen Tausenden von Arbeitern fabriziert werden. Die chinesische Fabrikation stimmt beiläufig gesagt mit der unserigen merkwürdig genau überein, ohne daß diese von jener entliehen wäre. Vielmehr hat sich die Bestätigung nur nachträglich gefunden, als
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europäische Gelehrte anfingen sich mit der technischen Litteratur der Chinesen zu beschäftigen. Das chinesische Hauptwerk über das P. ist von dem Gelehrten Julien ins Französische übersetzt worden. Die Nacherfindung in Deutschland, die in die ersten Jahre des vorigen Jahrhunderts fällt, war bekanntlich ein Angstwerk: Böttger, welcher durchaus Gold machen sollte, brachte wenigstens P. zuwege, aber zuerst nur braunes, das auch schon hoch aufgenommen wurde, worüber man sich bei dem unscheinbaren, schweren, aus Eisenthon gebrannten Produkt nur wundern muß. In das richtige Gleis kam die Sache aber, als man 1709 eine bis dahin nur als Pudermehl verbrauchte weiße Masse von Aue bei Schneeberg zu den Versuchen heranzog. Es war dies die eigentliche Porzellanerde, und es wurde nun bald die erste deutsche und europäische Porzellanfabrik auf der Albrechtsburg zu Meißen begründet, die seit einigen Jahren in eigene neue Lokalitäten im Thale verlegt ist.
Sie hat sich stets angelegen sein lassen, nur Gutes und Vorzügliches zu liefern; ihre feinsten und kunstvollsten Stücke sind Artikel, die in allen Ländern geschätzt und gesucht sind. Sie ist eine vom Staat unterhaltene Musteranstalt, die in ihrem jetzigen blühenden Stande auch einen nicht unbedeutenden Gewinn abwirft. Ihr ebenbürtig sind die Staatsanstalten zu Berlin und zu Sevres in Frankreich, während übrigens die Fabrikation für den allgemeinern Bedarf von Privatpersonen betrieben wird, deren Produkte natürlich sehr verschieden sind und in Fällen, wo hauptsächlich Wohlfeilheit angestrebt wird, weit hinter dem Ideal zurückbleiben. Es finden sich die Porzellanfabriken in der Regel da angesiedelt, wo Brennmaterial und Arbeitskräfte wohlfeil sind, denn diese beiden Posten fallen weit stärker in die Rechnung als die Rohstoffe, die viel eher aus der Ferne herbeigeschafft werden können, wie es thatsächlich in vielen Fällen geschieht. Zu den notwendigen Rohstoffen gehört auch feuerfester Thon für die Brennkapseln, der sich ebenfalls nicht überall findet und daher oft Bezugsartikel ist. - Vor der Erfindung des echten P. in Deutschland hatten es die Franzosen zu einer Nachahmung gebracht, die eine äußere Ähnlichkeit mit demselben, sonst aber wenig mit ihm gemein hatte, denn es war in der Hitze nicht dauerhaft und überhaupt zu weich, da es im Grunde nichts Andres war als eine durch weiße Substanzen undurchsichtig gemachte Glasmasse mit bleihaltiger Glasur. Es hatte den Namen Weich- oder Frittenporzellan und seine Fabrikation hörte auf, als auch in Frankreich die echte Porzellanerde aufgefunden worden war. In England ist es niemals zu einer wirklichen Porzellanfabrikation, außer aus fremden Materialien, gekommen, weil dort der Rohstoff fehlt; wohl aber betreibt man dort eine feine und mannigfache Kunsttöpferei aus gewöhnlichem Stoffen und es war der berühmte Wedgwood, der dieselbe ins Leben rief. Der dort oft gebrauchte Name P. ist daher auch nicht so genau zu nehmen; die Engländer selbst bezeichnen oft das echte Fabrikat speziell als Chinaware oder Hartporzellan. Die englischen Porzellanfabriken, deren es frühzeitig verschiedne gab, machten ebenfalls nur Frittenporzellan aus verschiednen Stoffen, unter denen oft weißgebrannte Knochen eine Hauptrolle spielen. - Über die Materialien zum P. ist im Artikel Feldspat das Wesentliche bemerkt.
Die Grundmasse ist verwitterter und dadurch seines Gehaltes an Alkalien größtenteils verlustig gegangener Feldspat, die eigentliche Porzellanerde oder, wie jetzt oft nach dem Chinesischen genannt, Kaolin, im reinen Zustande lediglich wasserhaltige kieselsaure Thonerde, der nur kleine Alkalireste mechanisch beigemengt sind; an den Orten, wo auch diese durch Auswaschen entfernt sind, findet sich nur reine kieselsaure Thonerde und dies ist der feuerfeste Thon, völlig unschmelzbar; der zweite Hauptbestandteil ist dann gewöhnlicher unzersetzter, eisenfreier und weißer Feldspat, welcher vermöge seiner Alkalien schmelzbar ist oder wenigstens in hoher Hitze erweicht und sintert.
Indem so eine fast feuerbeständige und eine schmelzbare Masse von übrigens gleicher Art im innigen Gemenge zusammenkommen und auch die nachfolgende Glasur wesentlich aus Feldspat hergestellt wird, entsteht die gleichmäßige innig verbundene Masse, bei welcher Glasurrisse niemals vorkommen können. Ein gewöhnlicher und zulässiger Zusatz ist noch weißer Quarz, reine Kieselsäure, welche das Schwinden der Waren vermindert; es findet sich übrigens in mancher Porzellanerde schon reichlich genug oder auch so viel, daß er zum Teil entfernt werden muß. Andre Zusätze, wie Kalk, totgebrannter Gips, kommen nur bei geringerer Ware vor. - Die Darstellung des P. ist eine schwierige Sache und verlangt große Aufmerksamkeit.
Alle Bestandteile werden, Feldspat und Quarz nach vorgängigem Glühen und Ablöschen in kaltem Wasser, durch Stampfen, Mahlen zwischen Steinen und Schlemmen mit Wasser in das feinste Pulver verwandelt und die Brühen in den gehörigen Verhältnissen gemischt, der abgesetzte weiße Schlamm wird ausgepreßt, durchgearbeitet und in Ballen geformt, die man in feuchten Kellern so lange als möglich und wenigstens ein Jahr sich selbst überläßt. Die Masse wird durch das Lagern besser und bündiger, da die Einzelteilchen sich mehr aufschließen; sie erleidet dabei auch eine eigentümliche Gärung oder Rottung, schwärzt sich durch ausgestoßene faulende organische Substanzen oder vielleicht auch infolge einer Bildung von Schwefeleisen und riecht nach Schwefelwasserstoff.
Beim Liegen an der Luft stellt sich die weiße Farbe allmählich wieder her. Man befördert diese Fäulnis noch durch Zumengen von Jauche oder Moorwasser. Die hinreichend abgelagerte Masse wird vor der Verarbeitung abermals stark durchgearbeitet und dann geformt. Das Formen ist aber weit schwieriger als bei der gewöhnlichen Töpferei, da die Porzellanmasse kurz und lange nicht so bildsam ist wie Töpferthon, und doch die schwierigsten und kompliziertesten Gebilde in gehöriger Reinheit und Schärfe daraus zu formen sind. Es dient für hohle Sachen die gewöhnliche Töpferscheibe, doch nur für die Formung aus dem Rohen, da in der Regel dasselbe
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Stück noch in eine mehrteilige Form aus Gips gesetzt und in dieser fertig gedreht wird. Der Gips entwässert die Masse rasch, sodaß sie nachgehend schon eine gewisse Konsistenz hat und nach einigem Trocknen herausgenommen werden kann. Die Gipsformen bilden einen starken Ausgabeposten in der Fabrikation, zumal sie nicht lange halten. Alle Gegenstände, die keinen kreisförmigen Querschnitt haben, werden in Formen gearbeitet. Flache Gegenstände wie Teller, Untertassen werden aus sog. Schwarten, d. h. ausgerollten Blättern, gebildet, welche über eine erhabene Form gleich einem umgestürzten Teller etc. angearbeitet werden, worauf noch ein Abdrehen mit einer Schablone erfolgt.
Manche Stücke werden, nachdem sie lederhart, d. h. halb trocken geworden sind, auf hölzerne Futter gesteckt und auf einer Drehbank ähnlich wie Holz überarbeitet. Zur Erzeugung mancher hohlen Gegenstände, auch großer Platten, wendet man eine eigentümliche Art des Gießens an. Man füllt die dazu bestimmten Gipsformen mit flüssiger Masse völlig voll; der Gips saugt aus der ihm anliegenden Partie derselben Wasser und in einigen Minuten hat sich eine, den Wandungen anhängende, nicht mehr flüssige Schicht gebildet, indes das Flüssiggebliebene durch einen Heber oder sonst wie herausgeschafft wird. Es lassen sich in dieser Weise äußerst dünnwandige Artikel herstellen. Kleine Sachen, wie Puppenköpfe, Blätter, Knöpfe und einzelne Teile wie Henkel, Schnauzen, die nachgehends mit dünnerer Masse an ihren Ort geklebt werden, formt man durch Pressen. Handelt es sich um Prachtstücke mit naturgetreuen Blättern und Blumen, Insekten, [* ] Figuren, durchbrochener Arbeit u. dgl., so stehen der Künstlerhand noch manche nicht weiter zu erwähnende Hilfsmittel zu Gebote. - Alle geformten Gegenstände werden in gelinder Wärme frei von Sonne und Luftzug, gewöhnlich in geheitzten Räumen getrocknet, ausgeputzt und zum ersten Brennen in den Verglühofen gebracht. Hier erhärten sie in starker Hitze so weit, daß sie glasiert werden können. Bis dahin bilden sie eine weiße, glanzlose, leicht Schmutz annehmende Masse, welche Biskuit heißt. Gewisse Gegenstände, namentlich die in neurer Zeit beliebt gewordenen kleinen Statuetten, bleiben in diesem Zustande, da sie durch eine Glasur nur verlieren könnten. Sie werden in Gipsformen angefertigt, doch nachgehends noch stark durch Bossieren nachgebessert. - Die Glasurmasse ist nichts Andres als eine etwas modifizierte Porzellanmasse, in der Art, daß sie im stärksten Feuer zu einem durchsichtigen Glase schmilzt und denselben Wärmeausdehnungskoeffizienten wie die Masse selbst besitzt, sodaß keine Sprünge entstehen.
Feldspat ist immer das beste, wiewohl strengste Flußmittel, daher in vielen Fällen noch andre Zusätze mit unterlaufen, um einen leichtern Fluß zu haben. Die Glasur wird in feinster Pulverform mit Wasser angerührt und das Arbeitsstück durch Eintauchen damit überzogen. Sind solche ganz trocken geworden, so setzt man sie sämtlich in Kapseln oder Kästen von feuerfestem Thon und baut diese in dem turmförmigen Brennofen säulenartig auf, wo sie unter Weißglut glattgebrannt und in einer Zeit vom 16-18 Stunden ihrer Vollendung entgegengeführt werden.
Bei diesem zweiten Brennen muß die Temperatur eine viel höhere sein, als beim ersten, dem Verglühen. Der Ofen bleibt dann mit der Ware so lange stehen, bis alles langsam, im Laufe mehrerer Tage erkaltet ist. In den obern Abteilungen des Ofens, welche die wenigst heißen sind, werden in der Regel gleichzeitig Biskuits verglüht, oder Feldspate geröstet, Kapseln gebrannt u. dgl. Als Brennmaterial dient, wo man es haben kann, am besten dünngespaltenes Holz, doch auch Stein- und in Böhmen die dortigen vorzüglichen Braunkohlen. Bei weitem nicht alle Stücke bestehen die Feuerprobe gleich gut; beim Herausnehmen hat man zu sortieren in Feingut, Mittelgut, Ausschuß und Bruch. Ausschuß ist bei der jetzigen starken Fabrikation immer in Menge vorhanden und billig zu haben. Manche Stücke mit kleinern Fehlern lassen sich indes noch verwerten zu dekorierter Ware, wo die Malerei dieselben verstecken kann. - Von den Porzellanwaren bleiben einige weiß und wollen sich nur durch schöne Masse und Form empfehlen, indes andre noch durch Dekorationen in Farben, Gold, Silber, Platin eine weitere Ausschmückung erhalten.
Nur wenige Farben sind so feuerbeständig, daß sie die Hitze des zweiten Brandes aushalten und daher gleich auf das Biskuit, also unter die Glasur gebracht werden können; es sind dies Kobaltoxyd für Blau, Uranoxyd und Iridiumoxyd für Schwarz, Chromoxyd für Grün. Sie heißen deshalb Scharffeuerfarben. Das Kobaltoxyd ist aber gegen das Scharffeuer auch nicht ganz unempfindlich und an zu heißen Stellen des Ofens werden die blauen Teilchen unter der Glasur etwas mobil und verziehen sich in die Nachbarschaft, der sie einen hellblauen Ton erteilen, wie sich häufig beobachten läßt.
Man hat auch dieses Verschwimmen geflissentlich durch hohe Hitze zu bewirken gesucht und eine besondre Ware, geflossenes (flowing) Blau, daraus gemacht, welche einen hübschen Effekt macht, aber stets der durchgängigen Gleichmäßigkeit ermangelt. Da sich mit diesem kleinen Farbensortiment nicht füglich malen läßt, so sind die Dekorationen unter der Glasur nur einfarbiger durch Überdruck aufgetragene. Für weiche Porzellane und Steingut, wo geringere Hitzegrade in Anwendung kommen, sind noch einige andre Oxyde unter der Glasur anwendbar. Am häufigsten werden Malereien und metallische Verzierungen auf die Glasur der fertigen Waren aufgetragen und besonders in Muffeln eingebrannt.
Die Farben bestehen aus pulverförmigen Metalloxyden, gemischt mit Flußmitteln, Bleiglas, Boraxglas u. dgl., mit denen sie in geringer Glühhitze verglasen und so auf der Glasur des P. festhaften, ohne daß diese dabei selbst wieder in Fluß käme. Die Porzellanfarben sind käufliche Fabrikate und nur in großen Porzellanfabriken, welche eigne Chemiker beschäftigen können, werden sie selbst bereitet. Sie haben das Unbequeme bei ihrer Verwendung, daß sie in fast allen Fällen gar nicht die Farbe haben, die sie beim Einbrennen entwickeln. In neuester Zeit
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hat man jedoch Porzellanfarben in den Handel gebracht, die durch das Einbrennen der Gegenstände in Muffeln nicht mehr verändert werden, dennoch jedenfalls schon vorher gebrannt und wieder gemahlen sein werden. Die Farben werden mit einem flüchtigen Öl (dickgewordenem Terpentinöl, Lavendelöl) verrieben, mit Pinseln wie jedes Miniaturgemälde aufgetragen, über einer Flamme abgetrocknet und in die Muffel gebracht. Oft muß das Malen und Einbrennen zwei und mehrmals wiederholt werden, da manche Farben einer besonders starken Hitze zum Schmelzen bedürfen, bei welcher andre schon zerstört werden würden. Man muß daher die am schwersten schmelzbaren zuerst, die leichter flüssigen später bei gelinderer Hitze einbrennen. Nur wenige Farbenkörper vertragen das Übereinandersetzen, der Maler muß auch in diesem Punkte seine Farben genau kennen und wissen, in wie weit sich Lichter, Schattierungen u. dgl. nachträglich aufsetzen lassen. -
Von den eigentlichen Malern werden die Dekorateure unterschieden, welche die Waren mit den einfachsten Verzierungen, Streublümchen, Rändern und Ringeln u. dgl. versehen und eine sichere und leichte Hand nebst großer Schnellfertigkeit besitzen müssen. Die oft so feinen und genauen Linienverzierungen werden durch einfaches Ansetzen des Pinsels hervorgebracht, während das Arbeitsstück auf einer Spindel in Drehung erhalten wird. Die Dekorierung mit Gold, Silber und Platin ist der Malerei insofern ähnlich, als die Metalle in feiner Verteilung, aus Auflösungen chemisch niedergeschlagen, das Silber auch wohl in Form von Oxyd, mit den Ölen angerieben und mit Pinseln aufgetragen werden. Nach dem Einbrennen erscheinen die Metalle matt und erhalten ihren Glanz erst durch den Polierstein.
Die Meißner Fabrik besaß früher allein das Geheimnis der sog. Glanzvergoldung, bei welcher unter Anwendung eines besondern Goldpräparats die Vergoldung gleich fertig und viel schöner aus dem Feuer kommt als das blankpolierte Metall; die Methode hat nur den Fehler, daß diese Vergoldung wenig haltbar ist. Sie wird durch Einbrennen einer auf die Gegenstände aufgetragenen Lösung von Schwefelgold oder Knallgold in Schwefelbalsam erhalten. Zu den beliebtesten Verzierungen gehören auch die sog. Metalllüster, die glänzenden, in verschiednen Farben regenbogen- oder perlmutterartig schillernden Flächen.
Sie werden ebenfalls erzeugt durch Metalllösungen, die mit Ölen aufgetragen und eingebrannt werden und entstehen dabei ohne weitere Nachhilfe des Polierens. Verschiedne Goldpräparate, Chlorplatin und Chlorsilber spielen dabei eine Rolle, in letzter Zeit namentlich auch Wismut. Einige Lüster werden auch in der Weise erhalten, daß man die Metallsalze mit in die Einbrennmuffeln gibt, wo sie sich durch die Hitze verflüchtigen und farbenerzeugend auf die schmelzende Glasur niederschlagen. In jüngster Zeit hat sich bekanntlich noch eine neue Art der Verzierung für das P. gefunden, nämlich das Einbrennen von Photographien. Die Verzierungen des P. folgen auch dem Zeitgeschmacke und der Mode und unterliegen somit dem Wechsel; nur Weiß, Blau und Gold sind über dies Schicksal erhaben. -
Nach der Erfindung des P. im vorigen Jahrhundert glaubten viele Fürsten darin eine Quelle großer Einkünfte erblicken zu dürfen und es wurden nicht wenig Hoffabriken gegründet und monopolisiert. Was von solchen noch übrig ist, bildet gleichsam das Oberhaus der Fabrikation. Sie sollen Musteranstalten sein zur Pflege des Kunstsinns und guten Geschmacks wie zur technischen Weiterbildung. Daneben ist aber mit der Zeit und hauptsächlich in der jüngsten Vergangenheit eine freie Volksindustrie großartig herangewachsen, welche im Sinne des Fabrikwesens nicht sowohl auf besondre Kunstwerke, als auf Massenerzeugung zur Versorgung der großen Mehrzahl der Volksklassen gerichtet ist. Es werden jetzt solche Massen von Waren an den Markt gebracht, daß eine Überproduktion nahe zu liegen scheint. Die großartigsten Fabriken finden sich in Schlesien und Böhmen. Die Konkurrenz hat nicht nur die Warenpreise sehr herabgebracht, sondern nötigt auch dazu, den Waren immer größere Mannigfaltigkeit und Vollkommenheit zu geben, sodaß es nicht mehr nötig ist, geschmackvolle Erzeugnisse nur unter fremden Einfuhrwaren zu suchen, wie sie namentlich häufig aus Frankreich kamen, aber jetzt fast gänzlich verschwunden sind. -
An das P. schließt sich, seiner Natur nach, direkt das sog. Gesundheitsgeschirr oder Sanitätsporzellan an, das früher zu dem Zwecke ins Leben gerufen wurde, die Töpferwaren mit bleihaltigen Glasuren zu verdrängen, was jedoch wegen der unvermeidlichen höhern Kostspieligkeit der neuen Ware nicht gelingen konnte. Das Gesundheitsgeschirr ist sogar, seiner Zusammensetzung nach, streng genommen eine höhere Porzellansorte, da sie lediglich aus Feldspat und Kaolin, wenn auch nicht von reinster und weißester Beschaffenheit, erzeugt wird. Die Masse erfordert daher auch zum Brennen eine Stärke der Feuerung, wie sie das gewöhnliche P. nicht bedarf, das daher leichter und wolfeiler ^[richtig: wohlfeiler] zu produzieren ist. Was jetzt in dieser härtesten Ware noch hergestellt wird, sind keine Hausartikel, sondern hauptsächlich chemische Gerätschaften. -
Statistisches und Zoll s. Thonwaren; Preise können wegen der großen Verschiedenheit der Fabrikate und der Verzierungen - Dekors - nicht angegeben werden; jede Fabrik liefert bestimmte Kategorien und zu speziellen Preisen. Der Händler muß zu Fabrikpreisen einkaufen und der Detaillist aus verschiednen Fabriken beziehen.