Po
(bei den Alten Eridanus, auch Padus), der größte Fluß Italiens, [* 3] entspringt in den Kottischen Alpen, am östlichen Abhang des Monte Viso, in einer Höhe von 1952 m, fließt anfangs östlich durch ein Alpenthal bis gegen Revello, tritt dann in die Ebene, fließt nördlich durch die Provinz Turin, [* 4] beschreibt einen Bogen [* 5] um die Berge von Montferrat und wendet sich bei Chivasso gegen O., welche Richtung er im allgemeinen bis zu seiner Mündung beibehält. Er ist die zentrale Rinne der italienischen Niederlande, [* 6] in welcher sich alle Alpen- und Apenninengewässer vereinigen, bezeichnenderweise nahe an den Apennin herangedrängt und ein überwiegend einseitiges Flußsystem.
Die Alpenflüsse sind alle in jeder
Jahreszeit viel wasserreiche als die Apenninenzuflüsse, die im
Sommer sehr wasserarm sind.
So gehört der Po
im
Verhältnis seiner
Länge zu den wasserreichsten
Flüssen
Europas und leistet, mit mehreren seiner Nebenflüsse
in hohem
Grad schiffbar, dem
Verkehr wesentliche
Dienste.
[* 7]
Schon an der Ticinomündung beträgt die
Seehöhe
nur noch 66
m, und in der
Nähe von
Piacenza ist sein
Lauf so verlangsamt, daß er keine
Kiesel mehr rollt und bei der Flachheit
seiner
Ufer nur durch
Dämme, welche bald auch alle Nebenflüsse im Unterlauf begleiten, abgehalten wird,
seine Umgebung zu überschwemmen.
Von
Cremona an fehlen größere
Städte an seinen
Ufern, die vorhandenen kleinern liegen auf künstlichen, aus sehr alter Zeit
stammenden
Erhöhungen, mußten sich aber noch in diesem
Jahrhundert durch
Dämme schützen. Infolge der Vollendung und sorgsamen
Unterhaltung der
Dämme nämlich kann sich der
Fluß nicht mehr ausbreiten, er läßt deshalb seine Sinkstoffe
in seinem
Bett
[* 8] selbst fallen, erhöht dasselbe und schiebt sein
Delta
[* 9] um so rascher vor. Bei Ficcarolo, oberhalb
Ferrara,
[* 10] beginnt
die
Teilung, indem sich vom Po
grande, der sich wiederum in mehrere
Arme teilt, unter denen der Po
di Maestra, di Goro, della
Gnocca und delle
Tolle die bedeutendsten, letzterer
¶
mehr
der schiffbarste ist, ein Arm abzweigt, welcher kanalisiert als Po
di Volano und Po di Primaro, der eine nördlich, der andre
südlich von den Lagunen von Comacchio, den Panaro, Reno und andre Apenninenflüsse aufnehmend, münden. Bei Polesella endlich
geht eine Abzweigung zum Canale Bianco, der, an Adria vorbeifließend, durch Seitenkanäle mit Po und Etsch
verbunden, am weitesten nördlich als Po
di Levante mündet. Die Entfernung der nördlichsten Mündung von der südlichsten
beträgt 94 km. Weiteres über die Deltabildung des Po
s. Delta (mit Kartenskizze).
Die Länge des Stroms beläuft sich auf 570 km. Seine Breite [* 12] ist sehr verschieden, sie beziffert sich beispielsweise bei Turin mit 160, bei Cremona mit 910, bei Guastalla mit 1326 m; von da an ist sie wieder bedeutend geringer, sie beträgt bei Ostiglia 303 und auf dem weitern Lauf nur etwa 250 m, bis sie sich an der Mündung des Hauptstroms wieder zu 1137 m erweitert. Von den Nebenflüssen sind rechts nur noch der Tanaro und die Trebbia zu nennen, von den linken Dora Riparia, Dora Baltea, Sesia, Ticino (der wasserreichste), Adda, Oglio und Mincio.
Das gesamte Stromgebiet des Po
erstreckt sich über 74,907 qkm (1360 QM.) und umfaßt beinahe
ganz Oberitalien
[* 13] (Piemont, Lombardei, den größten Teil der Emilia, einen Teil von Venetien), außerdem
Teile der südöstlichen Schweiz
[* 14] und des südlichen Tirol.
[* 15] Die Höhenlage des Po
fällt vom Ursprung bis Revello bei einer
Länge von 34 km um 1600 m, von da bis zum Meer nur noch um 352 m. Da die Übergänge über den Fluß allenthalben
schwierig sind, so erhalten die Punkte, wo solche möglich sind, für friedlichen und kriegerischen Verkehr erhöhte Wichtigkeit.
Namentlich gilt dies von Turin und Piacenza. Bei Turin vereinigen sich überdies nicht nur die Straßen aus der obern Ebene von
Piemont, sondern auch die über den Mont Cenis und Mont Genèvre, daher das jetzige Aufblühen der Stadt,
daher hier der Schauplatz von Schlachten.
[* 16] Weiter stromab sind wichtig: Casale, Valenza und Mezzana Corti. Piacenza war bis in
die neueste Zeit der einzige Übergang am weitesten stromab, dort vereinigten sich alle Straßen aus der Lombardei und der
Schweiz, um sich in der Emilia fortzusetzen, daher die Bedeutung von Piacenza als Festung.
[* 17] Weiter stromab
sind zu nennen die Übergänge von Borgoforte und Po
ntelagoscuro. Von jeher waren die Anwohner in Kampf mit dem Po
, der sie
beständig bedrohte, daher hat sich hier die Wasserbaukunst zuerst zum Schutz, dann für Schiffahrt und Bewässerung so früh
und so hoch entwickelt.