Pirna
,
[* 3] Amtshauptstadt in der sächs. Kreishauptmannschaft
Dresden,
[* 4] an der Mündung der
Gottleuba in die
Elbe,
Knotenpunkt
der
Linien
Dresden-Bodenbach,
Pirna-Berggießhübel und Pirna
-Arnsdorf der
Sächsischen Staatsbahn, 120 m ü. M.,
hat an
Stelle der ehemaligen Festungswerke anmutige
Promenaden, 2 evang.
Kirchen (darunter die stattliche gotische Hauptkirche,
1502-46 erbaut, mit alten
Glasmalereien), eine neue kath.
Kirche, eine alte Klosterkirche (jetzt als Warenniederlage benutzt),
ein altes
Rathaus und (1885) mit der
Garnison (2 Abteil.
Feldartillerie Nr. 28) 11,898 meist evang. Einwohner,
welche Fabrikation von
Zigarren,
Glas,
[* 5] chemischen
Präparaten, emailliertem
Geschirr,
Malz, Schamotteöfen, ferner
Töpferei, Bierbrauerei,
[* 6] Gerberei,
Schiffbau,
Schiffahrt und
Handel, besonders mit
Getreide,
[* 7]
Obst und weitbekanntem pirna
ischen
Sandstein, betreiben.
Die in dem hier beginnenden
Elbsandsteingebirge auf beiden durch eine schöne
Brücke
[* 8] verbundenen
Ufern
der
Elbe betriebene Sandsteinindustrie beschäftigt gegen 8000
Arbeiter. Pirna
hat ein
Amtsgericht, eine
Realschule mit
Progymnasium,
ein Schullehrerseminar, eine
Handelsschule, ein Waisenhaus, ein
Armen- und ein
Krankenhaus,
[* 9] eine Privatirrenanstalt, eine Arbeitsanstalt
etc. Auf einer vorspringenden
Ecke des
Elbsandsteingebirges gründete
Kurfürst
August 1573 an der
Stelle einer alten
Burg Pirna
das
feste
Schloß
Sonnenstein, welches lange zum Staatsgefängnis diente, in welchem unter andern
Patkul (s. d.) saß. Im Dreißigjährigen
Krieg wurde es von den
Schweden
[* 10] vergebens belagert, während Pirna
selbst erstürmt ward. Im Siebenjährigen
Krieg ward es von
den
Preußen
[* 11] 1758 erobert. 1811 ward die
Irrenanstalt von
Torgau
[* 12] hierher verlegt, 1813 aber befestigten
die
Franzosen das
Schloß von neuem und behaupteten es bis in den
November gegen die Verbündeten. Nach der
Übergabe wurde es
der
Irrenanstalt wieder eingeräumt. Am
Fuß des Schloßbergs liegt die
Quelle
[* 13] Erlenpeter. - Pirna
ward von König
Heinrich I. 933 dem
Bistum
Meißen
[* 14] abgetreten.
In der Folge kam es an Böhmen [* 15] und 1249 als Heiratsgut der Prinzessin Agnes an Heinrich den Erlauchten, Markgrafen von Meißen; aber Albert der Unartige verkaufte es 1292 wieder an das Bistum Meißen, und dieses überließ es 1298 wieder Böhmen. Indes verpfändete es König Wenzel an den Markgrafen Wilhelm den Einäugigen (1404), und da es nicht wieder eingelöst wurde, verblieb es seitdem bei Kursachsen, das 1459 im Egerschen Vertrag das wirkliche Besitzrecht davon erhielt. wurde hier der Vertrag zwischen Sachsen [* 16] und dem Kaiser geschlossen, der den Prager Frieden einleitete. Die im Mittelalter durch Handel blühende Stadt geriet im 17. Jahrh. in Verfall, zumal während des Dreißigjährigen Kriegs, wo sie von den Schweden unter Banér eingenommen wurde. Im Siebenjährigen Krieg wurde in der Nähe die sächsische Armee von den Preußen gefangen.
Vgl. »Urkundenbuch der
Städte
Dresden und Pirna«
(hrsg. von v. Posern-Klett,
Leipz. 1875).
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