Polnischer
Erbfolgekrieg, 1733-38. Nach dem am erfolgten Tode des Königs August II. von Polen spaltete sich die polnische Nation in zwei Parteien, von welchen die stärkere, von dem Primas Potocki geleitete den früher schon von Karl XII. von Schweden [* 2] eingesetzten, später durch August II. verdrängten Stanislaus Leszczynski, die andre 5. Okt. den Sohn Augusts II., Kurfürsten Friedrich August von Sachsen, [* 3] als August III. zum König ausrief. Für letztern nahmen der Kaiser Karl VI. und die Kaiserin Anna von Rußland Partei, für Stanislaus aber dessen Schwiegersohn Ludwig XV. von Frankreich.
Während nun ein russisches Heer unter Münnich in Polen einrückte und in Verbindung mit den kursächsischen Truppen Augusts III. Danzig, [* 4] wo Stanislaus sich befand, belagerte, verband sich Frankreich mit Spanien [* 5] und Sardinien [* 6] gegen den Kaiser, und die drei Mächte erklärten diesem den Krieg, wobei es ihnen aber weniger um die polnische Thronfolge als um eine Schwächung Österreichs in Italien [* 7] und um Eroberungen am Rhein zu thun war. Daher wurde auch Danzig von Frankreich aus nur schwach unterstützt; eine kleine im Mai 1734 vor der Stadt erscheinende Flotte setzte zwar ein Korps ans Land, dieses wurde aber von den Russen leicht überwältigt, und nachdem Stanislaus 27. Juni verkleidet nach Königsberg [* 8] geflohen war, mußte die Stadt 6. Juli kapitulieren.
Dagegen rückten drei französische Heere in Lothringen, am Rhein und in Italien vor; Kehl, Trier, [* 9] Philippsburg und andre Plätze, in Italien Mailand, [* 10] wurden erobert, Neapel [* 11] und Sizilien [* 12] von den Spaniern besetzt. Der alte Prinz Eugen, bedächtig und vorsichtig, richtete gegen die Franzosen am Rhein nichts aus. So schloß der Kaiser mit Frankreich den Wiener Präliminarfrieden, welcher durch den Beitritt der andern beteiligten Mächte in einen definitiven Frieden verwandelt wurde.
Durch diesen Frieden wurde August III. als König von Polen bestätigt; Stanislaus wurde mit Lothringen und Bar entschädigt, welche Länder nach seinem Tod (1766) an Frankreich fallen sollten, während der Herzog Franz Stephan von Lothringen nach dem 1737 erfolgten Aussterben der Mediceer Toscana erhielt. Neapel und Sizilien trat der Kaiser als Sekundogenitur an den spanischen Infanten Don Karlos ab und erhielt dafür Parma [* 13] und Piacenza; ferner wurde die Pragmatische Sanktion anerkannt. An das Deutsche Reich, [* 14] welches in diesem Frieden Lothringen definitiv verlor, wurden die eroberten Plätze zurückgegeben.