Poētik
(vom grch. poiētiké, zu ergänzen téchnē, Kunst), die Theorie der Poesie (s. d.), also der Teil der Ästhetik (s. d.), der von der Dichtkunst handelt. Die Geschichte der Poetik geht daher durchaus mit der Geschichte der wissenschaftlichen Kunstbetrachtung überhaupt Hand in Hand; jedes System der Ästhetik ist zugleich auch ein System der Poetik. Jedoch hat es viele Ästhetiker gegeben, die sich die Poetik zu besonderer Behandlung auswählten; an ihrer Spitze steht Aristoteles, dessen «Poetik» die Grundlage und das Vorbild aller ähnlichen Versuche geworden ist. Ja in Zeitaltern vorwiegender Verstandesbildung haben selbst Dichter nicht selten über die Theorie ihrer Kunst besondere Lehrgedichte geschrieben.
Die «Ars poetica» des Horaz ist das erste Beispiel dieser Art; Vida, Boileau, Pope u.a. sind hierin nachgefolgt. Grundlegend für die neuere deutsche Dichtung und Metrik wurde M. Opitz (1624) durch sein «Buch von der deutschen Poeterei». Nicht ein geschlossenes System, aber eine Fundgrube der feinsten Bemerkungen über Theorie der Poesie ist der «Briefwechsel zwischen Goethe und Schiller». Eingeteilt wird die Poetik in die Verslehre (Rhythmus, Reim, Versarten) und die Lehre von den Dichtungsarten (Epos, Lyrik, Drama). –
Vgl. Gottschall, Poetik. Die Dichtkunst und ihre Technik (Bresl. 1858; 6. Aufl., 2 Bde., ebd. 1893);
Kleinpaul, Poetik (7. Aufl., 2 Bde., Barmen 1873);
Wackernagel, Poetik, Rhetorik und Stilistik (Halle 1873; 2. Aufl., hg. von Sieber, 1888);
Carriere, Die Poesie (2. Aufl., Lpz. 1884);
Baumgart, Handbuch der Poetik (Stuttg. 1887);
Scherer, Poetik (Berl. 1888).