Plozk
(Plock), russisch-poln. Gouvernement, grenzt nördlich an Ost- und Westpreußen, im übrigen an die Gouvernements Lomsha und Warschau (von letzterm durch die Weichsel getrennt) und hat einen Flächenraum von 10,877,7 qkm (197,5 QM.). Das Land ist eben; außer der Weichsel sind bedeutendere Flüsse Wkra, Drewenz, Narew, Vrshytsch, von welchen eigentlich nur die Weichsel u. der Narew schiffbar sind; auf den andern kann nur Holz geflößt werden. Die Drewenz bildet auf 51 km die Grenze des Gouvernements gegen Preußen.
Der Boden ist zum Teil fruchtbar, zum Teil sandig und morastig. Fast 20 Proz. desselben bedecken Wälder, 15 Proz. sind Wiesenland. Die Einwohner, an Zahl 1885: 571,656, d. h. 52 pro QKilometer, zerfallen in Katholiken, Juden, Protestanten, Reformierte und Griechisch-Katholische. Die Zahl der Gebornen betrug 1885: 24,393, der Gestorbenen 17,121, der Eheschließungen 4807. Die hauptsächlichste Produktion zeigt der Ackerbau, der aber nicht sehr hoch in der Entwickelung steht.
Die Dreifelderwirtschaft ist die verbreitete, der Fruchtwechsel nur auf größern Gütern eingeführt. Mit der Zucht veredelter Schafe befassen sich nur die größern Güter; man rechnete 1878: 18,600 Pferde, 202,200 Stück Hornvieh, 149,300 Stück gewöhnliche Schafe, 208,000 feinwollige, 106,000 Stück Borstenvieh;
Ziegen, Esel, Maulesel in geringen Mengen.
Die Forstwirtschaft ist vernachlässigt. Industrielle Etablissements gab es 1884: 361 mit 2872 Arbeitern und 4,806,000 Rubel Produktion, deren Absatz sich auf das Gouvernement beschränkt. Ausgeführt werden Getreide, Spiritus, Häute, Holz und Vieh; eingeführt werden namentlich Kolonialwaren, Thee, Wein, seidene und baumwollene Gewebe, Porzellan. Größere Umsätze im Binnenhandel finden auf den Jahrmärkten statt, deren 170 abgehalten werden. Unterrichtsanstalten gab es 1885: 311 mit 16,944 Schülern, unter welchen 2 Mittelschulen und 2 Fachschulen (ein geistliches und ein Lehrerseminar) sich befinden. Das Gouvernement zerfällt in acht Kreise: Lipno, Mlawa, Plonsk, Plozk, Praßnysch, Rypin, Serpez und Zjechanow. Es gehörte zur Zeit der preußischen Herrschaft zur Provinz Ostpreußen, bildete dann im Großherzogtum Warschau das Departement Plozk und war bis 1845 Woiwodschaft. Das jetzige Gouvernement ist aus dieser Woiwodschaft; dem Lande Dobrzyn und einem Teil von Masovien gebildet (s. Karte »Polen«). [* ] - Die gleichnamige Hauptstadt, auf dem steilen rechten Weichselufer 101 m ü. M. gelegen, besteht aus der Alt- und Neustadt, welch letztere erst am Ende des 18. Jahrh. angelegt wurde, und ist Sitz eines Bischofs und eines Domkapitels. Die Stadt hat 4 (früher 15) Kirchen
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(darunter eine im 11. Jahrh. erbaute Kathedrale mit den Grabmälern der polnischen Herzöge Wladislaw Hermann und Boleslaw III.), eine Synagoge, ein bischöfliches Seminar, 2 Gymnasien, ein Nationaltheater, einen bischöflichen Palast, Handel und (1885) 20,660 Einw., worunter viele Juden. Plozk gehört zu den ältesten Städten Polens und war ehemals die Hauptstadt von Masovien und die Residenz der oben genannten polnischen Herzöge. Das hiesige Bistum wurde bereits im 10. Jahrh. gegründet. Die Stadt war aber seit den ältesten Zeiten feindlichen Einfällen preisgegeben und wurde schon von den heidnischen Preußen verwüstet, später von den Litauern, den Kreuzheeren und mehrmals von den Schweden.