Als er nach dem Tod König Johanns V. 1750 durch den Einfluß von dessen Witwe, einer österreichischen Kaiserstochter,
in das Ministerium berufen wurde, erlangte er sofort herrschenden Einfluß auf den neuen König, Joseph I., beseitigte die
klerikalen Ratgeber und leitete den Staat mit fast souveräner Machtfülle. Ordnung der Finanzen, Beseitigung der Mißbräuche
in der Verwaltung, Hebung
[* 8] von Ackerbau, Handel und Industrie, Befreiung des Volkes von dem Geistesdruck der
Kirche waren seine Ziele, die er mit unermüdlicher, aber oft übereilter und gewaltthätiger Geschäftigkeit verfolgte. Nach
dem Erdbeben
[* 9] vom entfaltete er eine außerordentliche Thätigkeit, das beispiellose Elend einigermaßen zu mindern,
und ward dafür vom König zum Grafen von Oeyras, später zum Marquis von Pombal erhoben. 1757 zum Premierminister
ernannt, trat er denRänken des hohen Adels und der Jesuiten mit strenger Energie entgegen und brachte es dahin, daß nach dem
Attentat auf des KönigsLeben der Jesuitenorden durch ein königliches Dekret vom aus
Portugal
[* 10] verbannt ward. Er hob Ackerbau und Handel, verbesserte die Rechtspflege durch ein neues Gesetzbuch, regelte den Staatshaushalt,
bevölkerte die Kolonien, reorganisierte die Armee und förderte durch Gründung zahlreicher Schulen den Volksunterricht. Josephs
I. (gest. Nachfolgerin auf dem Thron,
[* 11] Maria, eine Freundin des Klerus, entließ aber Pombal sofort
aus seinem Amt und erklärte ihn, wiewohl er seine strengen Maßregeln gegen die Jesuiten durch Aktenstücke, die bisher nicht
bekannt geworden waren, rechtfertigte, seine Uneigennützigkeit darlegen und auf große Verdienste um den Staat hinweisen konnte,
auf Antrieb seiner Feinde für schuldig und strafwürdig, obwohl sie ihn nicht bestrafen wolle. Pombal starb in
dem FleckenPombal. Erst vom KaiserDomPedro von Brasilien
[* 12] wurden seine Verdienste wieder anerkannt. Pombal war groß und wohlgebaut, von
gewinnendem Benehmen, klar, energisch und entschlossen, ein geborner Staatsmann, von dessen großartiger Reformthätigkeit
sich die Spuren lange erhalten haben, wenn auch seine Schöpfungen selbst von seinen Nachfolgern zerstört
wurden.
Vgl. Gattel, Vita di Seb. Gius. di Carvalho (1781, 4 Bde.; franz.
1784);