Polykrates
,
Tyrann der Insel Samos, Sohn des Äakes, regierte erst gemeinschaftlich mit seinen Brüdern Pantagnotos und Syloson, nach Ermordung des erstern und Vertreibung des andern (535 v. Chr.) allein. Er befestigte seine Herrschaft durch eine fremde Leibwache. Im Besitz einer Flotte von 100 Fünfzigruderern, eroberte er viele Städte und Inseln, namentlich Milet und Lesbos, und machte Samos zum Mittelpunkt eines großen Seestaats, der den ganzen Archipel beherrschte. Er zog die ausgezeichnetsten Künstler von Hellas an seinen Hof, [* 2] welche ihm einen prachtvollen Palast bauten, denselben mit herrlichen Statuen schmückten und, wie Anakreon und Ibykos, seine Feste mit ihren Gesängen feierten.
Sein
Siegelring war von der Meisterhand des Theodoros. Auch wissenschaftliche Bestrebungen förderte er und berief den größten
Arzt seiner Zeit,
Demokedes von
Kroton, zu sich. Ein großer Kriegshafen wurde gebaut, eine
Wasserleitung
[* 3] angelegt und der
Tempel
[* 4] der
Hera,
[* 5] das
Heräon, zum schönsten hellenischen Heiligtum gemacht. Aber wegen des harten
Drucks, unter
welchem das
Volk seufzte, war Polykrates
verhaßt, und seine unersättliche
Geld- und Machtbegierde stürzte ihn endlich. 522 ließ
sich Polykrates
unter dem Vorwand eines gemeinschaftlichen Unternehmens gegen
Persien
[* 6] vom persischen
Satrapen Orötes
nach
Magnesia locken, wo er ans
Kreuz
[* 7] geschlagen wurde. Die schon im
Altertum verbreitete
Sage von seiner
Freundschaft mit
Amasis
von
Ägypten
[* 8] hat
Schiller in dem Gedicht »Der
Ring des Polykrates«
poetisch behandelt.