Poësie
(vom grch. poiēsis, dieses von poiein, machen, schaffen),
zunächst eine Hervorbringung jeder Art, jedoch schon im
Altertum vorzugsweise auf das dichterische Schaffen, die
Dichtkunst,
angewendet. Während die bildenden Künste, d. h. die
Baukunst,
[* 2] die Bildhauerei und die Malerei, nur durch die
Darstellung
der räumlichen Gestalt und
Farbe wirken und daher auf den
Umfang des sinnlich Sichtbaren und physiognomisch
Ausdrückbaren beschränkt sind, und während die
Musik wegen der unräumlichen Natur des
Tons auf das gestaltlose Gefühlsleben
beschränkt ist, vereinigt die Poësie
in gewissem
Sinne die Wirkungen der bildenden Künste und der
Musik.
Spottiswoode - Sprache

* 3
Sprache.
Ihr Darstellungsmittel ist die
Sprache.
[* 3] Diese arbeitet ebenso wie
der
Ton nicht unmittelbar für den äußern
Sinn des
Ohres , sondern
nur für den innern
Sinn, für die
Vorstellung; aber sie bleibt nicht, wie der
Ton, beim Gefühlsausdruck
stehen, sondern erhebt sich zu festen, streng abgegrenzten
Anschauungen und
Begriffen. So ist die Poësie
wie die
Musik eine
Darstellung
des innern Gefühlslebens und hat doch zugleich, wenn auch
nur für das geistige
Auge,
[* 4] die ganze plastische
Gestaltungskraft der bildenden Künste. Die drei Hauptgattungen der Poësie
sind das Epos (s. d.),
die
Lyrik (s. d.) und das
Drama (s. d.). Die
Lehre
[* 5] von der Poësie
ist die
Poetik (s. d.).