Beförderungsgebühr für Postsendungen. In der ersten Hälfte dieses
Jahrhunderts herrschte,
hervorgerufen durch die Fiskalität der
Regierungen und durch den Mangel internationaler Verkehrsbeziehungen, in der Portoberechnung
große Mannigfaltigkeit und Verwirrung, auch waren die Portosätze unverhältnismäßig hoch. So kostete noch in den 30er
Jahren ein einfacher
Brief vonFrankfurt
[* 2] a. M. nach
Danzig
[* 3] 15
Silbergroschen (1,50 Mk.), zwischen
Kopenhagen
[* 4] und
Berlin
[* 5] 58
Schilling oder 1,35 Mk. Wenn eine Sendung über zwischenliegendes
Land nach einem dritten
Staat zu befördern war, so konnte das Porto für dieselbe in der
Regel nur bis zur
Grenze vorausberechnet
werden. In
England rief Rowland
Hill (s. d.) eine Portoreform ins
Leben, durch welche ein gleichmäßiger
Portosatz von 1
Penny
(Pennyporto) für Beförderung eines einfachen, ½
Unze schweren
Briefs durch ganz
England eingeführt wurde.
Diese radikale Maßregel brachte der englischen Staatskasse einen Verlust von 20 Mill. Pfd. Sterl.,
indem der
Verkehr bedeutend langsamer wuchs, als bei der Portoermäßigung angenommen war, und die Erträgnisse
der
Post erst 1874 die gleiche
Höhe als 1839 erlangten. In
Deutschland
[* 6] wurde 1850 nach Errichtung des
Deutsch-Österreichischen
Postvereins das Briefporto auf 10
Pf. bis
¶
Zeitungsgebühr für den Vertrieb von Zeitungen aller Art 25 Proz. des vom Verleger für die Post festgesetzten
Einkaufspreises mit der Ermäßigung auf 12½ Proz. bei Zeitungen, die seltener als viermal monatlich erscheinen. Mindestens
sind jedoch für jede im Postweg bezogene Zeitung jährlich 40 Pf. zu entrichten. An Bestellgeld für die Zustellung der Zeitungen
durch die Briefträger sind jährlich zu entrichten a) bei Zeitungen, welche wöchentlich einmal oder seltener
bestellt werden, 60 Pf., b) welche zwei- oder dreimal wöchentlich bestellt werden, 1 Mk., c) welche mehrmals, aber nicht öfter
als einmal täglich bestellt werden, 1 Mk. 60 Pf., d) für täglich mehrmals erscheinende Zeitungen 1 Mk. für jede tägliche
Bestellung, e) für die amtlichen Verordnungsblätter 60 Pf.
1) (Oporto,
[* 11] »der Hafen«) Hauptstadt des gleichnamigen portug. Distrikts in der ProvinzMinho, die zweite Stadt Portugals,
Handelsplatz und Hafen ersten Ranges, liegt malerisch auf zwei steilen, felsigen Anhöhen am rechten Ufer
des Douro, 8 km oberhalb seiner Mündung, und bietet mit ihren zahlreichen stattlichen Gebäuden, hoch getürmten Kirchen und
Klöstern, der hoch gespannten Drahtbrücke und der Eisenbahnbrücke über den Douro, welche die Stadt mit der gegenüberliegenden
Vorstadt VillaNova de Gaia verbinden, und ihren vielen Gärten vom Strom aus einen großartigen Anblick dar.
Außer VillaNova, welches eine eigne Kommune mit 9126 Einw. und großen Weinniederlagen bildet, liegen um die eigentliche Stadt
herum die Vorstädte Cedofeita, Massarellos, Campanhã, Londello und Paranhos. Die schönsten Straßen sind: die Rua nova dos
Inglezes, der Mittelpunkt des Handels;
Rua nova de São João, mit zahlreichen großartigen Gebäuden;
Rua
das Flores, der Sitz der Goldarbeiter und
Juweliere;
Calçada dos Clérigos u. a. m. Zu den ansehnlichsten Plätzen gehören:
die Praça de Santo
[* 12] Ovidio, gegen 100 m ü. M. gelegen;
die von stattlichen Gebäuden umgebene Praça Cordoaria, in deren
Nähe der Passeio das Virtudes, eine lindenbepflanzte Terrasse mit schöner Aussicht in das Stromthal;
die Praça da Batalha, mit dem italienischen Opernhaus (1780 erbaut);
die Praça de São Lazaro, mit schönen Gärten, und der
Largo de Torre da Marca ein großer, auf der Oberfläche eines über den Strom fast überhängenden Felsens befindliche Platz,
mit dem von einer Aktiengesellschaft erbauten, von Parkanlagen umgebenen Kristallpalast, wo 1865 eine internationale
Ausstellung stattfand.
Unter den sieben Pfarrkirchen sind die im höchsten Teil der Stadt neben dem bischöflichen Palast gelegene,
vom GrafenHeinrich vonPortugal
[* 13] gegründete Kathedrale oder Sé, die kleine altgotische Kirche Cedofeita (schon 559 vom Suevenkönig
Theodomir gegründet), die Kirche des großen HospitalsSãoAntonio oder Misericordia, die KirchenSão Francisco, NovaSão
da Lapa und dos Clérigos (letztere mit dem höchsten Turm
[* 14] Portugals, 65 m) die bemerkenswertesten. Unter den übrigen öffentlichen
Gebäuden sind der Palacio da Bolsa, das erwähnte StiftSãoAntonio (unter den 7 Hospitälern der Stadt das großartigste),
die große englische Faktorei (1785 erbaut), das Haupttheater, der Justizpalast, der bischöfliche Palast
u. das Stadthaus hervorzuheben.
Die Zahl der Bewohner beträgt (1878) 105,838. Die Stadt ist mit Gas beleuchtet, mit trefflichem Wasser reichlich versorgt,
und ihre Lage am Fluß begünstigt die Anfuhr von Lebensmitteln. Schon seit 1863 ist Porto mit Lissabon
[* 15] durch eine Eisenbahn verbunden;
hierzu sind seither die Eisenbahnlinien an die spanische Grenze gegen Galicien (Valença), mit Abzweigung
nach Braga und im Dourothal nach Tua, sowie eine Flügelbahn nach Villa do Conde hinzugekommen. Porto ist nächst Lissabon der Hauptsitz
der portugiesische Industrie.
Namentlich sind die Baumwoll- und Wollspinnerei, Fabrikation von Tuch und Seidenstoffen, die Wachstuch- und Hutfabrikation,
Metallgießerei, Gerberei und Lederfabrikation, Bierbrauerei
[* 16] und Branntweinbrennerei, ferner die Fabrikation
von fayence, Korkstöpseln, Bändern, Tabak,
[* 17] Seife und erzen, die Zuckerraffinerie, Ziegelei und Kalkbrennerei hervorzuheben.
Die Vorstadt VillaNova enthält Fabriken für Thonwaren,
[* 18] Glas,
[* 19] Seife, Webwaren, dann Dampfmühlen und große Weinniederlagen.
Der Handelsverkehr von Porto ist sehr bedeutend. Der Wert der ein- und ausgeführten Waren betrug in Franken:
Spanien, Nordamerika
[* 29] etc. teil. 1885 sind im Hafen von Porto 907 Schiffe
[* 30] (davon 490 Dampfer) mit ca. 260,000 Ton. ein- und ebensoviel
ausgelaufen. Gegenwärtig wird nördlich der Mündung des Douro bei Leixoes ein Nothafen angelegt. Entsprechend dem Handels- und
Schiffahrtsverkehr, hat sich auch das Bankwesen in reger Weise entwickelt, so daß zu Ende 1885 in Porto 8 selbständige
Bankinstitute und 22 Filialen auswärtiger Banken bestanden. Unter den Wohlthätigkeitsanstalten sind außer dem HospitalSãoAntonio (für 400-500 Kranke) das Asilo portuense de primeira infancia und das Asilo de mendicidade zu erwähnen.
Die Stadt
ist Sitz eines Zivilgouverneurs, eines Militärdivisionskommandos, eines Appellationsgerichtshofs und eines Handelsgerichts,
einer Handelskammer, eines deutschen Konsuls und eines Bistums und wird in administrativer Hinsicht in zwei Quartiere (bairros):
Oriental und Occidental, eingeteilt. Die Umgebungen Portos sind überaus reizend und voll schöner
Landsitze. Ein beliebter Sommeraufenthalt ist São João da Foz, ein Städtchen mit 3018 Einw., an der Mündung des Douro,
mit Seebäder. 30 km nördlich von Porto liegt Vizella, eintretender Badeort mit warmen Schwefelquellen u. Überresten alter Römerbäder.
- Porto verdankt seine Entstehung dem Hafenort PortusCale, später Portocale, woraus der NamePortugal entstanden
ist.
Die Stadt war bis 1074 die Hauptstadt Portugals und wuchs besonders im 17. Jahrh., verlor aber bei einem Aufstand von 1757 viele
Freiheiten. 1808 erklärte sich Porto zuerst gegen die Franzosen, und hier bildete sich die portugiesische Junta zur Leitung der
gemeinsamen Angelegenheiten. In neuerer Zeit wurde Porto merkwürdig durch den Ausbruch der Revolution vom
endlich durch mehrere Aufstände, von denen namentlich der vom eine
längere Dauer (bis 1847) hatte.
2) (Das antike Portus) Dorf in der ital. ProvinzRom,
[* 34] zum Gemeindegebiet der Hauptstadt gehörig, in der Ebene der Tibermündung
am CanaleFiumicino (s. d.) u. an der Eisenbahn von Rom nach Fiumicino gelegen, war in der römischen Kaiserzeit ein für die Verpflegung
Roms wichtiger Hafen mit großen, von Claudius und Trajan erbauten Hafenbassins u. Speichern und einer der
ältesten Bischofsitze. Seit dem 10. Jahrh. ist jedoch der Hafen versumpft; das Bistum wurde 1821 nach Civitavecchia verlegt.
Gegenwärtig enthält der verfallene Ort außer Ruinen nur den ehemaligen Bischofspalast, eine Kirche und wenige Häuser.
Nach einer Festsetzung vom wird für Drucksachen im Verkehr innerhalb Deutschlands sowie mit Österreich-Ungarn
auf alle Entfernungen erhoben: bis 50 g 3 Pf., über 50-100 g 5 Pf., über 100-250 g 10 Pf., über 250-500 g 20 Pf., über 500 bis 1 kg 30 Pf.