Titel
Plauen
,
[* 1] 1) Amtshauptstadt in der sächs. Kreishauptmannschaft
Zwickau,
[* 2] an der
Elster,
[* 3]
Knotenpunkt der
Linien
Leipzig-Hof,
Reichenbach-Eger und Wolfsgefärth-Weischlitz der
Sächsischen Staatsbahn, 396 m ü. M.,
liegt zum großen Teil auf einer über dem linken Elsterufer aufsteigenden Hochfläche, welche durch das tief eingerissene
Syrnthal in zwei ungleiche Teile gespalten wird, hat 2 evang.
Kirchen (darunter die jetzt umgebaute und
renovierte Hauptkirche St.
Johannis), eine kath.
Kirche, ein altes, hoch gelegenes
Schloß
(Hradschin) und (1885) 42,849 meist
evang. Einwohner. Plauen
ist einer der wichtigsten Fabrikorte des
Königreichs
Sachsen
[* 4] und
Mittelpunkt für
Weberei
[* 5] weißer Baumwollwaren
(Plauensche
Waren)
[* 1]
^[Abb.:
Wappen
[* 6] von Plauen.]
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in Deutschland, [* 8] als da sind: Musseline, Mulls, Jakonetts, Batiste und broschierte Waren (Gardinen);
ferner gibt es Weißstickereien, Fabriken für Konfektion und feine Wäsche, Baumwolle, [* 9] Streichgarn- und Vigognespinnereien, Zwirnereien, Bleicherei, Färberei, Appreturanstalten, Maschinen-, Papier-, Zigarren-, Leder-, Zementwaren- und Pianofortefabrikation, Kunst- und Handelsgärtnereien, bedeutende Bierbrauerei, [* 10] Ziegeleien etc. Der lebhafte Handel, besonders in den dort hergestellte Fabrikaten, wird durch eine Handels- und Gewerbekammer und eine Reichsbanknebenstelle unterstützt.
Besucht sind auch die dortigen Viehmärkte.
Plauen
hat ein Gymnasium (aus der Reformationszeit) nebst Realgymnasium, ein Schullehrerseminar, eine Baugewerks-, eine Handels-,
eine Frauenindustrie- und eine gewerbliche Fachzeichenschule, ein Landgericht, ein Hauptsteueramt, ein Konsulat der nordamerikanischen
Freistaaten etc. Zum Landgerichtsbezirk Plauen
gehören die 12 Amtsgericht zu Adorf, Auerbach,
[* 11] Elsterberg, Falkenstein,
Klingenthal, Lengenfeld i. V., Markneukirchen, Ölsnitz, Pausa, Plauen
, Reichenbach
[* 12] i. V. und Treuen. - Plauen
(Plawe) wurde wahrscheinlich
von den Sorben gegründet und gehörte zu Anfang des 12. Jahrh. den Grafen von Eberstein im Gau Dobna, dann seit 1230 den
Vögten von Weida.
Einer derselben erscheint 1232 als erster »Vogt von Plauen«
(s. Reuß,
[* 13] Geschichte). 1327 ward Plauen
böhmisches Lehen, 1466 von König
Georg Podiebrad dem Kurfürsten Ernst von Sachsen verliehen und 1485 der Ernestinischen Linie zugeteilt. 1547 belehnte Karl V. den
Burggrafen Heinrich V., einen Abkömmling der frühern Vögte, mit Plauen;
doch schon sein Sohn Heinrich VII.
verkaufte es 1569 für 110,000 Guld. an Kursachsen. Seit 1524 fand die Reformation durch den Dominikaner Raute und den Ordenskomtur
Eulner Eingang in der Stadt. Durch eingewanderte Schweizer wurde im 16. Jahrh. die Baumwollwirkerei in Plauen
eingebürgert. Von 1656 bis 1718 gehörte
Plauen
als Hauptstadt des Vogtlandes der Nebenlinie Sachsen-Zeitz, ward dann aber für immer mit Kursachsen vereinigt.
Vgl. Fiedler,
Die Stadt Plauen
im Vogtland (Plauen
1874);
Derselbe, Beiträge zur Geschichte der Stadt Plauen
(das. 1876);
Metzner, Plauen
und Umgebung
(das. 1887).
2) Dorf in der sächs. Kreis- und Amtshauptmannschaft Dresden,
[* 14] 2 km südwestlich von Dresden und mit diesem
durch Pferdebahn verbunden, an der Weißeritz und der Linie Dresden-Chemnitz der Sächsischen Staatsbahn, 112 m ü. M., hat zahlreiche
Willen und Landhäuser, eine Filiale der Taubstummenanstalt zu Dresden, 4 Bierbrauereien, eine große Kunstmühle mit Ölfabrik
und Brotbäckerei, 2 Waffelfabriken, Blechwaren-, Gewürzextrakt-, Pianoforte-, Dampfkessel-, Schamotte-
und Steinrohrfabrikation, Ziegeleien, Steinkohlenwerke, Syenitbrüche, starken Obstbau (besonders Kirschen) und (1885)
mit der Garnison (Pionierbataillon) 5192 meist evang. Einwohner. Plauen
gibt dem dahinter
sich öffnenden Plauen
schen Grund (s. d.) den Namen.