Titel
Polnische
Litteratur 1885-90.
Noch immer beherrscht der
Roman das Gebiet der schönen Litteratur. Und zwar betont der
Sittenroman vielfach in radikaler
Weise den
Gegensatz des Bürgerstandes gegen den
Adel und behandelt meistens mit Vorliebe
das
Problem der
Erhaltung des väterlichen
Bodens. Das gilt namentlich von den sogen. Positivisten in
Warschau,
[* 2] zu denen auch einzelne Schriftsteller aus andern polnischen
Landesteilen zu zählen sind. (Vgl. »Typy
i idealy pozytywnèj beletrystyki polskiej« von T. Jeske Choinski,
Warschau 1888.) Im historischen
Roman dagegen bethätigen
sich vielfach konservative
Tendenzen, insofern einerseits die Vorzüge des alten
Adels verherrlicht, anderseits die anarchischen
Erscheinungen der nationalen Geschichte vom Standpunkt der modernen Auffassung des
Rechtsstaates gebrandmarkt
werden.
Beide
Richtungen vereinigen sich in dem hervorragendsten polnischen
Romanschriftsteller der Gegenwart,
Heinrich
Sienkiewicz.
Ausgehend von realistisch-pessimistischen
Novellen, erklomm er mit den großen, bändereichen
Erzählungen: »Mit
Feuer und
Schwert«
(1885
),
»Die Sintflut« (1886),
»Wolodyjowski« (1887) eine
Höhe, die der polnische
Roman vorher niemals
erreicht hatte.
Kein
Buch erzielte in
Polen eine so mächtige
Wirkung wie diese gleichzeitig in den bedeutendsten
Zeitungen von
Warschau,
Krakau
[* 3] und
Posen,
[* 4] darauf in zahlreichen Buchauflagen veröffentlichten historischen
Romane. Sie verdanken diesen Erfolg
der äußerst spannenden
Handlung, der scharfen Individualisierung der
Haupt- und Nebenpersonen, den trefflichen
Schlachten-
und Naturschilderungen, dem poetischen
Hauch, durch den sie sich von den Erzeugnissen des nüchternen
Realismus unterscheiden, der frischen
Energie und Thatkraft, die aus ihnen spricht, sowie einer meisterhaften Handhabung der
Sprache.
[* 5] In jüngster Zeit ist
Sienkiewicz indes zum Sittenroman zurückgekehrt, zunächst in der während eines kurzen Aufenthalts
in
Ostende
[* 6] geschriebenen humorvollen
Novelle »Die Dritte«
(»Ta trzecia«, 1888),
nämlich die dritte, aber
eigentlich erste Geliebte, welche ein
Warschauer
Künstler schließlich heiratet, sodann in dem großen
Roman »Bez Dogmatu«
(1890
). Der
Held der
Erzählung, ein blasierter Aristokrat, erglüht erst dann von heißer
Liebe für eine entfernte Verwandte,
nachdem dieselbe ihre
Hand
[* 7] einem trocknen Spekulanten gereicht hat, dem treu zu bleiben sie mehr aus Pflichtgefühl
als von
Herzen entschlossen ist. Er liebt sie »wie ein der
Manie naher Nervenkranker, oder
wie
Greise lieben, die, von
Liebe
entbrannt, ganz in diesem
Gefühl aufgehen, weil sie keine Zeit zu verlieren haben«. In dieser
Liebe erblickt er
die einzige
Blüte
[* 8] seines
Lebens, die daher alles andre überwuchert, und meint, solche
Erscheinungen würden sich desto öfter
wiederholen, »je mehr es in der
Welt mir ähnliche
Männer geben wird, von
Analyse zersetzte Zweifler und gleichzeitig Hysteriker,
welche im
Herzen ein großes
Nichts, im
Blute eine starke
Neurose haben« (Bd. 3). Dieses
Problem behandelt
Sienkiewicz in höchst geistreicher und künstlerisch vollendeter Form.
Wenn
Mickiewicz »zuerst die
Sprache wahrer
Liebe in die polnische
Poesie eingeführt hat«, so darf
Sienkiewicz auf
Grund seines
neuesten
Romans als der bedeutendste polnische
Psycholog und Anatom der
Liebe bezeichnet werden. Die Erfolge von
Sienkiewicz
auf dem Gebiete des historischen
Romans haben sehr anregend gewirkt. Dieser Anregung verdanken wir die
Erzählung
»Veto« (1889,4 Bde.)
von A. v.
Krechowiecki (s. d.),
schon früher durch geistreiche Novellen und den historischen Roman: »Starosta Zygwulski« bekannt. In seiner neuesten Erzählung behandelt er die Einführung des sogen. liberum veto, d. h. des Grundsatzes, daß der Einspruch eines einzelnen Abgeordneten die Beschlüsse des Reichstags zu sistieren vermag. Von dem mit großer Sachkenntnis geschilderten historischen Hintergrund um die Mitte des 17. Jahrh. heben sich die Hauptfiguren des Romans mit plastischer Klarheit ab, insbesondere diejenige des düstern Helden Sicinski, jenes Sendboten, der zuerst durch sein Veto den Reichstag von 1652 »zerriß«.
Die
Handlung ist belebt, interessante Zwischenfälle reihen sich aneinander. Wenn aber in den ungefähr in derselben Zeit
spielenden
Romanen von
Sienkiewicz die Verherrlichung der nationalen
Tapferkeit die Hauptsache bildet, so tritt in
»Veto«, obschon
es darin an
Lichtbildern nicht fehlt, das Bestreben zu
Tage, vor jenen Fehlern des
Ehrgeizes, der
Habsucht,
des
Stolzes und der Unverträglichkeit zu warnen, welche trotz aller Vorzüge individueller
Tapferkeit den polnischen
Staat
bis in seine
Fugen erschütterten.
Auch der in den 50er Jahren vielgelesene und vielbewunderte Sigmund v. Kaczkowski (geb. 1826 auf dem väterlichen Gute Bereźnica in Galizien, seit 1863 teils in Wien, [* 9] teils in Paris [* 10] lebend) ist neuestens mit zwei großen historischen Romanen hervorgetreten. In »Abraham Kitaj« (1887,2 Bde.) wird auf dem dramatisch belebten Hintergrund der letzten Dezennien des 17. Jahrh. einer jener gewaltthätigen, ehrgeizigen, habsüchtigen Abenteurer geschildert, welche sich durch die Schwäche der Regierungsgewalt zu jedem Rechtsbruch ermutigt fühlten.
Ein solcher Abenteurer ist der Ritter Abraham Kitaj, von Natur mit vielen Vorzügen ausgestattet, die indessen durch sein heißes Blut und die Unsicherheit der öffentlichen Zustände vernichtet werden. Am unbedeutendsten ist jene Partie des Romans, worin der Zug K. Sobieskis zum Entsatz von Wien chronistisch geschildert wird. Der Roman »Olbrachtowi Rycerze« (1889,3 Bde.) spielt zur Zeit des Königs Johann Albrecht (1492-1501). Aus dem vielfach archäologischen Detail treten indessen die Hauptfiguren lebensvoll individualisiert hervor.
Noch weiter zurück, bis in den Anfang des 15. Jahrh., greift Wincenz
Rapacki, bekannt als
Schauspieler,
Dramatiker und
Romancier,
mit seiner neuesten
Erzählung: »Die
Hansa« (1890
).
Held der
Erzählung ist der
Aldermann der
Hansa in
Krakau
Reinhold v.
Bonar, welcher, nachdem er sich in der schmerzlichsten
¶
mehr
Weise von der Verwerflichkeit der Politik der Hansa überzeugt hat, dieselbe schließlich verläßt und Pole wird. Rapacki hat
einfach einige bekannte, den Jesuiten nachgesagte perfide Streiche auf die Hansa übertragen, die er als einen Germanisationsverein
en gros darstellt, um einen deutschfeindlichen Tendenzroman zu stande zu bringen, ohne indessen damit bei
der ernsten polnischen
Kritik (»Biblioteka Warszawska«, »Przeglad
Polski«) Beifall zu finden. Auch zwei andre seiner Romane: »Die Sünden des Königs« (1886,2 Bde.)
und »Zum Licht«
[* 12] (1887),
haben keinen durchschlagenden Erfolg errungen.
In dem großen historischen Roman der namhaften Dichterin Deotyma (Luczczewska): »Branki w Jasyrze« (1889,3
Bde.), aus dem 13. Jahrh.,
werden die Schicksale zweier edler polnischer
Frauen in tatarischer Gefangenschaft unter starkem Überwiegen der poetischen
Elemente ergreifend geschildert. Ebenfalls antikisierend und in ganz falscher Auffassung des Verhältnisses zwischen
Polen und dem Hussitismus fußend, ist der Roman »Na dziejowym przelomie« aus dem 15. Jahrh. von J. ^[Jozef] Rogosz (1890
,2
Bde.).
Auf dem Gebiete des gesellschaftlichen Tendenzromans behauptet Frau Eliza Orzeszko, die polnische
George Sand, ihren unbestrittenen
Vorrang, indem die einen sich besonders für ihre liberale Tendenz begeistern, während die Gegner dieser Tendenz nicht umhin
können, ihre künstlerischen Vorzüge anzuerkennen. In »Nad Niemnem« (1888,3
Bde.) gelangt ihr gereiftes künstlerisches
Talent namentlich in vortrefflichen Naturschilderungen zum vollen Ausdruck. Die Fabel behandelt den unter den schwierigsten
Verhältnissen durchgeführten Kampf eines polnischen
Landedelmannes um die Erhaltung des väterlichen Bodens.
Parallel [* 13] damit entwickelt sich die Liebesgeschichte der Heldin Justine, welche schließlich einem einfachen, aber freien und selbständigen Landmann ihre Hand reicht, nachdem sie die Jugendliebe für einen aristokratischen Kunstdilettanten überwunden und die Werbungen eines blasierten Millionärs zurückgewiesen. Auch der Dorfroman »Cham« (1889) zeichnet sich durch stimmungsvolle Landschaftsbilder aus, ist übrigens eine stark realistische, fast naturalistische Variation des alten Themas von der Unverbesserlichkeit einer Gefallenen. Derselbe stark realistische Zug tritt in der Geschichte des Winkeladvokaten Kaprowski, des Helden des Romans »Niziny« (»Tiefen«, 1886),
sowie in den Novellen: »Wzimowy wieczor« (»Am Winterabend«) und »Panna Antonina« (1888,2 Bde.) zu Tage. Von der Warschauer Gesamtausgabe der Werke Eliza Orzeszkos ist der 43. Band [* 14] erschienen.
Eine begabte Rivalin ist ihr in Marya Rodziewicz (geb. 1860, auf ihrem litauischen Gute Chruszczowa lebend) erstanden. Ihr Erstlingsroman »Dewajtis« (1889) behandelt denselben Stoff wie Orzeszko in »Nad Niemnem«. Der durch das Testament des Vaters zu gunsten der Kinder zweiter Ehe benachteiligte, überdies mit der schwierigen Verwaltung der Güter eines verschollenen Freundes überbürdete litauische Gutsbesitzer Marek Czertwan überwindet mit großer Energie und Ausdauer alle Hindernisse, vereinigt das durch den Leichtsinn seiner Stiefbrüder gefährdete Familienvermögen und erlangt schließlich die Hand der aus Amerika [* 15] zurückgekehrten Tochter des verstorbenen Nachbars, dessen Gut er treu bewahrt hat.
Abgesehen von der trefflichen Individualisierung der handelnden Personen, zeichnet sich ihr Roman durch anziehende Schilderung des Landes und insbesondere der Wälder Litauens aus. Die heiße Liebe zum väterlichen Boden, welche in Zolas »La terre« so brutal wirkt, wird hier durch Tradition und patriotische Pflicht verklärt. Weniger Anklang fand der Roman »Kwiat Lotosu« (»Die Lotosblume«, 1889),
in welchem der schöne, geniale, aber von Grund aus verdorbene Mediziner Rafael Radwan
als eine Art von Dämon seine Umgebung moralisch vergiftet und zu Grunde richtet. In »Ona« (1890
) führt uns die Verfasserin
wieder in ihre litauische Heimat, in deren herrlicher Waldluft ein zerrütteter Geist Gesundung findet. Sie schrieb noch: »Blekitni«
(1890
),
»Szary proch« (1890).
Das beliebte Thema der Erhaltung des väterlichen Bodens behandelt Boleslaw Prus (Pseudonym für Alex. Glowacki) in seiner ersten größern Erzählung »Placówka« (1886). Der Held ist hier aber kein Großgrundbesitzer, sondern der Bauer Slimak, welcher seine elende Hütte und 10 Morgen Landes mit siegreicher Ausdauer gegen alle Angriffe übermächtiger Konkurrenz verteidigt, also (denn das ist offenbar die »positivistische« Tendenz des Verfassers) den leichtsinnigen Adel, der in Monaco [* 16] spielt, beschämt.
Ermutigt durch den Erfolg der »Placówka«, ist Prus neuestens mit dem großen Roman »Lalka« (1890,3 Bde.) hervorgetreten, in welchem der Repräsentant des fleißigen und unternehmenden Bürgerstandes, der Parvenü und Millionär Wokulski, die Gegenliebe einer adligen Puppe (lalka) nicht zu erlangen vermag und deshalb moralisch zu Grunde geht. Der Roman klingt entschieden pessimistisch aus, indem nicht bloß die Vorzüge des Bürgerstandes alten Vorurteilen des Adels gegenübergestellt, sondern auch die erstern von den letztern vernichtet werden.
Abgesehen davon, daß die Prämisse des Verfassers, soweit sie generalisiert wird, falsch ist, da in Polen, wie überall, verarmte Edelleute ohne besondere Schwierigkeit die Töchter von reichen Bankiers etc. heiraten und millionenreiche Parvenüs Gräfinnen heimführen, zeichnet sich »Lalka« durch spannende Handlung und treffliche Charakteristik aus. Außerdem hat Prus auch in dem letzten Lustrum zahlreiche, vielgelesene Novellen veröffentlicht.
Das früher mit Vorliebe von Eliza Orzeszko behandelte Thema der Frauenemanzipation bildet den sozial-politischen Hintergrund der neuesten Erzählung von Marie Szeliga: »Na przebój« (»Durch«, 1889). Die Heldin Natalie, Tochter des tyrannischen, litauischen Edelmannes Dormunt, wird aus gänzlicher Apathie durch die Studentin Ester Weinblatt gerettet, welche die größten Schwierigkeiten überwunden hat, um sich eine unabhängige Stellung zu erkämpfen. Natalie begibt sich behufs Studium der Medizin nach Paris, wo das Treiben der Studentinnen höchst anziehend geschildert wird, und kehrt, moralisch vollkommen geheilt, als Doctor medicinae nach Litauen zurück.
Frei von Tendenz sind die humorvollen Romane und Novellen des Grafen Wincenz Los (»Widma«, »Lydia Rosyanka«,
1885;
»Spirtuo z Rozdolow«, »Portret
pieknèj Pani«, 1889; »Linoskoczka«, 1890). Zahlreiche Romane und Novellen veröffentlichten in den letzten
Jahren Marrené (s. d.), Gawalewicz, Blizinski, auch als Lustspieldichter beliebt, Sewer unter Anlehnung an das Volksleben,
Ostoja, Letowski, Straszewicz, Kosiakiewicz etc. Eine andre Gruppe von Romanciers ist als die der exotischen zu bezeichnen,
insofern sie entweder fremdländische Stoffe schildern, oder doch ersichtlich unter fremden Einflüssen
dichten. So namentlich der nach abenteuerlichem Leben seit 1864 in Genf
[* 17] lebende Oberst Milkowski (Pseudonym Jež), der zumeist südslawische
Stoffe wählt. Unter seinen
¶
mehr
neuesten Romanen zeichnet sich »Ci i tamci« (1889) aus dem ungarischen Kriege 1849 durch belebte Handlung und interessante Charaktere aus. In der Geschichte Albaniens des 15. Jahrh. spielt die Erzählung »Rycerz chrzescianski« (1890,3 Bde.),
in bulgarischen Verhältnissen fußt: »W zaraniu« (1890) etc. Ein bedeutendes Talent bekundet sich in den beiden Erstlingswerken des in London [* 19] lebenden Edmund Naganowski (s. d.): »Hessy o Grady« (1887) und »Anglia Wszechmozna« (1891,2 Bde.);
der erstgenannte Roman fußt in einer irischen Verschwörung, der zweite ist aus dem gesellschaftlichen Leben Englands geschöpft.
Enttäuscht hat der zweite Band der »Skizzen« von Adam Szymanski (1890),
nachdem der erste Band
(1887) zum Teil überschwängliches Lob gesunden hatte und einige der betreffenden Skizzen (»Srul von Lubartow«, »Kowalski«)
in der »Revue des Deux Mondes« Aufnahme erlangten. Schon in diesen ersten sibirischen Skizzen tritt jedoch eine bedenkliche Trivialität
der Motive zu Tage, während in der neuen Serie sich ein dem polnischen
Nationalgefühl entschieden widerstrebender
russischer Mystizismus breit macht. Als geradezu pathologische Erscheinungen sind die Romane: »Hrabia Witold« (1890),
»Alfredine« (1890) des Grafen St. Rzewuski zu bezeichnen, der sich dem nationalen Leben gänzlich entfremdet hat, für Frankreich und Rußland schwärmt, übrigens einige gute Lustspiele schrieb.
Drama, Epik und Lyrik.
Störender als im Roman wirkt das Überwiegen der Tendenz auf dem dramatischen Gebiet. Die größte polnische
Stadt Warschau (450,000 Einw.) mit ihren vier Theatern bietet anscheinend der Entfaltung des Dramas die günstigsten Bedingungen.
Allein der gänzliche Mangel einer parlamentarischen Tribüne, einer freien Presse
[* 20] und überhaupt jedes öffentlichen Lebens
im modernen Sinne bewirkt dort, daß keine Arbeitsteilung eintreten kann, die Politiker zur Feder greifen,
die Künstler politisieren.
Die rein künstlerischen Zwecke leiden darunter. Bei einer der zahlreichen Preisausschreibungen wurden 1886 mehr als 70 Dramen eingereicht. Den Preis erhielt das historische Schauspiel aus dem 17. Jahrh.: »Albert, Wojt Krakowski« eines ganz unbekannten Dichters St. Kozlowski. Mit großem Lärm in Szene gesetzt, enttäuschte das Stück die hochgespannten Erwartungen. Die Preisrichter hatten sich eben durch die Tendenz verführen lassen. Preisgekrönte historische Stücke schrieb auch J. ^[Józef] Labunski: »Agrypina« (1886),
»Ziemowit« (1887). In modernen Verhältnissen fußen die Schauspiele von E. Lubowski (»My sie Kochamy«, 1887; »Przyiaciólka zon«, 1890, etc.),
K. Zalewski (»Gòrąnasi«, »Friebe«,
1885;
»Nasi zieciowie«, 1886; »Malzeństwo
Apfel«, 1887; »Oj-mezczyzni«, 1889),
Okonski (»Antea«) etc. Unter den Lustspieldichtern sind zu nennen: Gawalewicz (»Komedye«, 1885; »Dzisiejsi«, 1886; »Guzik« 1887 etc.),
Balucki (»Bilecik miłosny«, 1885; »O Józię«, 1888; »Ciézkie czasy«, 1889; »Klub Kawalerów«, 1890 etc.),
Z. Przybylski (»Wicek i Wacek«, »Panctwo Wackowie«, 1888; »Zlote Góry«, 1890 etc.),
J. ^[Józef] Blizinski (»Szach i matt«, 1886: »Opiekun«, 1887; »Mąz w drodze«, 1888; »Dzika ròzyczka«, 1889, etc.), ferner Graf Wl. Koziebrodzki, A. Abrahamowicz u. a.
Weit hinter dem Roman und den wenigstens quantitativ reichen dramatischen Erscheinungen steht jetzt die eigentliche Poesie zurück,
die mit dem glänzenden Dreigestirn Mickiewicz, Slowacki und Krasinski in der ersten Hälfte des Jahrhunderts
einen so vielverheißenden Aufschwung
nahm. Der Mangel an echter poetischer Begeisterung verrät sich schon in der bizarren
Wahl der Stoffe. So besingt Graf Adalbert Dzieduszycki (geb. 1845, bekannt durch philosophische Schriften, seit 1879-86 Mitglied
des Wiener Abgeordnetenhauses, jetzt auf seinen Gütern in Galizien lebend) in den zwölf Gesängen: »Basń
nad basniami« (1889,2 Bde.)
die fabelreiche polnische
Urgeschichte unter Benutzung der betreffenden Volkslieder, Sagen, Märchen, ohne einen befriedigenden
künstlerischen Gesamteindruck hervorzubringen. In denselben prähistorischen, der Entfaltung echter poetischer Begeisterung
ungünstigen Verhältnissen spielt das lyrische Drama »Wanda« (1887) von Deotyma (Hedwig Luszczewska),
welches einen Teil ihrer »Polska w piesni« (»Polen im Lied«) bildet, eines Stoffes, an dem selbst das gewaltige Talent Slowackis (»Kròl Duch«) scheiterte. Auch das epische Gedicht »Kròl Salomon« von Wladimir Zagórski (1887) befriedigt nicht. Als lyrische Dichterin von echter Begeisterung bewährt sich M. Konopnicka in ihren »Gedichten« (1887,3 Bde.). Pessimistisch affektierte »Strophen« veröffentlichte der als Geschichtsforscher glücklichere Alex. Kraushar (1886); sonst sind noch zu erwähnen lyrische Gedichte von Hajota (jetzt als Frau Szolc-Rogozinska in Südafrika [* 21] lebend),
Tadeus Otawa (»Piesni lyrnika«, 1886),
M. Gawalewicz (»Poezye«, 1887) etc.
Litteratur- und Weltgeschichte.
Angeregt durch die wertvollen »Reisebriefe« von Odyniec (1875-78,4 Bde.),
nahm die Mickiewicz-Litteratur
im letzten Jahrzehnt einen ungeahnten Aufschwung. Unter den neuern diesbezüglichen Schriften sind hervorzuheben: »A. Mickiewicz«
von Polnische
Chmielowski (1886,2 Bde.),
ein vollständiges, detailliertes Lebensbild des Dichters;
»Die Jugend des Mickiewicz« von T. Ziemba (1890),
der übrigens in zahlreichen, in den Monatsschriften veröffentlichten Essays den ganzen Lebenslauf des Dichters auf Grund sorgfältiger Quellenforschung schildert;
»Mickiewicz in Wilna [* 22] und Kowno« (1889,3 Bde.) von J. ^[Józef] Tretiak, worin das Hauptgewicht auf den innern Entwickelungsgang des Dichters gelegt wird;
»Messyanisci i Slowianofile« (1890) von M. Zdziechowski, worin viele bisher noch dunkle Punkte in der sogen. messianischen Verirrung des Dichters aufgeklärt werden;
»Das Leben des Adam Mickiewicz« (Bd. 1,1890),
von seinem Sohne Ladislaus Mickiewicz, reich an neuen Details;
die »Denkschrift des Mickiewicz-Vereins« (bisher 3 Bde.), welche Aufsätze der hervorragendsten Litterarhistoriker, Tarnowski, Nehring, Chmielowski, Spasowicz etc., und einen vollständigen Ausweis aller laufenden Publikationen über Mickiewicz etc. enthält.
Mit der Überführung der Gebeine
des Dichters von Paris nach Krakau, ist die reiche Mickiewicz-Litteratur noch keineswegs zum Abschluß gelangt. In
ebenso anziehender wie gründlicher Weise behandelt das 16. Jahrh. Graf St. Tarnowski, Professor der polnischen
Litteraturgeschichte
an der Krakauer Universität, in: »Die politischen Schriftsteller des 16. Jahrhunderts« (1886,2 Bde.)
und »Jan Kochanowski« (1888),
sonst sind von ihm zu nennen ausführliche Monographien über M. Czajkowski (1886),
H. Rzewuski (1887),
W. Kalinka (1888),
»Aus den Ferien«, die Beschreibung einer Reise nach Wien, Moskau,
[* 23] Wilna (1888,2 Bde.). Der Theoretiker
der Warschauer Positivisten, Polnische
Chmielowski, veröffentlichte außer dem oben erwähnten Werke über A.
Mickiewicz: »Die polnischen
Schriftstellerinnen im
¶