Pluderhosen
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Pluderhosen,
[* 2] (Beinkleider, lat. Braccae, franz. Pantalons, Culottes [eigentlich Kniehosen], engl. Breeches), zur Bekleidung der Beine und Hüften dienendes Kleidungsstück, vornehmlich des männlichen Geschlechts, ursprünglich orientalische Tracht. Schon die Babylonier, Perser und kleinasiatischen Barbaren bedienten sich der langen Hosen. In Europa [* 4] findet man sie zuerst bei den Galliern, weshalb auch die Römer [* 5] einen Teil Galliens das »behosete Gallien« (Gallia braccata) nannten, bis sie in späterer Zeit selbst diese Sitte annahmen. Im Mittelalter wurden die ein Gegenstand vielfacher Moden; man trug sie bald eng, bald weit, versah sie mit Puffen und Schlitzen, mit Bändern und Knöpfen; sie waren bald einfarbig, bald von verschiedenen Farben (s. Mi-parti).
In der Mitte des 16. Jahrh. ging man sogar so weit, daß man oft mehrere Hundert Ellen Zeug zu einem Paar sogen. Pluderhosen verwandte, die, aus einer Überfülle von dünnem, meist seidenem Stoff bestehend, durch mehrere darübergelegte Streifen festern Zeugs zusammengefaßt, von den Landsknechten ins Ungeheuerliche gesteigert wurden (Abbildung 1). Von ihnen aus fanden sie auch bei den höhern Ständen Aufnahme. Ärmere, denen diese Mode zu teuer war, stopften ihre aus, damit sie an Umfang jenen gleichkämen, bis Joachim II., Kurfürst von Brandenburg [* 6] (gest. 1571), sie mit dem Bemerken verbieten ließ, daß er jedem, den er in einem solchen Kleidungsstück sehen würde, dasselbe aufschneiden lassen wolle, was auch wirklich einigemal geschah. Sehr beliebt waren um dieselbe Zeit, besonders in Frankreich und England, neben den weiten Langhosen die kurzen Oberschenkelhosen, die entweder rundwulstig ausgestopft
[* 2] ^[Abb.: Fig. 1. Pluderhosen.]
[* 2] ^[Abb.: Fig. 2. Rollhosen.]
[* 2] ^[Abb.: Fig. 3. Pumphosen.] ¶
wurden (Rollhosen, Abbildung 2), oder, von der Seite geschlitzt, weitbauchig bis über die Kniee reichten (Pumphosen, Abbildung 3). Als Nachfolgerin dieser beiden erscheint im 17. Jahrh. zunächst eine mäßig weite, faltige Hose, die etwas über die Kniee oder auch weiter herabreichte, bis unter Ludwig XIV. wiederum die kurze, aber ziemlich enge Kniehose zu einer Herrschaft gelangte, die erst in unserm Jahrhundert durch die langen, bis auf die Füße reichenden Pantalons verdrängt und nur noch in der Galakleidung im Gebrauch gelassen wurde.
Vgl. auch die Tafeln »Kostüme« [* 8] I, [* 7] Fig. 10, 13; II, [* 7] Fig. 1, 5, 10, 12; III, [* 7] Fig. 1, 3, 5, 10, 12, 13. Die Bergschotten sind fast noch die einzige europäische Nation, welche keine Hosen trägt.