Pontos
(lat.
Pontus), seit der Diadochenzeit
Name der nordöstlichsten
Landschaft von
Kleinasien, welche ursprünglich
teils zu
Kappadokien gehörte, teils das Gebiet der unabhängigen Tibarener, Mosynöken,
Makronen etc. gebildet hatte. 363
v. Chr.
gelang es dem
Satrapen Ariobarzanes, mehrere der letztern
Stämme zu unterjochen und dadurch den
Grund zu einem selbständigen
Reich zu legen. Seine Nachfolger Ariobarzanes und
Mithridates behaupteten sich in den
Kämpfen der
Diadochen, eroberten besonders
seit 185 das ganze
Küstenland am
Schwarzen
Meer von der
Grenze
Bithyniens bis nach
Kolchis hin und nannten
sich nun
»Könige von
Paphlagonien und Pontos«.
Letzterer
Name gelangte besonders
unter
Mithridates VI. (120-63) zur Geltung, unter
welchem das
Reich bis zum Kimmerischen
Bosporus
[* 2] ausgedehnt wurde und seine größte
Blüte,
[* 3] aber auch zugleich sein Ende erreichte.
Als
Pompejus den
Mithridates besiegt hatte, wurde der Küstenstrich zu
Bithynien (seit 74 römische
Provinz)
geschlagen, und das Ganze hieß nun Provincia Bithynia
Pontus, während der Rest an einheimische
Fürsten verteilt wurde. So
erhielt König
Dejotarus von
Galatien das westliche
Binnenland zwischen
Iris und
Halys, welches den
Namen
Pontus Galaticus auch
als römische
Provinz fortführte, ebenso wie der Pontos
Polemoniacus, das von
Augustus an König
Polemon verliehene
Gebiet am
Iris und
Lykos.
Der östliche Teil aber, welchen derselbe
Polemon beherrscht hatte, kam mit der
Hand
[* 4] seiner
Witwe Pythodoris an König
Archelaos
von
Kappadokien und hieß seitdem Pontos
Cappadocius. Im P. Polemoniacus aber folgte
Polemon II., der sein
Reich (63
n. Chr.) an
Nero abtrat. Damals reichte Pontos
vom
Halys bis
Kolchis und war umgrenzt von
Paphlagonien,
Galatien,
Kappadokien, Groß-
und Kleinarmenien und dem
Schwarzen
Meer, entsprach also etwa den heutigen
Wilajets
Trapezunt und
Siwas.
Das Hauptgebirge von Pontos
ist der Paryadres (Balchan und Kalat
Dagh), der mit seinen Verzweigungen den ganzen
Osten des
Landes erfüllt.
Dort saßen rohe, kriegerische Bergvölker: Tibarener, Mosynöken, Chalyben (mit Eisengruben), Kolchier,
Sannen, wahrscheinlich den
Stämmen des
Kaukasus verwandt. Der
Westen dagegen war infolge der assyrischen
Eroberungen von zahlreichen
semitischen
Kolonien besetzt; an der
Küste selbst saßen vielfach Griechen in
Kolonien und
Faktoreien, welche teils von
Sinope, teils direkt von
Miletos aus gegründet worden waren (7.-6. Jahrh.
v. Chr.), z. B.
Amisos
(Samsun), Themiskyra,
Tripolis,
Hermonassa, Trapezus
(Trapezunt) etc. Der fruchtbarste Teil von Pontos
ist die Küstenebene um die Mündungen
des
Iris
(Jeschil Irmak) und Thermodon
(Terme
Tschai) und der Unterlauf des
Iris und seiner Nebenflüsse, vornehmlich des
Lykos (Kelkit
Tschai). Am mittlern
Iris lag
Amasia,
Mithridates' VI.
Residenz, seit 7
v. Chr. Hauptstadt der römischen
Provinz Pontos;
weiter
stromauf
Komana; im Lykosthal
Nikopolis, am
Halys das in der ersten Kaiserzeit entstandene
Sebastia
(Siwas).
Vgl. E.
Meyer, Geschichte
des
Königreichs Pontos
(Leipz. 1879).