Pola
,
[* 1] Stadt im österreich. Kronland
Istrien,
[* 2] an der südlichen
Spitze der Istrischen
Halbinsel gelegen, mit einem sehr
geräumigen und vortrefflichen
Hafen, Seefestung ersten
Ranges, Kriegshafen und Zentralpunkt der österreichisch-ungarischen
Kriegsmarine, Endstation der
Eisenbahn Divazza-Pola
, durch welche es mit
Triest
[* 3] und dem
Binnenland in
Verbindung
steht. Pola
ist durch seine
Lage zum Kriegshafen geschaffen. Es ist die vorgeschobenste
Warte an der keilförmig ins
Meer ragenden
Halbinsel
Istrien, sein
Hafen ist vor Versandung geschützt, hat eine für die schwersten
Schiffe
[* 4] ausreichende Tiefe und einen
Flächenraum von 8,6 qkm.
Vor der Hafeneinfahrt liegen die
Brionischen Inseln, mit dem
Festland den breiten
Kanal
[* 5] von Fasana bildend, welcher als Außenhafen für die
Aufstellung der
Flotte dient.
Der eigentliche Hafen zieht sich in einer Ausdehnung [* 6] von 5½ km zuerst nach SO., dann nach NO. und ist durch drei quer vorliegende Inseln in ein äußeres und ein inneres Becken geteilt, von denen das letztere ebenfalls eine Insel (Scoglio degli Olivi) enthält. Gegenüber dieser Insel erhebt sich am südlichen Ufer die alte Stadt um den Fuß eines Hügels, der unter den Römern das Kapitol trug und jetzt mit einem Kastell aus dem 17. Jahrh. gekront ist. Ringsherum gruppieren sich die übrigen neuangelegten Stadtteile.
Südwestlich erstreckt sich das Ufer entlang das große Seearsenal, welches aus einem weitläufigen Komplex von Werkstätten und Magazinen besteht und durchschnittlich 2400 Arbeiter beschäftigt. Hierzu gehört auch die erwähnte Oliveninsel mit 2 Trockendocks, einem Balancedock, 2 Stapeln etc. Hinter dem Arsenal befindet sich der seit 1860 angelegte Stadtteil San Policarpo mit Marinekasernen, einem großen Spital und schönen, der Marine gehörigen Wohnhäusern, welche um einen freundlichen Park mit dem Denkmal des Erzherzogs Maximilian (ehemals Marinekommandant) gruppiert sind.
Zwischen der Stadt und San Policarpo liegt der mit Häusern bedeckte Monte Zaro, welcher das hydrographische Amt mit Sternwarte [* 7] etc. enthält. Vor letzterm Gebäude steht in einem neuangelegten Park das Monument des Admirals Tegetthoff von Kundmann. Das nördliche Ufer des Hafens entlang liegen die Artillerielaboratorien und Pulvermagazine, am nordöstliche Ufer der Bahnhof. Der Raum zwischen der Oliveninsel, dem Bahnhof und der Stadt ist für die Handelsschiffe reserviert.
Die dominierenden
Hügel um den
Hafen herum sind mit starken
Forts besetzt. Die eigentliche Stadt besitzt
an bemerkenswerten Bauten: einen
Dom, im 15. Jahrh. auf den Resten eines altchristlichen
Tempels erbaut, das Stabsgebäude,
das Stadthaus, das
Theater,
[* 8] das Marinekasino, die neuen Schulgebäude und
Kasernen. Bedeutend sind die
Denkmäler aus der Glanzperiode
Polas
unter den
Römern. Die
Porta aurea, früher ein Stadtthor
(Porta
Minervae) schmückend, jetzt frei
stehend, ist ein prachtvoller, von der einheimischen
Familie der
Sergier errichteter
Triumphbogen, mit
Basreliefs, zwei Viktorien
und korinthischen
Säulen
[* 9] geziert. Um die Nordostseite des kapitolinischen
Hügels herum gelangt man zur
Porta Ercole (Herculea)
und zum eigentlichen Hauptthor, der
Porta gemina (Jovia). Am Nordostende der Stadt befand sich das Nymphaeum,
das einer reichen
Quelle
[* 10] (Karolinenquelle) zur Zierde diente, und an dessen
Stelle ein Pumpwerk für die gegenwärtige Wasserversorgung
errichtet wurde.
Das großartige Werk ist aber das berühmte Amphitheater, oval, 137,4 m lang, 110,5 m breit und 24 m hoch, in zwei Ordnungen je 72 Bogen [* 11] enthaltend, von denen jedoch in der untern Reihe 32 zum Teil oder ganz wegfallen, da sich das Gebäude im O. an einen Hügel lehnt. Das Amphitheater wurde aus dem schönen weißen Kalkstein der römischen Steinbrüche erbaut, doch steht gegenwärtig nur die äußere Umfassung noch aufrecht. Es war auch zur Aufführung von Naumachien eingerichtet. Am großen Platz, dem alten Forum, [* 12] befinden sich Reste zweier kleiner, gleichgeformter Tempel [* 13] von edler Bauart. Der eine, mit der Aufschrift: »Romae et Augusto«, ist ziemlich vollständig erhalten;
seine Vorhalle stützt sich auf sechs korinthische Säulen. Er dient zur Aufbewahrung der hier gefundenen Inschriften etc. Vom andern (der Diana gewidmeten) Tempel, der später dem Munizipalgebäude einverleibt wurde, ist nur noch die Rückseite erhalten.
Die Einwohnerzahl von Pola
betrug zu Ende des 18. Jahrh. kaum 600, 1857 etwa 5000 und 1880 mit
Einschluß des
Militärs (7700 Mann) 27,173
Personen. Die Erzeugnisse des
Bodens und der
Industrie reichen
nicht einmal für den Lokalbedarf aus, weshalb ein starker
Import, namentlich in
Mehl,
[* 14]
Wein,
Bier, Eßwaren,
Holz
[* 15] und
Kohle,
Steinen,
Erden und
Ziegeln, stattfindet. Ausgeführt werden nur:
Brennholz,
Fische,
[* 16] Quarzsand (zur Glasfabrikation
[* 17] in
Venedig)
[* 18] und
Bausteine. 1886 sind
im
Hafen von Pola
1796 beladene
Schiffe mit 265,156
Ton. ein- und 1264
Schiffe mit 247,963 T. ausgelaufen.
Der
Import betrug in jenem Jahr 428,929, der
[* 1]
^[Abb.:
Situationsplan von Pola]
¶
mehr
Export 182,216 metr. Ztr., wozu aber noch der Eisenbahnverkehr
mit einem Import von 320,000 und einem Export von 26,000 metr. Ztr. kommt. Pola
ist Sitz eines
Festungskommandos, eines Hafenadmiralats, einer Bezirkshauptmannschaft, eines Bezirksgerichts, Hauptzollamtes, Hafenkapitanats,
Domkapitels und zeitweilig des Bischofs von Parenzo-Pola und besitzt an Unterrichts- und Humanitätsanstalten: eine von der
Marineverwaltung unterhaltene deutsche Volks- und Unterrealschule, eine Mädchenbürgerschule, ferner 4 italienische Volksschulen
und 2 Kindergärten, 3 Spar- und Vorschußvereine, ein Marine- und ein Zivilhospital. Pola
ist mit einer Wasserleitung
[* 20] und mit
Gasbeleuchtung versehen. - Die Stadt, der Sage nach von Kolchiern, welche Iason verfolgten, 1350 v. Chr. gegründet, hieß auch
im Altertum Pola
und lag am Pola
ticum promontorium (jetzt Punta di Promontorio) und dem Pola
ticus sinus an der Mündung der Arsia.
Die Römer
[* 21] eroberten die Stadt 178 v. Chr. und beschenkten die Einwohner mit dem Bürgerrecht. Augustus ließ die Stadt, weil
sie im Bürgerkrieg die Partei des Pompejus ergriff, zerstören, stellte sie aber auf die Bitten seiner
Tochter Julia wieder her, gab ihr den Namen Julia Pietas, machte sie zur Hauptstadt von Istrien und bevölkerte sie mit römischen
Kolonisten. Die Polenser errichteten deshalb den oben beschriebenen Tempel des Augustus. Besonders begünstigt wurde Pola
vom Kaiser
Septimius Severus, der früher Statthalter von Illyrien gewesen. Zu seiner Zeit führte Pola
den stolzen Namen
einer Respublica Polensis und erreichte damals seine höchste Blüte.
[* 22] Im Mittelalter bis 1300 Vorort Istriens und als ehemalige
Römer-, dann mittelalterliche Bischofstadt im Besitz eines bedeutenden Territoriums, einer Contea (Grafschaft), wurde es 1148 von
den Venezianern, 1192 von den Pisanern und dann wieder von den Venezianern erobert. Infolge einer Empörung
wurde die Stadt 1267 abermals verwüstet. 1379 erfochten die Genuesen bei Pola
einen Seesieg über die Venezianer und zerstörten
die Stadt vollständig. Mit Istrien kam sie 1797 an Österreich.
[* 23]
Vgl. Stancovich, Dell' anfiteatro di Pola
(Vened. 1822);
Gareis,
Pola
und seine Umgebung (Triest 1877);
»Pola
, seine Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft« (Wien
[* 24] 1886).