Das Platin des Handels enthält 2 Proz. Iridium und ist dadurch besonders geeignet zu Gefäßen, weil der Iridiumgehalt die Widerstandsfähigkeit
gegen chemische Agenzien erhöht. Platin ist weiß mit einem Stich ins Graublaue, weicher als Kupfer, sehr
hämmerbar und dehnbar, kaum weniger fest als Eisen, schweißbar, vom spez. Gew. 21,46, Atomgewicht 196,7, an der Luft bei jeder
Temperatur unveränderlich, schmilzt nur im Knallgasgebläse (bei etwa 1780°), absorbiert dabei Sauerstoff, erstarrt unter
Spratzen (weshalb das gegossene Platin noch unter dem Hammer
[* 17] verdichtet werden muß), ist nur löslich in Königswasser
und, wenn es mit einem in Salpetersäure löslichen Metall legiert ist, mehr oder weniger in Salpetersäure. Es verbindet sich
direkt mit Chlor, Brom, Jod, auch mit Schwefel, Phosphor, Arsen.
Die ätzenden Alkalien, noch leichter ein Gemisch von Salpeter und Ätzkali greifen es bei Rotglut an; beim
Erhitzen mit Kieselsäure und Kohle wird es kieselhaltig und spröde (deshalb dürfen Platintiegel nicht zwischen Kohlen erhitzt
werden); auch durch Einwirkung der Leuchtgas- und Spiritusflamme erfährt es eine Molekularveränderung, wird rauh und grau
und, wenn man es nicht nach dem Gebrauch mit rundkörnigem Seesand poliert, endlich spröde. Dies Verhalten
ist bei der Benutzung von Platintiegeln zu berücksichtigen.
Auch kann man Platinchloridlösung in ein siedendes Gemisch aus 3 VolumenGlycerin und 2 VolumenKalilauge
vom spez. Gew. 1,08 tröpfeln. Platin verdichtet
auf seiner Oberfläche bedeutende MengenSauerstoff. Infolgedessen fährt z. B. eine glühende Platindrahtspirale fort, in Alkoholdampf
zu glühen, indem sie die Oxydation des
letztern veranlaßt, wobei viel Wärme
[* 19] entwickelt wird. In besonders hohem Grad
findet sich aber diese Eigenschaft beim Platinschwamm und Platinschwarz.
Platin scheint zuerst im 16. Jahrh. beobachtet worden zu sein. Ulloa erwähnt es 1748 als Begleiter des Goldes, und in Spanien
[* 20] nannte
man es Platina del Pinto (kleines Silber vom FlußPinto in Südamerika). 1750 wurde es von Watson als eigentümliches
Metall beschrieben, und Achard stellte 1784 wohl den ersten Platintiegel dar. Wollaston, welcher 1803 und 1804 im Platinerz noch
das Palladium und Rhodium auffand, entdeckte auch die Schweißbarkeit des schwammförmigen Platins und legte damit den
Grund zu der Platinindustrie, welche der wissenschaftlichen Chemie und auch der Technik wesentliche Dienste
[* 21] leistete, indem sie
höchst feuerbeständige und gegen die meisten Reagenzien widerstandsfähige Gefäße lieferte. In Rußland prägte man 1828-45
Platinmünzen (in Stücken von 3, 6 und 12 Rubel), welche aber seitdem wieder eingezogen wurden.
Gegenwärtig werden in Paris
[* 22] Denkmünzen und Medaillen aus Platin geprägt. Die erste Platinmedaille soll 1783 zu
Ehren Chabaneaus, der angeblich zuerst Platin technisch verarbeiten lehrte, geprägt worden sein. Einen wesentlichen
Fortschritt machte die Platinindustrie durch die Untersuchungen von Sainte-Claire Deville und Debray, welche auch das Schmelzen
größerer Mengen mit Hilfe von Knallgas lehrten, nachdem bereits Macquer und Baumé das Platin mit Hilfe eines
Brennspiegels und Hare 1847 über 970 g Platin mit Knallgas geschmolzen hatten. Gegenwärtig schmelzt man Platinmassen bis zu 300 kg.
Das Platinerz zeigt, nach seinem gewöhnlichen relativen Mengenverhältnis geordnet, folgende Verunreinigungen:
Eisen, Iridium, Kupfer, Rhodium, Palladium, Osmium und Ruthenium. Bisweilen kommen Verfälschungen mit groben
Gußeisenfeilspänen und Gußeisenstückchen vor. Alles Platin färbt Salzsäure gelb; erwärmt man mäßig, so darf sich keine
Gasentwickelung zeigen. Bei Gegenwart von Gußeisen entwickelt sich Wasserstoff. Nach Deville und Debray schmelzt man 7-8 g
reines granuliertes Silber mit 2 g Platinerz (gute Durchschnittsprobe!) unter Borax
[* 27] und Kohle, läßt erkalten
und wägt den Regulus.
Zur Bestimmung des Iridiums löst man 2 g Platin in Königswasser, verdampft stark mit überschüssiger Salzsäure, neutralisiert
annähernd mit Ammoniak, fällt mit heiß gesättigter Salmiaklösung, wäscht den Niederschlag (Ammoniumplatin-
und -Indiumchlorid) mit Salmiaklösung aus, löst ihn in siedendem Wasser, versetzt ihn mit Schwefelwasserstoffwasser (um
Iridiumchlorid in Chlorür zu verwandeln), verdampft, fällt mit Salmiak, wäscht, glüht und wägt das Platin. Das Filtrat vom Niederschlag
verdampft man zur Trockne, glüht vorsichtig, zuletzt im Wasserstoffstrom, und wägt das Iridium.
oder Platina ist ein erst seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts bekannt gewordenes Edelmetall, welches nur
sehr wenig zu Luxusgegenständen verarbeitet wird, dafür aber dem Chemiker, Physiker und Techniker für
viele Arbeiten unentbehrlich wurde, weil es darin durch nichts zu ersetzen ist. Die erste Bekanntschaft mit diesem schweren
Metall (spez. Gewicht = 21,0-23,0) wurde in Südamerika gemacht bei
Gelegenheit des Goldwaschens. Man fand zwischen dem Gold
im Schwemmland hier und da ein weißes schweres Metall in Körner- und Sandform, das man, in Ableitung
von dem Silbernamen plata, platina, Kleinsilber oder etwas Silberähnliches nannte und nicht zu benutzen wußte; vielmehr
ließ die damalige spanische Regierung, nachdem sich herausgestellt, daß damit eine Verfälschung des Goldes durch Beischmelzen
möglich sei, die ersten gesammelten Vorräte ins Meer werfen.
Zu dem ersten Fundorte im Sande des Pintoflusses in Neugranada ergaben sich in der Folge noch weitere in Brasilien, Kolumbien,
Mexico, Peru und auf Domingo, von denen die kolumbischen am Westabhange der Anden die bedeutendsten sind. Von hier, aus Brasilien
und S. Domingo kamen kleinere Quantitäten des neuen Metalls nach Europa, wo dessen chemische und physikalische
Eigenschaften nach und nach festgestellt wurden, während eine ausgedehntere technische Verwendung erst vom Jahre 1830 an
Platz griff. 1822 entdeckte man das P. in den Goldwäschereien am östlichen Abhange des Ural und in weiter Erstreckung längs
der ganzen Bergkette.
Die russische Ausbeute übertraf bald die amerikanische bedeutend; man berechnet, daß Rußland durchschnittlich 2005 kg,
Südamerika etwa 425 kg jährlich an den Markt bringt, so daß etwa 2430 kg jährlich zur Verfügung ständen. Früher nahm
man allgemein an, daß Rußland viel mehr P. fördern könne, die Ausbeute aber, um hohe Preise zu halten,
beschränke. Die Verhältnisse haben sich aber geändert; Rußland macht nicht mehr allein die Preise. Das Metall findet
sich hauptsächlich in Goldländern und unter gleichen Verhältnissen wie das Waschgold, nämlich als Sand und kleine gediegene
Körner, in aufgeschwemmten oder in durch Verwitterung von Gebirgen entstandenen Erdschichten. In feinster Verteilung scheint
übrigens das Metall ein sehr gewöhnliches Vorkommnis in vielen Gebirgsarten und Erzen zu sein. Auch
in Deutschland, auf den Bleigruben zu Ibbenbühren, auf der Wilhelmshütte im Harz, ist etwas P. gefunden worden.
Das P. hat als beständige Begleiter eine Anzahl andrer Metalle, welche sämtlich entdeckt wurden, als man das P. genauerer
Untersuchung unterwarf. Diese Platinmetalle sind Iridium, Palladium, Rhodium, Osmium, Ruthenium; das erstere (s. d.) hat am meisten
technische Wichtigkeit. Sie sind alle wie das P. selbst im reinen Zustande weiß, schwer wiegend und schwer schmelzbar, meist
nur in Königswasser löslich und wenig geneigt, sich mit andern Elementen zu verbinden, daher alle nur
gediegen, weder als Oxyde, noch als Schwefelmetalle vorkommen.
Wenn gleichwohl immer von Platinerzen die Rede ist, so muß das für diesen Fall in einem besondern Sinne genommen werden.
Die Platinmetalle kommen nämlich außer in Sand- und Körnerform, wo sie schon durch Auslesen großenteils scheidbar sind,
öfter auch zu Stückchen und Stücken verbunden vor, zusammengewachsen oder durch fremde Zwischenmittel,
z. B. Eisen- und Kupfererze, Serpentin etc., verkittet. Solche, teils Metallglanz zeigende, teils unscheinbare
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schwarze Massen heißen Platinerze. Ihr Platingehalt und Wert ist sehr schwankend und aufs bloße Ansehen unbestimmbar. Das
größte in Amerika gefundene Stück Platinerz befindet sich in Madrid und wiegt nur 0,82 kg, während sich am Ural größere
Klumpen von 4-8 kg gefunden haben und der zur Zeit größte 9,43 kg wiegt. Auf der ergiebigsten fiskalischen
Wäsche am Ural erscheint das Platinerz in Form eines gleichartigen grauen schweren Sandes mit einzelnen metallisch glänzenden
Flimmern; es enthält bis 88% reines P., im Durchschnitt 70 bis 80%. -
Die Zerlegung der Platinerze und die Isolierung des P. geschieht nicht im Feuer, sondern auf nassem Wege
und gibt das Königswasser dazu den Schlüssel ab. Da die Platinmetalle, gleich dem Golde, nur von diesem Lösungsmittel angreifbar
sind, so kann aus den zu verarbeitenden Massen etwa vorhandenes gemeines Metall, wie Eisen und Kupfer, vorher durch Salzsäure
und selbst ein etwaiger Goldgehalt durch schwaches Königswasser ausgezogen werden, denn die Platinmetalle
erfordern zur Lösung heißes Königswasser in reichlicher Menge.
Die größte Scheideanstalt, welche fast alles uralische Erz verarbeitet, befindet sich in Petersburg. Man bringt daselbst
1,5-2 kg des gepulverten Erzes mit 7,5-10 kg Königswasser (aus 3 Tln. Salzsäure von 22° B. und 1 T. Salpetersäure von 40°
B.) in Porzellanschalen, welche durch ein Sandbad erwärmt werden. Für die roten Dämpfe, die sich bei
der Auflösung entwickeln, sind Ableitungen vorhanden. Wenn die Entwickelung derselben nach 8-10 Stunden aufgehört hat,
wird die Lösung abgezogen und neues Königswasser aufgegeben, um den Metallrest noch weiter auszuziehen.
Aus den abgezogenen Lösungen wird durch Zusatz von Ammoniak bis beinahe zur Sättigung und event. auch
durch Zusatz von Salmiak alles P. ausgefällt in Form eines gelben Niederschlags, Platinsalmiak, welcher aus einem Doppelsalz
von Chlorplatin und Salmiak (Chlorammonium) besteht. Durch schwaches Glühen dieser Masse werden alle flüchtigen Elemente
daraus vertrieben und das Metall bleibt allein in Form einer grauen schwammigen Masse, Platinschwamm,
zurück.
Aus der sauren Lösung der Platinametalle lassen sich auch die übrigen, Palladium, Iridium, Rhodium, durch besondre Fällungsmittel
abscheiden. Rhodium ist schon wegen seiner geringen Menge ohne Belang und auch Osmium ist ohne Gebrauchswert. Sein Verhalten
ist höchst eigentümlich; es ist ein säurebildendes Metall, das sich in feinverteiltem Bestande an
der Luft zu Überosmiumsäure oxydiert, welche als höchst unangenehm riechender und sehr giftiger Dampf auftritt. In den
Scheideanstalten bleibt es als ein schwarzes Pulver bei den nicht gelösten Rückständen; dies Pulver ist aber eine natürliche
Legierung von Osmium mit Iridium und wird in neurer Zeit, wo das letztere mehr Wert erhalten hat, zur Gewinnung
desselben benutzt. -
Der Platinschwamm ist diejenige Form, in welcher das P. gewöhnlich zuerst erscheint. Er bildet zerrieben und gesiebt ein
graues Pulver. Ein Platinschwamm, wie er zur Döbereiner'schen Zündmaschine gehört, ist
ein kupfernes Ringelchen mit einigen
hineingespannten Platindrähtchen, zwischen welchen der eigentliche Schwamm als die zündende Masse in
geringer Quantität eingedrückt ist. Um das pulverige Metall in Barren zu verwandeln, füllt man es, angefeuchtet, in stählerne
Cylinder und preßt einen stählernen Stempel mit Gewalt hinein, am besten durch eine hydraulische Presse.
Die so erhaltenen Scheiben oder kurzen Cylinder werden etwa 36 Stunden lang einer starken Glühhitze
ausgesetzt, und sintern dabei zu kleineren dichten metallischen Stücken zusammen, die sich durch Auswalzen in Blech, durch
Hämmern in Schalen, Tiegel u. dgl. umformen lassen,
denn das Metall ist dehn- und streckbar wie Kupfer. Die Kosten der Bearbeitung sollen in Rußland 61-66 Mk.
für 1 kg betragen. Das auf dem beschriebenen Wege gewonnene P. ist nicht rein und namentlich osmiumhaltig, wodurch es an
Geschmeidigkeit verliert und Geräte bei öfterm Erhitzen schadhaft werden. Längere Zeit mußte man sich mit solchen wenig
zuverlässigen Geräten behelfen, die außerdem in größern Stücken, wie die zur Eindampfung der Schwefelsäure
gebrauchten Kessel, nur mit den größten Schwierigkeiten durch Hammerarbeit hergestellt werden konnten.
Ein großer Fortschritt in der Technik des P. war es daher, als man das in gewöhnlichem Feuer gar nicht schmelzbare Metall
schmelzen lernte. Es gelingt dies in einer Flamme von brennendem Wasserstoff- oder Leuchtgas, in die man
Sauerstoff geführt. Die dabei entwickelte Hitze würde alle gewöhnlichen Tiegelstoffe zerstören; man benutzt daher einen
Tiegel oder vertieften Herd, der aus einem Stück gebrannten Kalkes geformt ist. Auf diese Weise lassen sich 12-20, ja selbst 100 kg
in einer Schmelzung in Fluß bringen, und es genügt zur Reinigung des Metalles, daß derselbe etwa eine
halbe Stunde lang unterhalten wird. Währenddem reinigt sich das P. durch Verflüchtigung des Osmiums und dadurch, daß etwaige
andre fremde Stoffe mit dem Kalk verschlacken. Es läßt sich auch das rohe Erz in gleicher Weise behandeln und eine brauchbare
Legierung von P. mit Iridium und etwas Rhodium erschmelzen.
Das umgeschmolzene Metall bildet eine schöne, homogene Masse, so gefügig und bearbeitbar wie das beste Kupfer und zum Gießen
tauglich, sodaß man die Schwefelsäurekessel jetzt einfach in Sand gießt oder vergießt und nachhämmert. Diese Kessel
kosten seitdem nur noch etwa ¼ der frühern enormen Preise und sind überdies besser. Auch über das
Verhältnis zwischen P. und Iridium ist man jetzt besser unterrichtet. Es hat sich gefunden, daß Legierungen aus beiden Metallen
für die Praxis sehr brauchbar und bei größerer Wohlfeilheit selbst besser sind als reines P. Bei 10-15% Iridiumgehalt
widersteht das P. der Hitze und den Säuren besser und ist viel härter als im reinen Zustande. Legierungen
mit 20% widerstehen selbst dem Königswasser fast vollständig. -
Das metallische P. verdankt seine vielfache technische und wissenschaftliche Anwendung seiner großen Widerstandsfähigkeit
gegen Feuer und die Einwirkung von Säuren und
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andern stark wirkenden Agentien. Die größten Platingeräte sind die schon erwähnten Schwefelsäurekessel; in chemischen
Laboratorien sind Tiegel, Retorten, Abdampfschalen, Bleche zum Einäschern organischer Substanzen und zur Prüfung von Flüssigkeiten
auf einen Rückstand, sowie Drähte unentbehrlich. Indes verlangt auch das P. hierbei gewisse Rücksichten: chlorhaltige Stoffe
z. B. können nicht darin geglüht werden, weil das Chlor, das eigentliche,
auch im Königswasser wirksame Lösungsmittel für die Edelmetalle, die Gefäße angreifen würde;
glühende Kohlen anderseits
in direkter Berührung mit dem Metall verderben und durchlöchern es ebenfalls.
Ebenso nachteilig sind Brom, Jod, Phosphor,
Schwefel, und zum Schmelzen von Metallen taugen Platingetäße auch nicht. In gewöhnlicher starker
Weißglühhitze ist das Metall, wenn auch nicht schmelzbar, doch weich, schmied- und schweißbar. In Rußland wurden früher
einmal Münzen, Drei-, Sechs- und Zwölfrubelstücke, daraus geprägt, die aber wieder eingezogen sind, weil der darin festgesetzte
Preis sich nicht aufrecht erhalten ließ. P. läßt sich gut zu Drähten ausziehen und zwar unter Anwendung
eines gewissen Kunstgriffs zu den denkbar feinsten.
Man umgibt einen stärkern Platindraht mit einer dicken Hülle von Silber und zieht diese Stange zu feinem Draht aus. Bringt
man denselben in Scheidewasser, so löst sich das Silber und es verbleibt ein Platindraht von mikroskopischer Feinheit. Die
Drähte haben mancherlei Anwendung, unter anderm bei Sprengungen mittels des galvanischen Stroms,
bei welchen ein feines, in die Leitung geschaltetes Drähtchen, das durch den Pulversatz geht und durch den Strom ins Glühen
versetzt wird, die Entzündung bewirkt. In der Zahntechnik wird P. in Legierungen mit Gold oder Silber zu künstlichen Gebissen
u. dgl. benutzt.
Auch Platinierungen auf galvanischem Wege auf Kupfer und andre Metalle werden mitunter angewandt. Das metallische P. wird
noch in einer andern Form, als höchstfeines schwarzes Pulver, Platinmohr oder Platinschwarz, verwendet. Es kann auf verschiedne
Weise dargestellt werden. Mischt man die Auflösung in Königswasser mit heißer Ätzkalilauge und setzt nach
und nach Weingeist zu, so fällt das Platinschwarz heraus. Ebenso wird dasselbe erhalten, wenn das Metall mit zwei Teilen
Zink zusammengeschmolzen, die spröde Legierung gepulvert und das Zink mit verdünnter Schwefel- und Salpetersäure ausgezogen
wird.
Das Zurückbleibende ist Platinschwarz. Man benutzt dieses technisch anstatt des kompakten P. zum äußerlichen Überziehen
von Schalen aus Kupfer oder Porzellan mit einer Platinschicht, die dann häufig an Stelle massiver Geräte gebraucht werden
können, oder, um den eisernen Kunstgußsachen einen angenehmen Farbeton zu geben. Das P. ist gegenüber dem Zink (nächst
der Kohle) der stärkste Elektrizitätserreger und bildet daher für gewisse Konstruktionen starker und kompendiöser
Batterien einen Bestandteil.
Die merkwürdige Eigenschaft des feinzerteilten Metalles, in Form von Schwamm, und mehr noch von Mohr, große Mengen von
Sauerstoff aus der Luft in seinen Poren zu verdichten
und dadurch in einen weit aktivem Zustand zu versetzen, findet sich
zwar auch an andern porösen Körpern, doch nicht in so hohem Grade. Schwamm und Mohr sind daher die
stärksten Oxydationsmittel, ohne sich dabei selbst zu verändern. Hieraus erklärt es sich, daß am Döbereiner Feuerzeug
der Wasserstoffstrahl am Schwamm entzündet wird und zu Wasser verbrennt, und daß darüber geleitetes schwefligsaures Gas
sich in Schwefelsäure, Weingeistdampf in Essigsäure, Ammoniakgas in Salpetersäure verwandeln. - Der
Preis des Metalls beträgt gegenwärtig etwa das Fünffache des Silber- und ein Drittel des Goldwertes. Fabriken, welche das
Metall zu Blasen, Kesseln, Tiegeln etc. verarbeiten, befinden sich in Petersburg, London, Paris,
Hanau. - Die Auflösung des P. in Königswasser ist die gebräuchliche Lösung, das Platinchlorid, dem Goldchlorid
entsprechend, und eine ebenso gelbrote Flüssigkeit wie dieses.
Zur Trockne eingedampft bildet es eine salzartige Masse, von der 100 g etwa 48 Mk. kosten. Man verwendet
es als chemisches Reagens und auch technisch, in der Photographie statt des Goldes zum Dunklermachen und Tönen der Bilder,
zum Platinieren auf galvanischem Wege, auf Porzellan und Steingut zur Erzeugung einer Art Versilberung,
nicht so brillant wie die echte und mehr ins Graue fallend, aber weit haltbarer. Neuerdings platiniert man in ähnlicher
Weise wie Porzellan auch Glastafeln und stellt dadurch gute und wohlfeile Spiegel her. Man arbeitet das Chlorid mit Lavendelöl
und einem bleihaltigen Flußmittel zu einer Masse zusammen, mit der man die Tafeln überzieht und nach
dem Trocknen in Muffeln brennt. Die spiegelnde Metallfläche liegt frei auf der vordern Seite des Glases, weshalb die andre
nicht poliert zu sein braucht. - Zoll s. Palladium. Hinzugefügt wird, daß Retorten, Tiegel etc. nicht zu den
Instrumenten zu rechnen und deshalb nach Nr. 20 a zollpflichtig sind. Platinschwamm
und andre chemische Verbindungen sind zollfrei.