Pogōdin,
Michail Petrowitsch, russ. Geschichtsforscher, geb. zu Moskau, [* 2] erhielt seine Ausbildung an der dortigen Universität, begann seine schriftstellerische Thätigkeit mit der Dissertation »Über die Herkunft der Russen« (1823), wurde 1825 Dozent, 1830 Professor der Geschichte in Moskau (bis 1844) und 1841 Mitglied der Akademie in Petersburg. [* 3] Neben seiner wissenschaftlichen entwickelte er in dieser Zeit eine äußerst fruchtbare schriftstellerische Thätigkeit, übersetzte Heerens »Ideen etc.« (1835-37, 2 Bde.),
Goethes »Götz von Berlichingen« (1828),
veröffentlichte ein historisches Trauerspiel: »Marfa Posadniza« (1831),
»Novellen« (1833, 3 Bde.),
eine dramatisierte »Geschichte des Pseudodemetrius« (1835),
gab belletristische
Taschenbücher und
Zeitschriften
heraus etc. Seine bedeutendste journalistische
Unternehmung war die Herausgabe des
»Moskauer
Boten« (1827-30).
Eine andre von Pogodin
im
Verein mit Kalaidowitsch herausgegebene
Zeitschrift war »Der russische Zuschauer«. Wichtiger waren seine
historischen Forschungen: Ȇber den
Charakter
Iwans des Schrecklichen« (1828),
»Über die Mitschuld Godunows an der Ermordung des Demetrius« (1829),
»Über die Chronik Nestors« (1836) und zahlreiche Editionen alter Chroniken. 1841 gründete er die historische Zeitschrift »Moskwitjanin«, von welcher 15 Jahrgänge erschienen. Er war eifriger Slawophile und gehörte 1858 zu den Gründern des »Moskauer Slawenkomitees«, welches durch Unterstützung der außerrussischen Slawenstämme für die Vereinigung derselben zu wirken strebt. Bei so vielseitiger Thätigkeit vermochte er sein Hauptwerk, eine große russische Geschichte, nicht zu vollenden.
Die sieben erschienenen
Bände (1846-54) enthalten mehr Abhandlungen als eine zusammenhängende
Darstellung der Zeit bis zur
Unterjochung der
Russen durch die
Tataren. Daneben veröffentlichte Pogodin:
»Forschungen über die geschichtliche Grundlage der
Leibeigenschaft« (1858),
eine »Abhandlung über den Prozeß des Großfürsten Alexei Petrowitsch« (1860),
ein 1835 erschienenes Handbuch der Geschichte Rußlands für Schulen, »Russische [* 4] Geschichte bis zum Tatarenjoch« (1872, 3 Bde.),
»Die ersten 17 Jahre der
Regierung
Peters d.
Gr.« (1875) und gab die
Schriften
Iwan Possoschkows (1842 und 1863) heraus. Pogodin
starb 8. (20.)
Dez. 1875 in
Moskau.