Polarkreise
(Circuli polares), auf der Himmelskugel zwei um die
Schiefe
[* 2] der
Ekliptik oder 23½° von den Weltpolen,
also um 66 ⅔° vom Himmelsäquator, abstehende
Kreise,
[* 3] welche bei der täglichen
Rotation der Himmelskugel von den
Polen der
Ekliptik beschrieben werden. Man bezeichnet den den
Nordpol umgebenden als den nördlichen (circulus arcticus),
den andern als den südlichen (circulus antarcticus). Ebenso nennt man auf der
Erde die beiden
Parallelkreise von 66½° nördl.
und südl.
Br. Polarkreise.
Diese beiden
Kreise, von denen der eine der nördliche, der andre der südliche Polarkreis
genannt wird,
schließen die beiden kalten oder
Polarzonen ein, die nördliche oder arktische und die südliche oder
antarktische.
Wenn die
Erde keine
Atmosphäre hätte, welche das
Licht
[* 4] bricht, so würden die Polarkreise
diejenigen Gegenden der
Erde, in denen während
des ganzen
Jahrs
Tag und
Nacht binnen 24
Stunden wechseln, von denjenigen trennen, wo dieser
Wechsel nicht
während des ganzen
Jahrs stattfindet. Am nördlichen Polarkreis
würde man 21. Juni, an dem südlichen 21. Dez. die
Sonne
[* 5] volle 24
Stunden
über dem
Horizont
[* 6] erblicken, nämlich mittags in 47°
Höhe, um
Mitternacht am
Horizont; man würde also einen immerwährenden
Tag von 24
Stunden haben, und für die innerhalb der Polarkreise
liegenden Gegenden ist die Dauer des
immerwährenden
Tags, dem ein halbes Jahr später eine gleich lange immerwährende
Nacht entspricht, noch größer (s.
Erde,
S. 745). Die
Strahlenbrechung
[* 7] der
Atmosphäre bewirkt aber, daß die
Sonne von uns noch am
Horizont erblickt wird, wenn sie in
Wirklichkeit bereits 33 Bogenminuten unter demselben steht. Dadurch wird die Dauer des
Tags überhaupt
und somit auch die des immerwährenden
Tags der polaren
Zonen noch verlängert, die Dauer der immerwährenden
Nacht aber verkürzt.